Am Tag des Bieres: Flaschen statt Fässer öffnen

22.4.2021, 19:53 Uhr
Am Tag des Bieres: Flaschen statt Fässer öffnen

© Foto: Klesper

Um Menschenansammlungen zu vermeiden, hatten die Wirte des FünfSeidla-Steigs bereits im vergangenen Jahr freiwillig auf eine Öffnung verzichtet. Heuer ist selbst mit strengen Hygienekonzepten eine Öffnung überhaupt nicht erlaubt. "So etwas hat es noch nie gegeben", sagt Ralf Stockum vom Lindenbräu in Gräfenberg. Weder eine Öffnung der Wirtschaften noch der Biergärten ist drin. Daran ändert auch der Tag des Bieres nichts. "Wir bräuchten eine Eröffnungsstrategie", findet Irene Brehmer-Stockum.

Doch diese scheint nicht in Sicht. Auch wenn nun Tests in den Schnelltestzentren angeboten werden, ist es für die Wirte fraglich, ob jemand einen Test für einige Euro bezahlt, um dann im Biergarten eine Maß trinken zu dürfen. Nicht im Biergarten, aber zumindest zu Hause trinken die Leute allerdinsg doch ihr Bier.

Am Tag des Bieres: Flaschen statt Fässer öffnen

© Foto: Petra Malbrich

Hier geht der Trend weg von großen Anbietern und hin zum regionalen Bier. Urban Winkler, der Inhaber der Weißenoher Klosterbrauerei, bedauert, nicht gemeinsam mit seinen Kunden das Bier genießen zu können, doch die Kunden würden mit ihrer Unterstützung Solidarität zu Brauern und Brauereigaststätten leben und damit den eigentlichen Sinn des Tags des Bieres verwirklichen, so Winkler: Die Wertschätzung des Biers als Lebensmittel. "Die Biertrinker haben gezeigt, dass man das Bier auch zu Hause genießen kann", sagt Winkler.

Richtig toll sei es, dass die Leute nicht "auf Malle" irgendein Bier getrunken hätten, sondern Gerstensaft aus der Region zu Hause in der Stube oder auf dem Balkon. Corona habe gezeigt: "Man kann diese Vielfalt mit nach Hause nehmen. Alles Regionale ist sehr gefragt und geschätzt", so Winkler.

"Ich gebe mein Bestes, aber mehr kann ich wirklich nicht trinken" – das seien Aussagen der Kunden, die den Brauern in dieser Krise Rückhalt demonstrieren. Diesen Rückhalt hat auch Mike Schmitt aus Pretzfeld erlebt. Deshalb hat er mehr Festbier gebraut, als er für die Feier von "1000 Jahre Eltersdorf" braucht. Dieses Festbier verlost er unter seinen Kunden: "Wir wollen uns damit am Tag des Bieres für die viele Unterstützung, auch beim Essen ,to go‘ für den Rückhalt bedanken", sagt Schmitt.

Das Leergut ist knapp

Denn die Pandemie und die Solidarität der Kunden haben auch eine Verlagerung des Konsums bewirkt: "Das Flaschenbier läuft gut", sagt Irene Brehmer-Stockum. Ins Fass hingegen wird Bier erst gar nicht mehr abgefüllt. Wozu auch? Die Wirtschaften und Biergärten sind geschlossen; Feierlichkeiten wie Kirchweihen und Dorffeste finden nicht statt. Zugleich ist die Sache mit dem Flaschenbier aber auch ein leidiges Thema: "Wir könnten mehr abfüllen, wenn die Leute ihr Leergut zurückbringen würden", appelliert Brehmer-Stockum. Denn Leergut fehlt in der Brauerei. Und einfach nachkaufen ist nicht so einfach, wie es klingt: "Flaschen mit Bügelverschluss sind auf dem Markt schwer erhältlich", bedauert Brehmer-Stockum. Trotzdem ist der Flaschenverkauf neben Kurzarbeit die derzeit tragende Säule des Betriebs.

Am Tag des Bieres: Flaschen statt Fässer öffnen

© Foto: privat

Bei der Weißenoher Brauerei sind Flaschenverkauf und Kurzarbeit ebenfalls die wichtigsten Instrumente. Urban Winkler weiß, dass die Zeiten schlecht sind. Existenzbedrohend ist die Pandemie für die Brauerei jedoch nicht: "Die Instrumente der Kurzarbeit greifen. Es gibt andere Berufe, die schlimmer dran sind", meint Winkler. Und er wünscht auch anderen Branchen wie beispielsweise den Bäckern oder Metzgern einen Tag, der ihrem Beruf genauso viel Aufmerksamkeit schenkt wie den Brauern mit dem Tag des Bieres. Winklers Trinkspruch lautet deshalb: "Wohl bekomm‘s für uns alle und unsere Biertrinker. Es soll allen gut tun auf allen Ebenen."

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