Annafest liebt Paul der Gaul: Spendenzweck steht über Party

3.8.2019, 09:04 Uhr
Annafest liebt Paul der Gaul: Spendenzweck steht über Party

© Foto: Paul der Gaul

Herr Reinhold, den Bildern nach sind Sie quasi jeden Tag auf dem Annafest?

Das ist richtig. Für den harten Kern unserer Gruppe, inzwischen etwa 17 Leute, ist es fast schon zur verpflichtenden Tradition geworden.

Wie bringt man so viel Ausdauer auf?

Tatsächlich habe ich mir in diesem Jahr erstmals Urlaub von meinem Polizisten-Job genommen. Ich merke im fortgeschrittenen Alter schon den Schlafentzug. Aber wir machen das ja auch für einen guten Zweck.

Saufen für die Elterninitiative krebskranker Kinder Erlangen, das ist ja auch ein bisschen Makaber, oder?

Wir machen keinen Hehl daraus, wie die Idee vor fünf Jahren aus einer Bierlaune heraus geboren wurde. Aber dahinter steckt auch viel Arbeit, um Werbung zu machen und Kontakte zu pflegen. Inzwischen veranstalten wir ja zusätzlich zur Annafest-Aktion seit drei Jahren ein Open-Air-Konzert in Willersdorf (23. August mit "Die Gerchli"; d.Red.). Natürlich muss man vorsichtig sein, weil eine Spende nie als selbstverständlich betrachtet werden sollte. Wir freuen uns einfach über den momentan großen Zuspruch und hoffen, bis zur Scheckübergabe im Herbst wieder um die 7000 Euro zusammenzubekommen. Wenn es irgendwann mal weniger wird, ändert das nichts an unserem Engagement.

Wirkt die dauernde Feierei nicht irgendwann abschreckend auf Interessenten?

Tatsache ist, dass wir uns schon unser Funktion als Repräsentanten bewusst sind. Es soll lustig zugehen, ohne auszuarten. Bisher gab es keine Beschwerden. Darauf bin ich schon stolz. Diejenigen, die nichts trinken wollen, können uns mit dem Kauf eines Lebkuchenherzens am Lützelberger-Schießstand helfen. Das Kontingent wurde aufgrund der hohen Nachfrage nochmal um 50 Stück auf 200 aufgestockt. Ich selbst komme im übrigen antialkoholisch auf.

Eigentlich kaum zu glauben.

Ich werde wirklich oft gefragt, wie das geht. Das liegt wohl daran, dass in unser fränkisch-bayerischen Kultur der Biergenuss und die Geselligkeit eng verbunden sind, man bekommt es fast antrainiert. Bis vor achteinhalb Jahren habe ich ja auch das eine oder andere Mal über die Stränge geschlagen. Der Kontrollverlust, sich mitunter nicht mehr an den Heimweg erinnern zu können, und ein durch Dauer-Konsum verursachter Pflege-Fall in der eigenen Familie haben mich zum Verzicht animiert.

Wie hat die Umstellung funktioniert?

Mir persönlich ist es nicht so schwer gefallen, da ich von Natur aus ein aufgeschlossener und humorvoller Mensch bin. Ich brauche keinen Alkohol, um zu tanzen oder gesprächiger zu werden. Ich halte es sogar als einzig Nüchterner in einer Diskothek auf Mallorca aus, wenn wir auf Abschlussfahrt sind. Einen längeren Prozess von einem halben Jahr brauchte es dafür, meinen Standpunkt im Bekanntenkreis zu kommunizieren. Ich gehe damit sehr offensiv um und werde uneingeschränkt akzeptiert. Ein Glas mit Schnaps würden mir Freunde sofort entreißen.

Gibt es eine bestimmte Strategie, die Abende leichter zu ertragen?

Ne, ich verfolge keinen Plan. Aber es hat sich bewährt, dass ich zumindest immer mit Anstoßen kann. Ich variiere zwischen verschiedenen Getränken, lasse mir mal nur Leitungswasser in einen Maßkrug schenken oder habe auch schon sieben alkoholfreie Bier getrunken. Auch daran gewöhnt man sich.

Im Mannschaftssport und speziell Amateurfußball, das zeigen wöchentliche Kabinen-Videos, scheint der Griff zur Flasche besonders verlockend. Wie steht der Trainer Lutz Reinhold dazu?

Das Thema ist ein zweischneidiges Schwert. Profis leben sicher vernünftiger, weil ihr Körper ihr Kapital ist. Wer denkt, er könne nach einem Rausch besser spielen, liegt freilich völlig daneben. Er schadet in erster Linie seiner Mannschaft. Irgendwelche Verbote im Verein halte ich jedoch nicht für zielführend, da das Bier eben zu unserer Kultur gehört und bei einem Mannschaftsabend vielleicht sogar positive Dynamiken auslöst, wenn Tacheles geredet wird. Wie überall im Leben und bei der Ernährung sollte jeder für sich mit Augenmaß zwischen Disziplin und Genuss wählen.

Welche Spur führt auf dem Annafest zum Einhorn?

Wer auf ein weißes Hinweisschild mit der Überschrift "Hier unterstützen Sie" und einem entsprechenden pinkfarbenen Einhorn-Logo auf schwarzem Grund stößt, ist am richtigen Ort. Bei der Frankenalm gehen laut Vereinbarung pro verkauftem Glas anteilig 10 Cent an die Initiative "Paul der Gaul". Freddy‘s Bar beteiligt sich je nach Umsatz nach dem Fest mit einer pauschalen Summe und jedes Lebkuchenherz am Lützelsberger Schießstand spült zwei Euro in die Kasse. Die Premiere einer After-Annafest-Party, deren Einnahmen ebenfalls anteilig dem karitativen Zweck zukommen, findet am Samstag, 3. August, in der neuen Lounge "Skyloft" statt, inklusive Shuttle-Betrieb in die Innenstadt und Einhorn-Cocktails.

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