Aischgrund: Jeder Keller handhabt Corona-Regeln anders

13.7.2020, 16:53 Uhr
Aischgrund: Jeder Keller handhabt Corona-Regeln anders

© Julian Hörndlein

Seit Mitte Mai dürfen Biergärten und Keller wieder aufmachen und Brotzeit, Bier und Co. servieren. Immer mit am Tisch sitzen dabei aber nach wie vor die Corona-Auflagen. Zwar gibt es Vorgaben von staatlicher Seite, wie Gastronomen ihren Betrieb coronatauglich zu führen haben, vieles bleibt allerdings Auslegungssache. Das zeigt ein Blick auf verschiedene Bierkeller in der Region. „Wir machen Dienst nach Vorschrift“, sagt etwa Raimund Lunz, Inhaber der gleichnamigen Kellerwaldschänke in Willersdorf. Um den Betrieb überhaupt aufrecht erhalten zu können, hat er ein detailliertes Schutzkonzept ausgearbeitet: Am Eingang werden die Gäste im Computer registriert, anschließend bekommen sie eine Karte ausgehändigt, auf der die jeweilige Tischnummer zu finden ist. Vier Kategorien gibt es, alle Tische stehen so weit auseinander, dass der Mindestabstand von 1,5 Metern eingehalten werden kann. Lunz habe damit, wie er sagt, extremen Mehraufwand, obwohl aufgrund der Regeln nur die Hälfte des Umsatzes gemacht werde. „Die Auflagen sind wichtig, letztendlich geht es um Menschenleben“, sagt Sohn Christian Lunz in der Küche. Das Personal habe sich mittlerweile mit den Auflagen arrangiert. Auch die Gäste hielten sich zum großen Teil an die Regelungen, erzählt Vater Raimund. Trotzdem komme es immer wieder vor, dass sich Gäste entgegen der Karte auf einen anderen Tisch sitzen. Dadurch komme das System durcheinander.

Aischgrund: Jeder Keller handhabt Corona-Regeln anders

© Julian Hörndlein

Raimund Lunz wünscht sich von der Politik eine sinnvolle Anpassung der Maßnahmen, etwa, dass sich die Kunden den Tisch selbst aussuchen könnten. „Es wird mit zweierlei Maß gemessen“, erklärt er mit Hinblick auf andere Branchen. Auch würde kaum oder gar nicht kontrolliert werden.

„Kontrolliert wird, wenn Personalkapazitäten vorhanden sind“, erläutert Landratsamt-Pressesprecher Holger Strehl auf Nachfrage. Bisher habe es noch keine Probleme gegeben, meint er. Strehl verweist auf das „Hygienekonzept Gastronomie“ von Wirtschafts- und Gesundheitsministerium, das auf der Corona-Sonderseite des Landratsamts heruntergeladen werden kann. Das Konzept gibt Rahmenbedingungen vor, wie Gastronomen sich zu verhalten haben. So heißt es, dass eine Gästeliste geführt werden sollte, außerdem ist der Besucherstrom so zu lenken, dass keine Schlangen entstehen. Trotz Konzept sind manche Regeln durchaus Auslegungssache: „Die Regeln sind natürlich auf die jeweilige Lokalität abzustimmen“, so Strehl.

Ein paar Kilometer weiter nordwestlich der Kellerwaldschänke hat Franz Roppelt auf seinem Keller in Stiebarlimbach Bauzäune aufgestellt, damit sich vor Getränke- und Essensausgabe niemand in die Quere kommt. Zudem herrscht, wie auf sämtlichen Kellern, Maskenpflicht außerhalb des eigenen Tisches. „Es gibt keine Getränke ohne Maske“, sagt Roppelt. Die Gäste würden sich daran auch halten, wenn jemand nach längerer Zeit am Tisch mal seine Maske vergesse, werde er darauf aufmerksam gemacht.

Roppelt setzt die Gästeliste anders um: Neben dem Ausschank füllen die Gäste Zettel mit ihren Kontaktdaten aus und werfen sie in eine Box. „Die Leute sind dazu bereit, mitzumachen“, weiß Roppelt nach knapp zwei Monaten Corona-Betrieb. Die anfängliche Befürchtung, Keller dürften nur mit Bedienung statt mit Essensausgabe öffnen, gilt nicht. Während die Bierkeller im Aischtal traditionell bereits auf Essensausgabe setzen, sind im Forchheimer Kellerwald häufiger Modelle mit Bedienung zu finden. Das Hygienekonzept sieht hierzu vor, dass zwischen Gast und Kellner stets ein Mindestabstand von eineinhalb Metern eingehalten werden muss.

Ein ähnliches Registrierungssystem wie in Stiebarlimbach ist am Dorfkeller in Hallerndorf anzutreffen. Auch dort füllen die Gäste einen Zettel aus. Für Inhaber Christian Volkmuth war es zu Beginn nicht einfach, die Auflagen umzusetzen: „Das kann man nicht so einfach aus dem Ärmel schütteln“, meint er.

„Die Auflagen sind mit extremen Organisations- Aufwand und auch Mehraufwand von Personalkosten verbunden, allerdings müssen wir da nun zusammen durch“, erklärt Steffen Ramer, Pächter des Rittmayer-Kellers auf dem Kreuzberg. Auch er hat wie gefordert einen Pandemieplan aufgestellt sowie seine Mitarbeiter in den Auflagen unterwiesen und unterschreiben lassen. Er habe gemerkt, dass mit der 10-Leute-Regelung häufiger Abstandsregeln vernachlässigt werden würden. „Da greifen wir knallhart durch“, meint Ramer. Trotzdem würde ein solches Verhalten mancher Gäste dafür sorgen, dass Kunden sich verunsichert fühlen würden. Ramer schätzt die Umsatzeinbußen auf mehr als 55 Prozent. Er wartet auf die Politik, weitere Finanzierungshilfen schaffen. „Wir haben nicht mehr lange Zeit, um Geld zu verdienen. Die Saison ist nach den Sommerferien vorüber und uns wird die schöne Zeit im März, April und Mai fehlen“, meint der Pächter.

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