Alwin Gebhardt will für Unterleinleiter ein verbindender Bürgermeister sein

15.4.2020, 14:10 Uhr
Alwin Gebhardt will für Unterleinleiter ein verbindender Bürgermeister sein

© Foto: Marquard Och

Einen Steinwurf von seinem Wohnhaus entfernt, treffen wir am Dürrbrunner Dorfbrunnen den neuen Bürgermeister der Gemeinde Unterleinleiter. "Ich will ein verbindender, kein trennender Bürgermeister sein", ist Gebhardts Osterbotschaft. Das suggeriert: Riediger und seine FWG-Vorgänger Gerhard Sendelbeck (Dürrbrunn) sowie der verstorbene Fritz Wunder (Unterleinleiter) hätten da was anders gemacht? "Nicht im Entferntesten ist das mein Ansatz", sagt Gebhardt. "Schon dass ich in Dürrbrunn aufgewachsen bin, von Ende der 1980er Jahre bis zur Scheidung 2014 in Unterleinleiter gewohnt habe, prädestiniert mich zur Verbindung – beide Dörfer liegen mir loyal am Herzen, ich werde nicht auf die Stimmenanteile schauen." Dazu kommt das Versprechen: "Alleingänge von mir wird es nicht geben".

Unbeschriebener Kirchenpfleger

Außer dass die DWV vor der Wahl 2014 schon Kontakte zu dem gelernten Bankkaufmann geknüpft hatte, ist Alwin Gebhardt politisch ein unbeschriebenes Blatt. Seit vier Perioden bekannt ist seine ehrenamtliche Tätigkeit als Kirchenpfleger der katholischen Kirchenstiftung. Zusammen mit Elisabeth Eberlein und Helmuth Ochs versieht er den Mesnerdienst. Seit 20 Jahren leitet der Gitarrist die Band Credo, die für das "Neue geistliche Lied" steht.

Bis zur Wende war Gebhardt Ausbildungsleiter des Landkreis-Betriebsleitzugs, bis heute ist der 57-Jährige in der Feuerwehr Unterleinleiter aktiv und mit dem Musiker, seinem Sohn Johannes, der Blaskapelle Unterleinleiter-Dürrbrunn zugehörig. Der berufliche Werdegang des ehemaligen Zweigstellenleiters der "Raiba" Streitberg – später Muggendorf, zuletzt Heiligenstadt - liest sich so weiter: Mitarbeiter einer Einzelhandelsfirma und der Ebermannstädter Postagentur, 1990 Angestellter einer hessischen Zeitarbeitsfirma. 

"Ausbeutung ist nicht meine Vorstellung von Leben und leben lassen", sagt Alwin Gebhardt aus heutiger Sicht im Hilfsdienst der Malteser des Erzbistums Bamberg mit Sitz in der Domstadt. Seit 2016 ist Gebhardt Einkäufer und Auftragsabwickler, hält Vorträge und ist von Hof bis Ansbach unterwegs. Viel Zeit bleibt dem Waldarbeiter und E-Biker für die Natur nicht mehr, immerhin, eine Hausbrauerei mit dem entsprechenden Kühlsystem haben Vater und Sohn eingerichtet. Durchaus möglich, dass zum Amtsantritt ein Fässla der von Johannes kreierten Marke "Hannibräu" zum Anstich kommt.

Langweilige Wahl

Schlüssig bleibt Gebhardts Begründung für die Einmischung in das politische Geschehen: Als sich herauskristallisierte, dass es von der FWG keinen Gegenkandidaten zu Gerhard Riediger gäbe, war es an der Zeit für die eigene Bewerbung – denn, so Gebhardt – "etwas langweiligeres als eine Wahl ohne Auswahl gibt es nicht". Noch vom alten Gemeinderat ist über den Haushalt 2020 zu beraten und zu beschließen, dabei sind die Pflöcke für die Dekade bereits eingerammt.

Über zehn Millionen Euro stehen für die Sanierung der Wasserversorgung, Tiefbohrung im Dürrbachtal und den Kanalerneuerungen an – von den Haushalten wird das auch nach erhofft hohen Fördermitteln des Freistaats nicht zu erwirtschaften sein. Die Bürger werden zur Kasse gebeten werden müssen. Dies, wie die Schaffung von Bauland, Beseitigung von Leerständen im Rahmen der Dorferneuerung, werden Aufgaben sein, die bei geringer freier Finanzspanne Geduld voraussetzen, was dem künftigen Oberen der 1230 Einwohner nur zu bewusst ist.

Die Abwahl hat Gerhard Riediger schwer getroffen, ein Hehl hat er daraus nicht gemacht. Nach dessen freimütiger Gratulation zum Wahlsieg haben erste Übergabegespräche im Ebermannstädter Rathaus mit Bürgermeisteramtsleiter Andreas Kirchner stattgefunden, involviert auch die VG-Chefin, Ebermannstadts Bürgermeisterin Christiane Meyer (NLE).

Ein Glücksfall für die Gemeinde

Zu den Sanierungen stehen Beschlüsse aus. Für Alwin Gebhardt hat die Überwindung der Corona-Krise zunächst Priorität. Bislang funktioniert die bewährte Nachbarschaftshilfe. Besonders am Herzen liegt dem "Kirchenmann" der inzwischen genehmigte Ersatzbau der Kindertagestätte St. Josef. "Es ist doch ein Glücksfall, wenn sich die Erzdiözese Bamberg zur Entscheidung der Kirchenverwaltung solidarisch erklärt und mit der 400 000 Euro Beteiligung der politischen Gemeinde an den fast drei Millionen Euro Gesamtkosten beteiligt", betonte Gebhardt. 1,8 Millionen Euro Fördergeld fließt vom Staat.

Zu den im Gemeinderat schon einmal verbreiteten Bedenken, dass die Kommune vielleicht an einem Teil der 200 000 Euro Belastung der Kirchengemeinde hängen bleiben könnte, unterstrich Gebhardt: "Keine Sorge, die Kirchengemeinde wird die Verpflichtung erfüllen."

Die Reduzierung der Arbeitszeit bei den Maltesern war Ausgangspunkt zur Bewerbung um das Bürgermeisteramt überhaupt. Seine Chefin stand dem von der ersten Anfrage an aufgeschlossen gegenüber. Es sei alles geregelt.

Die Zeit für die mit Johannes geteilten Hobbys ist schon jetzt knapp. Und: es wäre ein "Ladarer" Alleinstellungsmerkmal, wenn dem Amtseid im Rathaus vom Unterleinleiter der 13-fache "Blob" mit einem "Hanni-Seidla" folgen würde.

Verwandte Themen


Keine Kommentare