Aus Rache wegen lauter Musik Feuer gelegt: Haftstrafe für Rentner aus Eggolsheim

22.4.2020, 15:51 Uhr

Zwei Jahre und zehn Monate muss ein 68-jähriger Rentner aus Eggolsheim ins Gefängnis. Er hatte Selbstjustiz geübt. Das Schöffengericht am Amtsgericht Bamberg sah es als erwiesen an, dass er am 23. Juli 2019 am Ortsrand von Bammersdorf aus Frust und Rache zwei Feuer gelegt hatte. Der Grund für die Brandstiftung soll laute Musik gewesen sein.

Es ist kurz nach Mitternacht, als die Sirenen die Einwohner Bammerdorfs aufschrecken. Als die Feuerwehren aus Eggolsheim und der ganzen Umgebung zum Gelände nahe der Jägersburg kommen, finden sie zwei Holzgebäude vor, aus denen schon haushohe Flammen schlagen. Der Unterstand, in dem sich ein Traktor befindet, sowie ein Gartenhaus sind nicht mehr zu retten.

Löscharbeiten gestalteten sich schwierig

Die Löscharbeiten gestalten sich schwierig, da das Löschwasser mit einer Schlauchstrecke mehrere hundert Meter herbeigeholt werden muss. Es dauert einige Stunden, bis die rund 150 Einsatzkräfte, darunter auch THW und Rettungsdienst, wieder abziehen können. Zurück bleiben Ruinen, in denen nicht nur der Bulldog, sondern auch ein Pkw-Anhänger, ein Aufsitz-Rasenmäher, ein Stromaggregat, mehrere Fahrräder und eine Vielzahl an Gartengeräten ein Raub der Flammen werden.

Am Ende war die Höhe des Schadens noch nicht endgültig bezifferbar. Er dürfte sich aber jenseits der 120.000 Euro befinden. "Geld, auf das der Besitzer noch lange wird warten müssen," so der Vorsitzende Richter Michael Herbst.

Kinder wollten im Gartenhaus übernachten

Viel dramatischer scheint indes der psychische Schaden, den das Inferno beim Grundstücksbesitzer und seiner Familie angerichtet hat. "Das ist eine ganz blöde Situation." Denn eigentlich hätten die drei Kinder in dem Gartenhaus am Waldrand übernachten wollen. "Wir hatten wahnsinniges Glück." Immer noch schrecke man nun bei jeder Sirene und jedem Brandgeruch auf. "Es hängt uns noch gescheit in den Knochen", erzählen sie. Auch die Aufräumarbeiten ziehen sich hin.

Vor Ort finden die Ermittler einen 30-Liter-Kanister mit Resten eines Benzin-Diesel-Gemisches. "Der ist so auffällig, den hat nicht jeder in der Garage," sagt ein Polizeibeamter vor Gericht. Das Gefäß hatte der Angeklagte halbvoll mitgebracht und zugleich noch den Treibstoff-Schlauch des Treckers abgezwickt, um auch diesen Brennstoff nutzen zu können.

Druckwelle erwischte Angeklagten

Außerdem liegt neben dem Brandherd eine Brille, die der Angeklagte verloren hat, als ihn die Druckwelle erwischt hatte. Die Ermittlungen der Kriminalpolizei Bamberg führen alsbald zu einem Nachbarn des Grundstücksbesitzers, dem jetzigen Angeklagten. Seit Oktober sitzt der in Untersuchungshaft in der JVA Bamberg. Deshalb findet auch dort der Prozess statt und nicht am Amtsgericht Forchheim.

Offenbar schwelte im Hintergrund ein jahrelanger Streit. Wie der Angeklagte angab, hätte sich der Nachbar "ein Musikstudio" eingerichtet und dort immer wieder auf dem Keyboard geklimpert; stundenlang, bei offenem Fenster, bis in die Nacht. Anzeigen bei der Polizei Forchheim hätten nur zu Verwarnungen, nicht aber zum Ende der Lärmbelästigung geführt. Oft sei die Streife auch gar nicht gekommen.

"Im Dorf gelte ich als Krimineller, seit Jahrzehnten. Und das bin ich ja auch." Seit dem verheerenden Feuer aber, so der Angeklagte mit einem kaum unterdrückten Grinsen, sei endlich Ruhe. Wie zerrüttet das Verhältnis ist, zeigt eine Episode anschaulich: Nur nach Aufforderung seines Pflichtverteidigers Thomas Drehsen aus Bamberg ringt sich der Brandstifter zu einer halbherzigen Entschuldigung durch. Viel lieber hätte er diskutiert, was genau verbrannt und wie viel das wert war.

Bei Gericht gut bekannt

Für die Justiz ist der Angeklagte ein sehr, sehr guter Bekannter. Seit frühester Jugend, schon im Alter von 15 Jahren, kam er immer wieder mit dem Gesetz in Konflikt. Dabei beschäftigte er ab 1966 Amts- und Landgerichte in Forchheim, Bamberg, Kronach, Wunsiedel, Erlangen und Nürnberg. Wie Staatsanwalt André Libischer feststellte: "Sie waren in allen Bereichen des Strafgesetzbuches schon aktiv."

Eine schier unendliche Reihe an Diebstählen, Hehlerei, Betrug, Hausfriedensbruch und Sachbeschädigung; Führens von Schusswaffen und Erwerb von verbotener Munition; Fahren ohne Fahrerlaubnis, fahrlässige Gefährdung des Straßenverkehrs und Unfallflucht; Freiheitsberaubung, Beihilfe zur Vergewaltigung und Vergewaltigung; fahrlässige und vorsätzliche Körperverletzung. Viele Jahre saß er bereits im Gefängnis. Nun werden es noch einige mehr.