500 Demonstranten: Mehr Eltern und Beschäftigte bei Fridays for Future in Forchheim

20.9.2019, 17:51 Uhr
Laut Polizeiangaben sind 500 Menschen zum Klimastreik in Forchheim gekommen und vom Stadtpark zum Paradeplatz gezogen.

© Roland Huber Laut Polizeiangaben sind 500 Menschen zum Klimastreik in Forchheim gekommen und vom Stadtpark zum Paradeplatz gezogen.

„Mehr Wald, weniger Asphalt“, „Zukunft vor Profit“: Diese Aufschriften zieren die Plakate der Fridays-for-Future-Demonstranten. Der Forchheimer Stadtpark füllt sich nach und nach bis zum Auftakt der Klima-Demo um 12 Uhr. Unter dem Motto #AllefürsKlima wird heute auf der ganzen Welt gestreikt. Alle Neuigkeiten zum globalen Klimastreik finden Sie in unserem Liveticker. Alle Bilder zur Demonstration in Forchheim:

Schon am Vorabend läuteten die Jugendlichen den Protest  in Forchheim mit einer Mahnwache auf dem Paradeplatz ein, wo sie rund 20 Menschen erwarteten. Einige der Aktivisten von Fridays for Future übernachteten sogar gleich im Freien. "Wir werden immer dafür kritisiert, dass wir nur in der Schulzeit streiken. auch deshalb wollten wir die Aktion an einem anderen Wochentag machen", sagt Lena Kiermaier von Fridays for Future Forchheim.

Rund 500 Teilnehmer sind zusammengekommen, schätzt Matthias Düthorn, Einsatzleiter der Polizei Forchheim – also 50 mehr als bei der ersten Fridays-for-Future-Streik in Forchheim im März dieses Jahres . Jedoch waren diesmal weniger Schüler und mehr Erwachsene dabei. 

„Einige Schüler haben Angst vor den schulischen Konsequenzen und sind deshalb nicht gekommen“, sagt ein Forchheimer Schüler, der lieber anonym bleiben möchte. „Manche Eltern wollen nicht, dass ihre Kinder nachsitzen müssen“, weiß der Schüler Ben Schanda aus Forchheim. Eine 15-Jährige aus Ebermannstadt ist als Einzige aus ihrer Klasse zur Demo gekommen.

Das bayerische Kultusministerium veröffentlichte zuletzt eine Stellungnahme, in der es an der Schulpflicht festhält – mit Anweisung an die Schulleiter, „entsprechend und dem Einzelfall angemessen zu reagieren“. Es gebe laut Gesetz kein Recht auf einen Schülerstreik. Eine Befreiung zum Zweck der Teilnahme an den „Fridays-for- Future“-Demonstrationen sei nicht möglich. 

"Pädagogische Maßnahmen"

„Ich hätte das gerne vor zwei Wochen erfahren“, sagt Karlheinz Schoofs, Direktor des Ehrenbürg-Gymnasiums Forchheim. Bei der letzten Demo hätten die Eltern ihre Kinder befreit, die Schule habe die Sache abhaken können – das sei nun nicht mehr möglich gewesen. „Die Schüler schwänzen auf eigene Verantwortung, darauf reagiere ich mit pädagogischen Maßnahmen“, sagt der Direktor. Mitte Oktober gebe es eine Themenwoche zu Gesundheit und Nachhaltigkeit an der Schule, bei der die Schüler dann zusätzlich Referate halten oder andere Leistungen erbringen müssen. 

Am Herder-Gymnasium in Forchheim gibt es keine feste Regelung. „In der Schule war es ruhig. Ich gehe davon aus, dass alle am Unterricht teilgenommen haben“, sagt Studiendirektor Jürgen Sauer. Noch könne er nicht sagen, ob und wie viele Schüler gefehlt hätten. Das HGF ergreife „pädagogische Maßnahmen im weitesten Sinn“, so Sauer: „Es kann sein, dass wir die Schüler verpflichten, den Unterrichtsstoff nachzuholen, darüber entscheiden wir im Einzelfall.“

"Jugend hat verstanden, dass es um ihre Zukunft geht"

„Wir unterstützen die Jugend im Kampf für mehr Klimaschutz“, sagt Birgit Rabe aus Mittelehrenbach. Die 64-Jährige ist zusammen mit Wiltrud Weltzer zum ersten Mal zu einer Fridays-for-Future-Demo gekommen. „Die Jugend hat verstanden, dass es um ihre Zukunft geht. Ich finde das Engagement hervorragend“, sagt die 76-jährige Weltzer.

Neben Partnern wie Barbara Cunningham der Elternvereinigung Parents for Future und Christoph Wurmthaler der Forchheimer Energie- und Klimaallianz sind einige Bürger als Unterstützer gekommen. Ein 58-Jähriger aus Unterleinleiter, der lieber anonym bleiben möchte, wollte an seinem freien Tag ein Zeichen für mehr Klimaschutz setzen. 

Christine und Frank Höhle unterstützen ihre Kinder bei dem Thema und finden es gut, dass „diesmal alle Generationen aufgerufen waren, weil Klimaschutz uns alle betrifft“, so Dekanatsjugendreferent Frank Höhle. „Ich freue mich, dass so viele Menschen gekommen sind und auch alle Generationen – genau das wollten wir erreichen“, sagt Franziska Wild von Fridays for Future. 

"Bei diesem Thema Flagge zeigen"

Vereinzelt sind auch Kommunalpolitiker zum Klimaprotest gekommen, wie Grünen-Stadträtin Annette Prechtel, SPD-Stadtrat Rainer Büttner und Grünen-Kreisrat Karl Waldmann. „Stadträte sind Verantwortungsträger. Ich finde, sie sollten bei diesem Thema Flagge zeigen“, sagt Emmerich Huber, Sprecher der Grünen in Forchheim. Er war schon im März dabei und findet, dass „noch mehr in der Stadt passieren“ muss. „Wir brauchen mehr Bäume, haben freie Dächer und könnten was im Bereich energetische Sanierung tun. Die Zinsen sind niedrig, wir könnten jetzt etwas erreichen“, so Huber.

„Oft hören Einzelne als Kritik an Fridays for Future: Warum fährst du mit dem Roller statt dem Rad zur Arbeit? Warum isst du noch Fleisch? Schämst du dich nicht?“, sagt Schülersprecherin Katharina Büttner von Fridays for Future auf dem Paradeplatz. Wir sollten aufhören, uns gegenseitig klein zu machen und Fehler vorzuhalten. Sie fordert: „Lasst uns uns gegenseitig zu mehr Klimaschutz ermutigen!“

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