Keine Barrierefreiheit

Baustelle Forchheimer Bahnhof: "Es wird unverschämt"

8.8.2018, 06:00 Uhr
Sollte eigentlich seit Monaten fahren: Der Lift am Bahnhofsgebäude leidet unter Baumängeln. Ende August soll er jetzt in Betrieb gehen.

© Philipp Rothenbacher Sollte eigentlich seit Monaten fahren: Der Lift am Bahnhofsgebäude leidet unter Baumängeln. Ende August soll er jetzt in Betrieb gehen.

„So langsam wird es unverschämt“, schreibt ein NN–Leser mit Blick auf den Bahnhof. Genauer: Dessen nicht-fahrende Fahrstühle. Es ist der Tenor dutzender Leserbriefe, die seit Monaten in der Redaktion landen. „Einfach nur noch eine Frechheit von denen“, ärgert sich auch Alfons Plenter. „Denen“, das ist ein Berliner Fahrstuhl-Hersteller, der die Lifte am Bahnhof sowie an der Haltestelle Kersbach gebaut hat. Und das ganz offensichtlich mehr schlecht als recht.

Übrigens ist Alfons Plenter kein Forchheimer Pendler. Er ist der zuständige Projektabschnittsleiter der Deutschen Bahn. Und wie so oft in den letzten Monaten hat er keine guten Nachrichten zu verkünden: Die zuletzt für Sommeranfang anvisierte Inbetriebnahme des Lifts am Bahnhofsgebäude, der Pendler in den beziehungsweise aus dem Fußgängertunnel bringen soll, muss erneut wegen Mängeln bei Technik und Montage verschoben werden. Fehler, für die Plenter explizit der Fahrstuhl-Firma die Schuld gibt.

„Massive Eskalationen“

Die Verzögerungen hätten bei den Projektverantwortlichen der Bahn inzwischen mehrfach „zu großer Verärgerung“ geführt — der Projektabschnittsleiter spricht gar von „massiven Beschwerden und Eskalationen“ gegenüber dem Aufzugbauer.

Dass es auch anders geht, haben die Bauarbeiten am Eggolsheimer Bahnhof bewiesen: Plenter erzählt, dass man eine holländische Firma beauftragt hatte, Lifte zu installieren – als Übergangslösung bis zur Fertigstellung des dortigen Fußgängertunnels. „Die Fahrstühle wurden fertig angeliefert, wir mussten sie einfach nur noch anschließen, das ging schnell und reibungslos“, sagt der DB-Mann. „Plug and play“ nennt sich dieses Montage- und Betriebsprinzip.

„Völliges Unverständnis“ habe man hingegen für die „vielfältigen Mängel“ bei den „hundertfach“ von der Berliner Firma gebauten Aufzugsanlagen an den Haltepunkten und Bahnhöfen“, so Plenter. Die Montagefehler am Fahrstuhl neben dem Forchheimer Bahnhofsgebäude würden zurzeit noch beseitigt, bis Ende August soll er dann wirklich erstmals fahren – fünf Monte nach dem ursprünglich angekündigten Inbetriebnahme-Termin.

Auch die peinliche Tatsache, dass die zwei Aufzüge zu den Gleisen 4/5 beziehungsweise 7/8 schon kurz nach ihrer Inbetriebnahme Mitte Juni wegen „Wartungsarbeiten“ immer wieder stillstanden (und stehen), ist Plenter zufolge auf „Gewährleistungsmängel“ durch den Aufzugbauer zurückzuführen. Dass dieser Pannenserie Konsequenzen folgen, scheint unausweichlich. „Mögliche Ausschlüsse und Auswirkungen auf die Vergabe weiterer Aufzüge werden zur Zeit geprüft“, teilt die Bahn auf Nachfrage mit.

Bleibt zuletzt die Frage nach dem Fahrstuhl östlich der Gleise, an der Bayreuther Straße. Für ihn ist die Stadt verantwortlich. Auch hier tut sich augenscheinlich wenig, obwohl man mit „Ende Juli“ für die Inbetriebnahme plante. „An und für sich liegen wir trotzdem gut im Zeitplan“, sagt Werner Schaup, Leiter des Forchheimer Tiefbauamtes. „Wir beantragen gerade die Tüv-Abnahme.“

Der Lift sei einsatzbereit und könne fahren, sobald die Prüfer ihre Zustimmung geben. „Der Starttermin liegt jetzt ganz in den Händen des Tüv“.

Dass es auch an diesem Lift Verzögerungen gab, stand für Schaup von vornherein fest: Einerseits, weil man das gleiche Berliner Unternehmen mit dem Bau dieses einzelnen Aufzugs beauftragte – während die Firma gleichzeitig hunderte Fahrstuhl-Aufträge von der Bahn erhielt. Andererseits, weil die Stadtwerke eigens eine neuen Leitung zum neuen Lift legen musste.

Neubau in Rohbau-Optik: Die Fußgänger-Unterführung.

Neubau in Rohbau-Optik: Die Fußgänger-Unterführung. © Philipp Rothenbacher

Einen nicht wirklich neuen, sondern eher Rohbau-Anblick bietet derweil die Unterführung – obwohl sie erst Ende 2017 feierlich eröffnet worden ist: Müll, Bierflaschen, Schmierereien, ein aufgebrochener, wochenlang nutzlos herumstehender Getränkeautomat.

Für den Unterhalt des Tunnels sei zwar die Stadt verantwortlich, sagt Schaup. „Aber letztendlich“, so der Amtschef, „liegt es auch an den Bürgern: Wer eine saubere Unterführung haben will, sollte sie eben nicht dreckig machen.“ Das Anbringen von Videokameras sieht Schaup zudem skeptisch: „Dann hieße es bestimmt gleich wieder: ,Überwachungsstaat‘.“

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