Äthiopier Nagahoo gewinnt Fränkische-Schweiz-Marathon

6.9.2015, 18:21 Uhr
Äthiopier Nagahoo gewinnt  Fränkische-Schweiz-Marathon

© Mark Johnston

Weniger wind- und wetterfest gekleidete Zuschauer fröstelten, für die Sportler aber boten die niedrigen zweistelligen Temperaturen ideale Verhältnisse. Alles andere als ideal geriet der Einstieg ins Rennen für Firaa‘ol Eebbisaa Nagahoo. Er kam zu spät.

Hatte sich der Zug verspätet oder der äthiopische Asylbewerber aus Hof in der Aufregung auf dem Weg vom Bahnhof verirrt? Die Vermutungen machten die Runde im Startbereich und die Marathon-Teilnehmer waren bereits außer Sicht, als der 26-Jährige mehrere Minuten nach 8.30 Uhr doch noch auftauchte und die Verfolgung aufnahm. „Ich dachte, es geht erst um 9.35 Uhr los“, sagt Eebbisaa Nagahoo später.

Ein Nachteil war die Verspätung für den Äthiopier, der über Belgien nach Deutschland floh und nun hier seinen ersten Marathon lief, nicht im geringsten. Auf dem Rückweg von der ersten Wende bei Weilersbach saugte er sich ans Feld heran, setzte sich beim Passieren der Ziellinie in Ebermannstadt an die Spitze und führte in Streitberg bei Kilometer 14 schon mit zweihundert Metern Vorsprung.

Äthiopier Nagahoo gewinnt  Fränkische-Schweiz-Marathon

© Mark Johnston

Am Ende wurde es wieder ein einsames Rennen für den Äthiopier, weil ihm einfach keiner der Konkurrenten folgen konnte. Mitfavorit und Landsmann Badhane Gamachu (BTS Bayreuth) musste wegen einer Verletzung absagen. So deutlich wie Eebbisaa Nagahoo in 2:34 Stunden am Ende den Streckenrekord des Ungarn Tamas Nagy (2:26) verfehlte, so waren im Ziel die Abstände auf seine Verfolger.

Rang 2 sicherte sich der Erlanger Markus-Kristan Siegler, Gewinner von 2011, in 2:40 Stunden vor Altmeister Marco Diehl (Gewinner 2008). Für Furore sorgte M45-Athlet Harald Lucks (SG Neunkirchen). Der Lokalmatador lief auf Platz 8 (2:56) ein, knapp vor der Erfurterin Kristin Hempel.

In einer eigenen Liga

Der Vorjahressiegerin der Frauen blieb Platz 2, weil die Kroatin Marija Vrajic aus Zagreb in einer eigenen Liga lief. Um 15 Sekunden unterbot sie in 2:47 Stunden die Zeit der Hersbruckerin Maria Bak aus dem Jahr 2002, die als Streckenrekord für die Ewigkeit in Stein gemeißelt schien. „Am Anfang war ich recht unsicher und überrascht, wie hügelig die Strecke ist. Ich bin sehr glücklich, dass ich gewonnen und vor allem Handschuhe und Mütze eingepackt habe“, erklärte die 38-Jährige, die in der kommenden Woche einen 100-km-Ultramarathon vor sich hat.

Einen weiteren Streckenrekord verbuchte Handbiker Torsten Purschke. Der dreimalige Sieger und Gesamt-Dritter der deutschen Rennserie war schon im vergangenen Jahr schneller als die Speedskater. Nun verbesserte er seine eigene Zeit nochmal um mehr als zwei Minuten auf 1:02:55 Stunden. Bei den Speedskatern war es mit Felix Rijhnen ebenfalls der Titelverteidiger, der das Rennen machte und dominierte. Der Europameister von 2014 siegte in 1:08 Stunden mit über fünf Minuten Vorsprung.

Äthiopier Nagahoo gewinnt  Fränkische-Schweiz-Marathon

© Mark Johnston

Vielleicht lag es auch ein wenig am spürbaren Gegenwind zwischen Muggendorf und Ebermannstadt, dass er den bestehenden Rekord von Tristan Loy um 19 Sekunden verpasste. Auch bei den Frauen gab es keinen Zielsprint. Dafür traf Sabine Berg, derzeit Führende in der deutschen Meisterschaftsserie, nach 1:18 Stunden fast unbemerkt mit den 10-km-Läufern, die aus der Gegenrichtung kamen, ein. Für den dritten Streckenrekord des Tages sorgten Oliver Brehm und Angela Kühnlein, die als Staffel-Duo „Brehm-Titan-Runners“ 2:43 Stunden benötigten.

Schon wieder Endisu Getachew

Einen äthiopischen Doppelsieg gab es beim Halbmarathon: Getachew Endisu, der im oberpfälzischen Michelfeld lebende Aslybewerber (wir berichteten) und seine Vereinskollegin Hana Megersa Abo (TV 1860 Fürth) distanzierten die Konkurrenz klar. An ihren Zeiten müssen sich die Spitzenkräfte im nächsten Jahr orientieren.

Das Fazit von Organisationschef Anton Eckert: „Die bisherigen Reaktionen der Teilnehmer auf die Änderungen waren positiv, der Ablauf verlief meiner Kenntnis nach störungsfrei. Polizei und Streckensicherung haben keine Unfälle gemeldet und im nächsten Jahr hoffen wir auf noch mehr Teilnehmer und besseres Wetter für die Zuschauer.“

Hier können Sie den Verlauf des Wettkampftages nachlesen. 

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