Afrikas Braukunst am Tor zur Fränkischen Schweiz

3.7.2013, 16:20 Uhr
Afrikas Braukunst am Tor zur Fränkischen Schweiz

© Horst Linke

Drei Kessel stehen im Feuer, der Sud köchelt leise vor sich hin. Holz knistert in der Glut, Regen prasselt auf das Blechdach, die Glocken der Klosterkirche läuten zur vollen Stunde. Nur die Hauptperson, die fehlt. „Sie hat sich jetzt doch entschieden, ihr traditionelles Kleid zu tragen“, sagt Urban Winkler, der Chef der Weißenoher Klosterbrauerei.

Sie, das ist Ine Kam, Bierbrauerin aus Burkina Faso. Im weiß-blauen Leinengewand schreitet sie durch den Torbogen, der zum Weißenoher Kloster führt – der Menschentraube vor ihrer Brauhütte entgegen. Vor zwei Wochen ist sie nach Deutschland geflogen, zum fränkisch-afrikanischen Bieraustausch.

Die Idee dafür hatte Dieter Weberpals, der Veranstalter der Afrika-Kulturtage, die von Freitag bis Sonntag, 5. bis 7. Juli, in Gräfenberg stattfinden. Das Hirsebier, das „Dolo“, soll dem Festival eine besondere kulinarische Note verleihen.

Dass Ine Kams Brauhütte nun im benachbarten Weißenohe und nicht in einer der Brauereien Gräfenbergs steht, liegt vor allem an dem vielen Platz in der Klosterbrauerei – und daran, dass Urban Winkler sich gleich begeistert von der Idee zeigte: „Vielleicht bin ein bisschen verrückter, ein bisschen offener für solche Sachen“, lacht der Bierbrauer. Am Sonntag ziehen Winkler und Ine Kam auf Tour durch die Brauereien des Fünf-Seidla-Steigs.

„Brauen ist Frauensache“

In ihrer Heimat betreibt Ine Kam, Mutter dreier Kinder, ein Cabaret – eine Art Biergarten. Davon gibt es in ihrer Stadt Bobo-Dioulasso knapp 500 Stück, erzählt Dieter Weberpals. „Bobo-Dioulasso braucht sich vor München nicht zu verstecken“, lacht der Organisator.

„In Burkina Faso ist Bierbrauen Frauensache“, erzählt Urban Winkler, der bei der selbstbewussten 27-Jährigen schon den „Brauerstolz und Brauerdickschädel“ entdeckt hat, für den auch die fränkischen Brauer bekannt sind. „Beim Bier lässt sie sich jedenfalls nicht reinreden.“

Seit zwei Wochen lebt Ine Kam bei den Winklers, hat mit ihnen schon das Brauereimuseum in Kulmbach besucht – und natürlich beim Bierbrauen in Weißenohe zugeschaut. „Ich habe mir alle Arbeitsschritte angesehen. Das Bier wird auf genau diesselbe Art und Weise gebraut – mal abgesehen von den Maschinen“, lässt sie über Weberpals, der als Übersetzer fungiert, ausrichten.

Wo Winkler Gerste und Hopfen verwendet, setzt Kam auf Hirse und Gluan, eine Baumrinde. Heraus kommt ein nahrhaftes Bier, das unvergoren und lauwarm auch zum Frühstück getrunken werden kann. Haltbar ist es nur drei oder vier Tage lang, für die Afrika-Kulturtage wird es ganz frisch zubereitet.

„Sie ist eine Bereicherung meines Wissens, meiner Ideen“, sagt Urban Winkler über Ine Kam – auch wenn die Verständigung nicht immer leicht ist. „Wir radebrechen in einem Mix aus Französisch, Englisch, Brauerjagon, Händen und Füßen“, lacht der Brauerei-Chef. Er will den kulturellen Bier-Austausch noch weiter treiben: Den Gegenbesuch in Burkina Faso hat er bereits ins Auge gefasst.

Die Afrika-Kulturtage finden von Freitag bis Sonntag, 5. bis 7. Juli, in Gräfenberg statt. Im Innenhof der Klosterbrauerei Weißenohe eröffnet die Botschafterin von Burkina Faso am Freitag um 16 Uhr offiziell das Cabaret, den Biergarten von Ine Kam. Am Sonntag geht Ine Kam dann auf Tour entlang des Fünf-Seidla-Steigs. Der Terminplan: 

14.30-15.00 Uhr:
Klosterbrauerei Weißenohe

15.15-15.45 Uhr:
Elchbräu Thuisbrunn

16.00-16.30 Uhr:
Brauerei Hofmann Hohenschwärz

16.45-17.15 Uhr:
Friedmanns Bräustüberl Gräfenberg

17.30-18 Uhr:
Lindenbräu Gräfenberg

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