Bauplätze in der Fränkischen Schweiz sind gefragt

30.8.2019, 15:43 Uhr
Bauplätze in der Fränkischen Schweiz sind gefragt

Immer wieder fragen Einheimische und Familien aus dem Raum Nürnberg/Erlangen/Fürth bei der Gemeindeverwaltung in Egloffstein nach Bauplätzen. "Das liegt daran, dass das Bauen dort für eine normal verdienende Familie unmöglich geworden ist", vermutet Bürgermeister Stefan Förtsch.

Im Hauptort Egloffstein lag der Preis für ein Baugrundstück in den vergangenen zwei Jahren durchschnittlich bei 85 Euro plus Erschließung, in den Außenorten wie Affalterthal bei 65 Euro und weniger. Seit 2016 haben die Preise eine Steigerung von rund 30 Prozent erlebt. Dennoch sind die Kosten im Vergleich zu den Kommunen, die näher an Nürnberg, Erlangen und Fürth liegen, vergleichsweise niedrig.

Igensdorf ist etwa teurer

Die Bauland-Preise in Igensdorf liegen mit 200 Euro plus Erschließung bereits deutlich höher. Doch auch hier gibt es – wie in Egloffstein – derzeit keine gemeindeeigenen Bauplätze zu verkaufen. Im Baugebiet "Untere Bühlstraße" wurden kürzlich neben privaten auch fünf kommunale Bauplätze vergeben, nach einem Punkteverfahren. "Es gab Punkte zum Beispiel für Kinder oder für ehrenamtliches Engagement vor Ort", sagt Tina von Minnigerode vom Bauamt. Die Bauplätze, die zuvor in Besitz der Kommune waren, müssen nun innerhalb von fünf Jahren bebaut werden.

"Wir spüren in der Peripherie einen gewissen Verdrängungseffekt aus dem Verdichtungsraum", sagt Stefan Förtsch. "Der ländliche Raum ist vor allem für Familien unheimlich attraktiv, da die Lebensqualität für diese Zielgruppe auf dem Land wesentlich höher ist." Gerade hat die Marktgemeinde mit der Erstellung eines Isek (Integriertes Städtebauliches Entwicklungskonzept) prüfen lassen, welche Grundstücke als bebaubar eingestuft werden. Es sind zwar noch einige Baulücken in dem Plan verzeichnet. "Die sind aber schwer auf den Markt zu bringen, da sie in Privateigentum sind", so der Egloffsteiner Bürgermeister.

Große, neue Baugebiete auszuweisen, sieht Förtsch nicht als Lösung der steigenden Nachfrage. "Wir müssen behutsam mit unseren Flächen umgehen und nicht wie wild in die Peripherie hinausbauen."

Ein Donut-Effekt

Er versucht eher, Grundstückbesitzer davon zu überzeugen, Baulücken zu schließen. "Sonst besteht die Gefahr, dass ein Donut-Effekt entsteht, also die Ortschaften in die Natur rauswachsen, die Ortskerne aber aussterben." Denn im Ortskern von Egloffstein rund um den Marktplatz gebe es Leerstände, die aber schwer zu vermitteln seien. Hingegen waren die neuen Plätze im Baugebiet Schlehbühl in der Straße "Am Kirschgarten" schnell verkauft, sind teilweise schon bebaut.

"Der Bebauungsplan für dieses Gebiet war schon aus den 80er Jahren, es wurde nur lange nicht umgesetzt. Wir haben im vergangenen Jahr die Straße gebaut und die Erschließung gemacht", so Förtsch. Eine Baupflicht besteht für die Plätze am oberen Berg allerdings nicht, dafür hätte die Kommune die Grundstücke vorher kaufen und dann weiter verkaufen müssen.

Dieses sogenannte Baulandmodell schlägt Gräfenberg vermehrt ein. Sowohl die zwölf kürzlich erschlossenen Bauplätze in Thuisbrunn hat die Stadt von einem Privateigentümer gekauft und an junge Familien weiterverkauft. Auch von den 51 Bauplätzen im Baugebiet West 3 gehörten der Kommune sieben, zwei weitere wurden dazu gekauft und – nach einem bestimmten Vergabeschlüssel – wieder verkauft. "Dann können wir eine Baupflicht von vier bis fünf Jahren machen und haben nicht Jahre oder Jahrzehnte lang Baulücken in neu erschlossenen Gebieten", sagt Bürgermeister Hans-Jürgen Nekolla, der es begrüßt, wenn die Kommune so die Planungshoheit behält. 96 Euro plus Erschließung hat die Stadt für die Grundstücke im Baugebiet West 3 verlangt, von privat liegen die Kosten inklusive Erschließung schon mal bei 150 bis 180 Euro pro Quadratmeter.

Gerade werden in Sollenberg und auf der Lillinger Höhe Baugebiete mit sechs bis sieben Plätzen erschlossen. "Die sind aber in Privatbesitz, davon werden nicht alle gleich bebaut, sondern auf Halde gehalten", so Nekolla. Auch in Hohenschwärz werde aktuell mit Grundstücksbesitzern verhandelt, um ein weiteres Baugebiet zu erschließen. "Das sind aber mehrere Eigentümer, da ziehen sich die Verhandlungen immer etwas."

Kindergartenplätze sind gefragt

Der Zuzug von jungen Familien freut die Kommunen einerseits, führt aber auch dazu, dass die Nachfragen in Sachen Kinderbetreuung, vor allem nach Krippenplätzen, steigen. Neben der Kindergarten- und Krippengruppe in Thuisbrunn werde in Gräfenberg ein Waldkindergarten eröffnen, außerdem werde die Krippe im Kindergarten Gräfenberg erweitert, so Nekolla.

Auch in Egloffstein wurde eine Kita-Erweiterung auf den Weg gebracht, denn der Bedarf steigt – auch ohne größere neue Baugebiete. Diese sieht Stefan Förtsch auch aus soziologischen Gründen mit Risiken verbunden, es könnte eine Art Ghetto entstehen, das sich nicht in die gewachsene Struktur integrieren lässt. "Wir sehen das in Affalterthal in der Brunnleite, wo in den 70er Jahren innerhalb von zwei Jahren alle Grundstücke verkauft worden sind", so Förtsch, der selbst in dem Ortsteil lebt. "Damals waren es hauptsächlich Wochenendhäuser, die mittlerweile größtenteils verkauft wurden." Jetzt habe sich das Miteinander gewandelt, es habe aber eine halbe bis dreiviertel Generation gedauert, um die Leute zu integrieren.

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