Airbnb im Kreis Forchheim: Konkurrenz für Hoteliers?

31.1.2019, 05:58 Uhr
Airbnb im Kreis Forchheim: Konkurrenz für Hoteliers?

© Foto: Roland Huber

"Airbnb ist total unkompliziert, das läuft immer sehr entspannt", sagt Stephan Staats. Er vermietet über die Plattform eine Ferienwohnung mit Doppelbett für 40 Euro pro Nacht in der Forchheimer Altstadt. Allerdings wohnt er selbst in Schleswig-Holstein.

"Die Wohnung habe ich von meinem Opa geerbt, sie ist schon seit Ewigkeiten in Familienbesitz", sagt der 27-Jährige. Da er nicht selbst vor Ort ist, übernehmen Mieter im Haus die Schlüsselübergabe. "Am häufigsten übernachten Geschäftsreisende, ansonsten Wochenendtouristen, die auch gern die Fränkische Schweiz besuchen", ist sein Eindruck.

"Airbnb macht Spaß und ich lerne dadurch Leute aus aller Welt kennen", sagt Martina Wagner aus Allersdorf. Seit Herbst 2017 bietet sie ein Haus als Ferienunterkunft an. Bis zu acht Personen können in drei Schlafzimmern übernachten. 56 Euro bezahlen zwei Personen pro Nacht, jede weitere Person kostet zwölf Euro Aufpreis. "Viele junge Leute nutzen die Plattform gern. Ich habe schon Kletterer aus Portugal oder Spanien begrüßt, Geschäftsreisende oder Menschen, die für ein Familien- oder Freundestreffen angereist sind."

Nicht ums Geld kümmern

Bislang habe sie nur gute Erfahrungen gemacht und schätzt den "unkomplizierten Ablauf". "Die Leute zahlen an Airbnb, das Unternehmen zieht die Provision ab und ich bekomme den Rest überwiesen. Ich finde es gut, dass ich mich nicht selbst ums Geld kümmern muss", sagt sie.

Der Vermieter entscheidet aber selbst, bis zu wie vielen Tagen vor Anreise Interessenten noch kostenfrei absagen können oder wie lange sie bleiben dürfen. "Inzwischen biete ich nur noch ab zwei Übernachtungen an. Für eine Nacht ist es schon viel Arbeit mit den Betten und der Endreinigung." Die meisten Gäste bleiben Wagners Erfahrungen nach zwei bis drei Tage, im Sommer aber auch mal eine ganze Woche.

2008 gegründet

2008 wurde Airbnb in den USA gegründet, 2011 eröffnete die erste Niederlassung außerhalb der USA in Hamburg. 2015 vermietete in Forchheim nur eine einzige Anbieterin. Aktuell gibt es 18 Airbnb-Angebote. Weitet man die Suche auf das Umland aus, werden 300 Unterkünfte gelistet, die teilweise schon etwas weiter weg liegen, zum Beispiel in Bamberg oder im Kreis Erlangen-Höchstadt.

Durch die Kurzzeit-Vermietung gehe wertvoller Wohnraum verloren, sagen Kritiker. Manche bieten nur einzelne Gästezimmer an, andere aber auch ganze Wohnungen – zum Beispiel findet sich eine im ehemaligen Brauhaus auf Airbnb, dessen Neubau 2017 eingeweiht wurde.

"Gelegentlich vermietet"

Noch ist das kein Vergleich zu deutschen Großstädten, wo Airbnb in die Kritik geraten ist. Die Stadt Berlin wehrte sich zum Beispiel gegen die Plattform und Pendants wie Wimdu oder 9flats aufgrund des Wohnungsnotstands und der Befürchtung, dass viele Berliner ihre leerstehenden Wohnungen lieber regelmäßig Touristen zur Verfügung stellen, als sie langfristig zu vermieten.

In Nürnberg werden 1800 Unterkünfte über Airbnb angeboten. Etwas mehr als die Hälfte davon sind komplette Wohnungen, die "gelegentlich" vermietet werden. Neun Prozent der Appartements werden mehr als 180 Nächte im Jahr gebucht. Laut einer Auswertung der Stadt von 2017 werden 600 Wohnungen in Nürnberg dauerhaft an Touristen vermietet.

Gegen Zweckentfremdung

Im Nürnberger Wirtschaftsreferat wird deshalb gerade eine Zweckentfremdungssatzung vorbereitet. Jede Wohnung, die dem Immobilienmarkt durch Zweckentfremdung verloren gehe, sei eine zu viel, betonte jüngst Nürnbergs Wirtschaftsreferent Michael Fraas.

Die Pressestelle von Airbnb war auch nach mehrmaligem Nachfragen unserer Redaktion nicht zu einer Auskunft bereit. "Bislang kann ich in Forchheim noch keinen Verdrängungswettbewerb wahrnehmen", sagt Forchheims Wirtschaftsförderer Viktor Naumann. Aktuell sieht er keinen Handlungsbedarf.

"Forchheim ist eine wachsende Stadt, in der Wohnraum benötigt wird. Gleichzeitig wollen wir aber auch den Tourismus ausbauen." Naumann begrüße es, dass Privatmenschen den Tourismus in Forchheim vorwärts bringen. Die Nachfrage nach Airbnb-Übernachtungsmöglichkeiten zeige auch, dass Forchheim als touristisches Ziel wichtig sei. "Wir behalten die Situation aber im Blick, denn sie kann sich schnell ändern", betont Naumann.

"Kein Nutzen für die Region"

Kritisch sieht Sandra Schneider die Vermietung über Airbnb. Die Leiterin der Tourismuszentrale Fränkische Schweiz vermisst den Nutzen für die Region: "Wir unterstützen Gastgeber, indem wir Weiterbildungen anbieten, und den Tourismus, indem wir Journalistenreisen vermitteln, Vor-Recherchen für Medien übernehmen und für unsere Region werben", sagt sie. Airbnb habe natürlich kein Interesse daran, bestimmte Regionen zu stärken. "Die greifen nur den Benefit ab", findet sie.

"Aktuell ist die Lage schwer einzuschätzen", sagt Felix Langenbuch, Leiter des Hotels "Am Kronengarten" in Forchheim. Er beherbergt hauptsächlich Geschäftsreisende. "Derzeit läuft es gut, aber es könnte auch noch besser laufen."

Bernd Döttl, Eigentümer des Hotels Franken in Forchheim ist sich dagegen sicher: "Airbnb ist eine ernstzunehmende Konkurrenz für Hoteliers". Schließlich müsse er sich an Auflagen und Verordnungen zu Brandschutz, Hygiene und mehr halten und könne auch nicht so niedrige Preise wie Privatvermieter anbieten, da er seinen Mitarbeitern anständige Löhne zahlen will. Er würde sich Maßnahmen wünschen. "Wenn es so weitergeht, könnte es bei uns irgendwann wie in den USA kommen, dass kleinere Hotels verschwinden."

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