Bibers Sonaten als eine barocke Andacht

3.3.2010, 00:00 Uhr
Bibers Sonaten als eine barocke Andacht

© Udo Güldner

Die enormen technischen Anforderungen meistert die Musikstudentin, die derzeit in München lebt, mit Eleganz. Dass dabei drei Geigen zum Einsatz kommen, weil alle Sonaten unterschiedlich gestimmte Instrumente benötigen (Skordatura), fällt einem nicht gleich ins Auge.

Was sofort ins Ohr dringt ist die große Spiritualität dieser spätbarocken Miniaturen, die den schmerzensreichen Rosenkranz zum Thema haben. Von der Blutangst auf dem Ölberg über die Geißelung und die Krönung bis hin zur «Creutztragung und Creutzigung». Zwischen aufgewühlten Tönen und tänzerisch sanft dahin fließender Musik erzählt Mayumi Hirasaki mit verklärtem Gesicht und ohne Worte die Passion Christi.

In der Geißelung scheint man lautmalerisch die Hiebe zu hören, und unwillkürlich zuckt man zusammen. Und in der Creutzigung erlebt man in dissonanter Stimmung den Einschlag der Nägel ins Holz, sowie eine Schilderung des Erdbebens nach Jesu Tod. Solch enorme, meditative Kraft steckt in diesen 300 Jahre alten Noten.

An der Violone, einem Instrument zwischen Gambe und Kontrabass, hat Haralt Martens aus Großlengenfeld die Aufgabe, die Violine als Bassstimme zu unterstützen. Sei es unerwartet energisch, sei es melancholisch, sei es erschreckend düster. An der Truhenorgel sorgt Frank Dillmann, Regionalkantor aus Nürnberg, für den Klangteppich, die geheimnisvolle Atmosphäre. Sobald die Schmerzen Jesu ein bestimmtes Maß überschreiten, nimmt der Organist das Rankett-Register zur Hand, das ein barockes Holzblasinstrument klanglich nachahmt und dabei eine ganz eigene Charakteristik an den Tag legt.

Virtuos und spirituell

Zwischen den Sonaten wechselt er das Instrument und nutzt die Kirchenorgel, um einige Toccaten Johann Ernst Eberlins zu intonieren. Innerlichkeit, Spiritualität und eine Spur Virtuosität prägen die kurzen Stücke. Dabei schweift der Blick durch den Kirchenraum, bleibt am Kreuzweg hängen, oder am andächtig lauschenden Publikum, das sich für barocke Inbrunst und Filigranität begeistern lässt.

Anton Eckert vom Kuratorium zur Förderung von Kunst und Kultur im Forchheimer Land freut sich über ein fast ausverkauftes Konzert: «Das war angesichts des sperrigen und auch für die Zuhörer höchst anspruchsvollen Repertoires so nicht zu erwarten.» Eine kirchenmusikalische Rarität, die ausdrucksstarke Passagen neben virtuose Stellen setzt, und die im mit Putten üppig verzierten Kirchenschiff in Pinzberg gut aufgehoben ist. Ein verheißungsvoller Auftakt der Konzertreihe. UDO GÜLDNER