Alter Asphalt in Weingarts: Die Entsorgung wird teuer

16.4.2021, 08:03 Uhr
Alter Asphalt in Weingarts: Die Entsorgung wird teuer

© Foto: Petra Malbrich

Die Gemeinde Kunreuth steckt deswegen ein wenig in der Bredouille. Denn um Synergieeffekte zu nutzen, wollte die Gemeinde die schadhaften Stellen des Kanals in Weingarts ausbessern, wenn das Staatliche Straßenbauamt die Staatsstraße 2236 herrichtet, was die Ortsdurchfahrt von Weingarts betrifft. Also wäre die Gemeinde der Erste, der die Straße aufreißt, und müsste sich um die Entsorgung des Asphalts kümmern. Das ist jedoch weder einfach noch billig: "Wir haben zwischenzeitlich Bohrproben vom Asphalt erhalten und es wurde belastetes Material festgestellt. Er ist teerhaltig und gilt als Sondermüll Nummer eins", erklärte Jonas Pohl von der mit der Planung der Kanalsanierung beauftragten Firma Weyrauther aus Bamberg. Der Asphalt könne als Sondermüll in der Umgebung nicht entsorgt werden.

Doch es kommt noch dicker: "In der Ortsdurchfahrt sind mehrere Asphaltschichten aufeinander, über 40 Zentimeter", erklärte Max Brust, ebenfalls von der Firma Weyrauther. "Kann kalkuliert werden, welche Entsorgungskosten uns entstehen", wollte Bernd Wolhöfer (Bürgerliste Ermreus) wissen. "Es wird immer schwieriger, belastetes Material loszubringen", antwortete Brust. Die Mülldeponie in Gosberg jedenfalls nehme nicht einmal landkreiseigenen Alt-Asphalt an. Der als Sondermüll deklarierte Asphalt werde statt dessen mit Schiffen in die Niederlande gefahren und dort verbrannt. "Etwa 135 Euro kostet eine Tonne Entsorgung", sagte Brust. Die Räte hatten damit auch ein Beispiel, warum auf Autobahnbaustellen mitunter abgedeckte Asphalthaufen liegen.

Welche Variante darf es sein?

Je nachdem, welche Variante der Kanalsanierung die Gemeinde wählt, fallen die Entsorgungskosten für den Asphalt an: Ursprünglich war Variante 1 angedacht, die hydraulisch die beste Lösung wäre. Alle hydraulisch überlasteten Kanäle im gesamten Ortsbereich sollten ausgewechselt werden, ohne weitere Maßnahmen wie Rückhaltungen anzubringen. Doch diese Lösung ist am aufwendigsten und dauert am längsten, weshalb sie aufgrund des Zeitdrucks durch die unmittelbar anstehende Straßensanierung wieder verworfen wurde. Ungefähr 710 Meter Straßenbelag müssten bei dieser Variante entsorgt werden.

Berechnet man 120 Euro pro Tonne bei einer 20 Zentimeter starken Asphaltschicht, dann würden rund 100.000 Euro an Entsorgungskosten auf die Kommune zu kommen. Die Varianten 3 und 4 sind nur entstanden, weil eine schnelle Lösung gefunden werden musste. Bei der Variante 3 würden zwei Stauraumkanäle im oberen Kanalbereich eingebracht werden, um die Wassermengen unterirdisch zu drosseln. Dem Kanalnetz würde so weniger Wasser zugeleitet werden, was den Kanal hydraulisch entlastet. Der Vorteil wäre, dass dies schon vor den Straßenbaumaßnahmen geschehen könnte und auch geringere Kosten für die Entsorgung des belasteten Materials entstehen würden.

Mit noch höheren Kosten müsste die Gemeinde bei Sanierungsvariante 4 rechnen. Diese baut auf der vorherigen Variante auf, sieht jedoch neben den beiden Stauraumkanälen zusätzlich einen Bypass zum Kanal Richtung Sportplatz vor. In den beiden Varianten 3 und 4 müssten die Schachtdeckel vorübergehend verschraubt werden. Trotzdem wäre in beiden Varianten der Kanal im unteren Bereich hydraulisch überlastet. Die beiden Regenauffangbecken, auf die 2. Bürgermeister Edwin Rank (CSU/Bürgerblock) hinwies, um den Regen nicht in das Kanalsystem zu leiten und damit Mehrkosten beim Abwasser zu verursachen, wären in allen drei Varianten vorhanden.

Das Gespräch wird gesucht

Allerdings sind die Kosten dafür nicht in der Berechnung der Kanalsanierung enthalten, da es sich dabei um eine Maßnahme des Hochwasserschutzes handelt. Diese wird gesondert berechnet und kostet ungefähr eine Million Euro. "Wo bekommen wir die zusätzliche Million her", fragte sich Bürgermeister Ernst Strian (Demokratie). Am wenigsten Entsorgungskosten für den Asphalt entstehen bei den Varianten 3 und 4. Allerdings sind diese beiden Varianten durch die Regenrückhaltebecken und den Bypass teurer. Die Mehrkosten im Vergleich zur Variante 1 (die rund 1,85 Millionen Euro kostet) betragen rund 400 000 Euro. So werden die Kosten insgesamt ungefähr mit 2,2 Millionen Euro beziffert.

Was also tun? Letztendlich hänge es vom Staatlichen Straßenbauamt ab, hieß es: Wenn die Straße nämlich erst im nächsten Jahr saniert werde, könnte die Gemeinde Kunreuth die beste Variante 1 wählen. Und mit der Kostenersparnis von 400.000 Euro könnten dann die höheren Entsorgungskosten für den Asphalt beglichen werden. Klarheit soll jetzt ein Gespräch mit dem Staatlichen Bauamt bringen, um einen Zeitplan zu erhalten. Das ist der erste Schritt, der jetzt gegangen wird, wie es hieß.

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