AltstadtFETZT: Musikalischer Genuss trotz Regenguss

27.6.2016, 06:00 Uhr
AltstadtFETZT: Musikalischer Genuss trotz Regenguss

© Fotos: Güldner/Huber

Es fühlte sich an wie in den Südstaaten. Unbarmherzige Sonne und die hohe Luftfeuchtigkeit machten den etwa 300 Zuhörern zu schaffen. Derweil trieb das musikalische Floss der „Black Rose Blues Band“ den Mississippi hinab. Dort, wo das Wasser richtig schlammig ist, war ein gewisser „Muddy Waters“ zu hören, den Schlagzeuger Reiner Kramer (Lauf) kongenial wiederbelebte. Das Trio um Sänger Hans-Peter Müller (Heroldsbach), den Slide-Gitarristen Steffen Winkler (Bayreuth) und den Bassisten Christian Lotter (Neustadt/Aisch) machte auch Abstecher nach Texas zu T-Bone Walker und erfreute sich an Willie Dixons „300 Pounds of Joy“. Ein Glück, dass nicht jede der zweideutigen Zeilen von der Einsamkeit im Schlafzimmer auf Anhieb verständlich war.

Gar nicht mehr aufstehen durfte Fabian Wegmann (Heroldsbach). Der Keyboarder war einerseits dem Chicago-Blues zugetan, andererseits gehörte er zur „Familie“, und so blieben nur wenige Minuten Pause. In der Band „The JAMily“ wechselten sich Kati Ritter, Gerhard Weiß, Frank Polster, Peter Lassner und Rudi Neite am Mikrofon ab. Übrigens war Kati Ritter die einzige (!) Frau, die am Wochenende auf der Bühne stand.

An den Gitarren sorgten Andi Klier, Wolfgang Hoffmann und Rainer Adebahr dafür, dass „The Police“ nichts zu beanstanden hatte. Die Rhythmus-Section bildeten Tobias Seitz (Bass) und Chris Weigl (Schlagzeug), die es im „Dreadlock Holiday“ entspannt angehen ließen, um im „Rapper´s Delight“ aufzudrehen.

Beim megafon-Projekt „For the unknown reason“ war den Zuhörern nach den ersten ungeraden Takten klar, wohin die Metalreise gehen würde. Denn die Stücke, die dem Kopf des früheren Forchheimers Benedikt Billich (Gitarre) entströmten, und die er mit seinem Bruder Johannes Billich (Schlagzeug), dem Bassisten Daniel Saffer (Neuses) und Stimmwunder Robert Hübschmann (Forchheim) performte, hatten alles, was Progressive Rock-Fans sich wünschen durften.

Newcomer statt Coverversionen

Waren es am Freitag Formationen, die mit Cover-Versionen überzeugten, ließen am Samstag Bands aufhorchen, die ihre eigenen Kompositionen mitgebracht hatten. Eine wohltuend akustische Art hatte das Bamberger Duo „Midnight Sunrise“. Die beiden Singer/Songwriter David Fleischer und Fritz Köstner konnten mit „Summerdays“ zwar den Regen nicht vertreiben konnten, aber die schlechte Laune des Publikums. Das blieb, als sich andernorts bereits die Bierbänke leerten.

AltstadtFETZT: Musikalischer Genuss trotz Regenguss

© Fotos: Güldner/Huber

Den krachenden Abschluss des Konzertreigens machte ein völlig überfüllter Aufzug, dem der aufkommende Wind den Trockennebel um die Ohren wehte. Den Knopf im „Overcrowded Elevator“ bediente Alexander Scholta, der vorbei an R.E.M. und den Red Hot Chili Peppers in eigene Etagen fuhr. Folgerichtig stärkten sich einige Zuhörer mit Chili-Bratwürsten aus der megafon-Grillbude. Dabei musste die Band beim Liebeslied „Matter“ erst einmal auf ihren Drummer Jonas Ackermann verzichten, der etwas überraschend die Rückkehr seiner Freundin nach einem dreiviertel Jahr in Australien erlebte.

Für Christian Schmidt (Kersbach) an der Gitarre und den „Bass-Schlumpf“ Michel Lindenberger (Hausen) war es das letzte Konzert für „Overcrowded Elevator“. Beide wollen eine Solo-Karriere beginnen. Wer in Zukunft aus drei Akkorden das Maximum herauskitzeln soll, steht auch schon fest und auf der Bühne: Yannik Südbeck. Nach neun Stunden abwechslungsreicher Musik aus der Region klangen einem die Ohren. Aber es fühlte sich gut an.

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