Ballonfahrt: "Ein Outdoor-Vergnügen mit Schwankungen"

19.2.2019, 12:55 Uhr
Ballonfahrt:

© Ralf Rödel

Herr Gampe, wie lässt sich "Ballonfahren" als Wettbewerb begreifen?

Joachim Gampe: Es gibt verschiedene Varianten. Bei einer sogenannten Weitfahrt geht es darum, in einem bestimmten Zeitraum so schnell beziehungsweise weit voranzukommen wie möglich. Bei unserer Veranstaltung, die in die Wertung einer bundesweiten Ranglisten-Serie eingeht wiederum, ist vor allem Genauigkeit gefragt. Ein Teil der Übung ist die Fuchs-Jagd, bei der in diesem Fall ich im Fuchs-Ballon mit einem Vorsprung starte und nach etwa 45 Minuten lande. An dieser Stelle am Boden wird ein Zielkreuz aus Stoff ausgelegt, das die Teilnehmer mit einem Sandsack aus der Luft zu treffen versuchen.

Und das gelingt?

Joachim Gampe: Ab einer Entfernung von 50 Metern wird nicht mehr per Maßband eingemessen. Wer aber gut navigiert und nicht im letzten Moment von einer Böe davongetragen wird, kann ohne Bodenkontakt relativ sicher aus einem Meter ablegen. Treffer im Zentrum des Kreuzes mit einer Fläche von 60 mal 60 Zentimetern sind nicht selten. Wir haben ja Gäste aus Kiel oder Wien, ambitionierte Ballonfahrer starten in der Nationalmannschaft und bei Weltmeisterschaften. Wer am dichtesten an die Mitte des Kreuzes herankommt, bekommt 1000 Punkte, hat aber noch nicht gewonnen.

Wie geht es weiter?

Joachim Gampe: Nach der Fuchsjagd sind weitere Aufgaben zu erledigen. Diese bestehen darin, bestimmte Landschafts-Merkmale wie zum Beispiel eine Burg in einer exakten Höhe zu überfahren und elektronisch zu "markieren". Wer das am besten schafft hat, gemessen wird per GPS aus der Luft, bekommt nach der Auswertung wieder bis zu 1000 Punkte. Über Anzahl und Lage der Landschafts-Merkmale entscheidet der Wettkampfleiter am Start-Tag. Insgesamt dauert die Fahrt mit den vorhandenen Gas-Reserven je nach Verbrauch und Wind-Verhältnissen 120 Minuten.

Was hindert die Ballon-Piloten daran, die geforderten Koordinaten punktgenau zu treffen?

Joachim Gampe: Der Wind. Du kannst nicht den Blinker setzen und manövrieren wie im Auto. Die Strömungen sind je nach Höhe unterschiedlich. Da braucht es viel Gefühl für die Situation, Erfahrung und eine gute Beobachtungsgabe der Umgebung.

Ballonfahrt:

© Foto: Gampe

Ab wann ist das Wetter schlecht?

Joachim Gampe: Dieses Thema ist tatsächlich sehr sensibel. Genehmigung und Startfreigabe erfolgt durch die Flugüberwachung in Nürnberg. Bei Regen oder Schnee geht nichts, man wird nach unten gedrückt. Wir haben den Balloncup extra auf zwei Tage ausgedehnt, um notfalls einen zweiten Versuch starten zu können. In den vergangenen Jahren klappte es jedenfalls nie an beiden Tagen. Beste Voraussetzung wäre eine Windgeschwindigkeit von bis zu sieben Knoten. Für einen Sturm braucht es zwar viel mehr Wind, aber in einem Ballon-Korb fühlen sich auch 20 km/h zügig an.

Ist das nicht frustrierend, so abhängig zu sein?

Joachim Gampe: Es ist eben ein Outdoor-Vergnügen mit diversen Schwankungen. Die Vorbereitung ist ausgiebig und eine eigene Disziplin. Im Zweifel muss aber immer die Vernunft siegen. Ich selbst bin schon einmal in eine kleine Regenfront geraten und konnte problemlos landen. Wer bei einem richtigen Unwetter in der Luft ist, hat Grundlagen ignoriert.

Die Frankenballoncup-Teilnehmer treffen sich am Samstagvormittag zur Wettkampf-Besprechung im Sportheim der SpVgg Heroldsbach und kommen dort am Abend wieder zusammen. Der Start am Flughafen Nürnberg ist für 14 Uhr geplant, am Sonntag (ab 8.30 Uhr) könnte die zweite Etappe in der Fränkischen Schweiz beginnen.

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