Als wir es den Schweden gezeigt haben

12.5.2012, 10:00 Uhr
Als wir es den Schweden gezeigt haben

© Huber

Es war im April 2008, da erklärte der städtische Kulturreferent Dieter George die Idee eines „Lapidariums“, einer Ausstellung der fürstbischöflichen Wappen, die einst an der Festung angebracht waren und seit über 100 Jahren eher lieblos im Hof der Kaiserpfalz und im Saltorturm gelagert wurden. Schon länger hatten sich die städtischen Fremdenführerinnen Gedanken gemacht, wie die stolze Festungsgeschichte der Stadt für Touristen endlich aufgearbeitet werden könnte. Beides zusammen ergab die Idee eines „Kasemattenmuseums“, mit einer Inszenierung des Dreißigjährigen Krieges, als das schwedische Heer Forchheim belagerte.

Ringen um das Geld

Aber wie das so ist in der Lokalpolitik: Aus der guten Idee wurde ein Ringen um 1000-Euro-Beträge im Sitzungszimmer des Rathauses. Schließlich konnte das Projekt nur mit Hilfe großzügiger Zuschüsse gestemmt werden: EU, Bayerische Landesstiftung, Kulturfonds Bayern und die Oberfrankenstiftung steuerten den Löwenanteil bei, so dass der Stadt 18000 Euro blieben, die sie im Etat bereitstellen musste. Eine Kostensteigerung um 90000 Euro fingen als private Sponsoren die Kaupert-Stiftung, der Förderkreis Kaiserpfalz und der Heimatverein auf.

Selbst die vergleichsweise geringen 2000 Euro Unterhaltskosten pro Jahr wurden zerredet. Erreicht wurde die Summe nur, weil sich Besucher an der Hauptkasse in der Pfalz melden müssen und dann von einer Museumsaufsicht zur nahen Roten Mauer geführt werden. Und das auch nur sonntags (10 bis 17 Uhr) und nur im Sommer — einerseits aus Kostengründen, andererseits, weil in der Planungsphase drei Fledermäuse entdeckt wurden, die laut Naturschutzbehörde nicht gestört werden dürfen. Ob die drei noch da sind, weiß indes kein Mensch.

Es ist also tatsächlich kein eigenes Museum, was da mühsam entstanden ist, sondern eine Zweigstelle des Pfalzmuseum. Aber eine sehenswerte. Das schmucklose Holztor in der Wallstraße wurde ersetzt durch eine Stahl-Glas-Konstruktion, durch die der Besucher in einen kurzen, abschüssigen Gang gelangt. Hier sind die Wappensteine der verschiedenen Fürstbischöfe auf rote Podeste gestellt. Leuchten inszenieren die Steinmetzarbeiten und arbeiten die Strukturen heraus.



In der eigentlichen Kasematte angekommen rufen Hörspielstationen plus lebensechte Puppen die dramatischen Ereignisse des Dreißigjährigen Kriegs und hier besonders des Jahres 1634 in Erinnerung, als die Schweden Forchheim belagerten — und nie einnahmen, wie jedes Forchheimer Schulkind lernt. Die Stadt war damals die modernste Festung Süddeutschlands, gebaut nach der bösen Erfahrung des Zweiten Markgrafenkriegs, als Albrecht Alcibiades Forchheim einnahm und brandschatzte, wie Kreisheimatpfleger Andreas Weber in seiner Festrede detailreich ausführte.

Höhepunkt des Museums, schon optisch, ist ein hölzerner Tretradkran, nach historischen Plänen aus dem Deutschen Museum gebaut von der Zimmerei Heim. Hier darf jeder anfassen: Zwei Kinder können per Seilzug rund 500 Kilogramm schwere Sandsteinquader heben. Mit Hilfe derartiger Kräne wurde die Festung 200 Jahre lang immer wieder ausgebaut, bis sie im 19. Jahrhundert schließlich jeden Sinn verlor und zum großen Teil geschleift wurde.

In einem gewagten Bogen verband OB Stumpf die neue Museumszweigstelle mit dem aktuellen Bau der Stadtbücherei und schloss: Es gebe kulturell einen „Forchheimer Weg“ und die Stadt „braucht keinen gemanagten Kulturbetrieb“, eine Anspielung auf die Forderung des Jungen Theaters nach einer Professionalisierung der Kulturpolitik der Stadt.

In den Kasematten der Roten Mauer beim Rundgang dann große Erleichterung bei Museumsleiterin Susanne Fischer. Eine „Punktlandung“ sei der Umbau in nur einem Dreivierteljahr gewesen. Und Tourist-Information-Leiterin Irene Mattle setzt trotz der sperrigen Öffnungszeiten auf Gruppenführungen: Die Kasematten würden neue Besucher nach Forchheim ziehen, ist sie überzeugt.

Mehr Fotos unter www.nn-forchheim.de

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