Birkenreuth: Erschrocken über die Mehrkosten

9.7.2020, 16:16 Uhr
Birkenreuth: Erschrocken über die Mehrkosten

© Foto: Thomas Weichert

Das ehemalige Dorfschulhaus wird momentan saniert und mit hohen Fördermitteln des Freistaats Bayern zum Dorfgemeinschaftshaus umgebaut. Im Erdgeschoss entsteht ein Schulungsraum für die Feuerwehr Birkenreuth-Trainmeusel- Wohlmannsgesees mit Sanitärräumen und im ersten Stockwerk ein Gemeinschaftsraum für den Stammtisch der Dorfgemeinschaft Birkenreuth. Die ehemalige Lehrerwohnung im zweiten Obergeschoss soll zu einem späteren Zeitpunkt von den Bauhofmitarbeitern hergerichtet werden.

Das Nebengebäude, in dem früher die Waschküche untergebracht war, soll als Stauraum-Gebäude erhalten bleiben. Wie die Architektin ausführte, seien die Preise "ins Unermessliche gestiegen". Aktuell läge man bei rund 860 000 Euro, würde man alles von Firmen machen lassen. Die Kostenobergrenze, die sich der Marktrat nun gegeben hat, liegt jedoch bei höchstens 700 000 Euro. Im November 2016 lag man mit einer ersten Kostenschätzung bei rund 600 000 Euro. Da hatte man aber schon eingespart, denn die erste Kostenschätzung am 17. Oktober 2016 lag bei 668 000 Euro.

Der Gemeinderat legte damals fest, dass sich die Gemeinde mit zehn Prozent an diesen Kosten beteiligen will. "Dies reicht nicht aus", stellte Belz nun fest. Die Architektin informierte zudem darüber, dass über das Kommunale Investitionsprogramm (KIP) des Freistaats bisher 405 000 Euro an Zuschuss in Aussicht gestellt wurden. Weitere 60 000 Euro wurden aus dem gleichen Programm heuer von der Regierung von Oberfranken in Aussicht gestellt.

Dieses Geld hatte Belz im Frühjahr umgehend beantragt. Bis jetzt sei aber von der Regierung dafür noch kein Förderbescheid eingegangen. Laut Belz konnte dieser Antrag wegen der Corona-Krise bis jetzt noch nicht geprüft und behandelt werden. Allerdings dränge die Zeit, da die Schlussrechnung für die Sanierungsmaßnahmen bis Ende des Jahres vorliegen muss. Sonst gebe es gar keine Förderung des Freistaats mehr.

Wie die Architektin erklärte, laufen die Arbeiten trotz Corona erstaunlich gut, man sei voll im Zeitplan. In zwei Wochen soll bereits das Gerüst abgebaut werden. Bis dahin muss die Außensanierung abgeschlossen sein. Auch ein neues Dach ist schon drauf. Danach geht es mit dem Innenausbau weiter. Neue Holzfenster sind ebenfalls eingebaut. Doch dies kritisierte Rosenzweig. Er hätte lieber Plastiksprossenfenster in Holzoptik gehabt, weil diese pflegeleichter seien und länger hielten. Als Gutachter würde er einen Wertabschlag des Gebäudes wegen der Holzfenster machen, erklärte Rosenzweig.

Einige der Räte kritisierten, dass beide Kamine entfernt wurden. Diese braucht man allerdings nicht mehr, weil das Haus zukünftig mit Fernwärme aus der nahem Biogasanlage der Firma Hofmann beheizt wird. "Das ist auch ökologisch sinnvoll", sagte Bürgermeister Marco Trautner (FW). "Und es schafft mehr Platz, wenn die Kamine weg sind", so die Architektin. Einig waren sich die Räte, dass das Nebengebäude nicht abgerissen, sondern erhalten bleiben soll.

Hier müsste allerdings das Dach gemacht werden. Zumindest sollten neue Ziegeln drauf. Wenn man die austausche, sollte laut Belz auf jeden Fall die Dachlattung erneuert werden. Da noch Biberschwanzziegeln vom Haupthaus übrig sind, war nun die Frage, ob man die Dachdeckerarbeiten des Nebengebäudes gleich mit vergibt. Um Kosten einzusparen, entschieden sich die Räte anschließend in nichtöffentlicher Sitzung mit einer Gegenstimme dafür, das Dach des Nebengebäudes selbst neu einzudecken. Dies sollen dann die Birkenreuther selbst zu einem späteren Zeitpunkt mit Hand- und Spanndiensten und mit Hilfe des gemeindlichen Bautrupps erledigen, was laut Trautner auch die Gemeinschaft stärke.

 

Doch kein Blitzableiter

 

Außerdem war die Frage, ob wieder ein Blitzableiter aufs Dach soll. Bisher war einer drauf, der aber schon längst nicht mehr funktionstüchtig war. Auch in Sachen Blitzschutz war Rosenzweig skeptisch. Denn trotz Blitzableiter könne der Blitz ins Dach einschlagen. "Warum sollen wir für was Geld ausgeben, was wir gar nicht brauchen", fragte Rosenzweig. Laut Planerin werde im Brandschutznachweis ein Blitzschutz gefordert und für öffentliche Versammlungsstätten ab 200 Personen sei dieser auch Pflicht. Da insgesamt aber nur rund 60 Leute in das Haus passen, brauche man diesen nicht unbedingt. Allerdings habe man auch eine Verantwortung gegenüber den Bürgern, betonte Belz. Als einziger sah dies dann bei der Abstimmung in nichtöffentlicher Sitzung auch Bürgermeister Trautner so, der für einen Blitzschutz war.

Werner Messingschlager vom Stammtisch hatte am Ende eine positive Überraschung parat. Denn die Schuluhr am Außengiebel soll nicht nur erhalten, sondern auch wieder zum Laufen gebracht werden. Für das alte, nicht mehr zu reparierende Uhrwerk bekommt Messingschlager von einem Sammler für dessen Uhrenmuseum noch 300 Euro. Ein neues Funkuhrwerk hat die Firma Bayreuther Turmuhrenwerk für 1700 Euro angeboten. Die Hälfte davon steuern die Stammtischbrüder bei und die Restkosten spendete spontan Architektin Irmgard Belz.

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