Bis zu 100 Jahre alt: Warum in Hetzles so viele seltene Bäume zu finden sind

28.7.2020, 20:34 Uhr
Bis zu 100 Jahre alt: Warum in Hetzles so viele seltene Bäume zu finden sind

© Foto: Anna Wehrfritz

"Die Kopfeichen sind sowohl kulturhistorisch, als auch ökologisch von großer Bedeutung", sagt der Vorsitzende des Landschaftspflegeverbandes Claus Schwarzmann. Leonhard Anwander hatte sich deshalb als Leiter in einem zehnjährigen Projekt zusammen mit den Flächenbesitzern um den Erhalt und die Förderung der Kopfeichen gekümmert.

"Das Projekt ist ein Beispiel dafür, was entstehen kann, wenn Landwirte und Naturschützer zusammenarbeiten", betont Bürgermeister Michael Bayer. Auch Anwander erzählt bei einer Besichtigung der Kopfeichen von der guten Kooperation mit den Eigentümern.

Feier mit Landwirten, Naturschützern und Helfern geplant

"Am Anfang hat der Vorsitzende des Landschaftspflegeverbands, Andreas Niedling, die Schreibarbeit gemacht, und ich war hier draußen unterwegs und hab Bäume angeschaut", erinnert sich Anwander. Schnell sei ihm klar geworden, dass ein solches Projekt durch den Kontakt zu den Menschen im Ort lebt. "Die Eigentümer haben angefangen, sich mit ihren Ideen und Initiativen einzubringen, und so hat sich eine gute Zusammenarbeit beim Schutz der Kopfeichen entwickelt."

Neben der Pflege der Eichen entstanden im Laufe des Projekts auch Streuobstwiesen mit Hochstämmen oder es wurden bestehende Flächen gepflegt. Zum Ausklang des Projektes war eigentlich eine große Feier mit allen beteiligten Landwirten, Naturschützern und Helfern geplant, doch auch in Hetzles mussten corona-bedingt Abstriche gemacht werden.

Rundwanderweg "KopfeichenLand" eingeweiht

Nichtsdestotrotz wurde der Abschluss in Anwesenheit des CSU-Landtagsabgeordneten Michael Hofmann und Landrat Hermann Ulm zelebriert. "Durch das Projekt wurde ein Bewusstsein geschaffen, dafür, dass wir hier am Hetzlas etwas Besonderes haben", sagt Ulm. Das zunächst auf fünf Jahre ausgelegte Projekt begann im Jahr 2010 und wurde 2015 um weitere fünf Jahre verlängert.

Ebenfalls 2015 wurde der Rundwanderweg "KopfeichenLand" eingeweiht. "So können die Menschen etwas von ihrem Spaziergang mitnehmen", freut sich Hofmann und bezieht sich damit auf die Infotafeln, die entlang des Wanderweges aufgestellt sind. Finanziert durch den Naturschutzfond und die GlücksSpirale wurden die Bäume zunächst neu kartiert, also ausgemessen und nach Zustand untersucht. 

Baumpfleger übernehmen Schnitt

Anschließend wurde zusammen mit den Eigentümern der Flächen ein geeignetes Vorgehen beim Schnitt entwickelt. Nachdem Versuche mit Traktor und Hebebühne sowie Hubsteiger scheiterten, haben dann Baumpfleger den Schnitt übernommen.

Im Totholz der Eichenstämme leben unter anderem seltene Käfer wie der Eremit oder der große Rosenkäfer, die früher in naturbelassenen Wäldern beheimatet waren. Jetzt haben viele Insekten in den alten Stämmen der Kopfweiden einen Ersatzlebensraum gefunden.

Junge Triebe vor Wildverbiss geschützt

Während die Triebe von Kopfweiden für das Flechten von Körben verwendet wurden, nutzte man die in den Eichentrieben vorhandene Gerbsäure für die Verarbeitung von Tierhäuten zu Leder. Aufgrund der Austriebshöhe waren die jungen Triebe vor Wildverbiss geschützt. Da die Bäume zum Austreiben viel Licht und Platz brauchen, stehen sie häufig an Wegrändern oder markierten alten Grundstücksgrenzen.

Durch die industrielle Herstellung von Gerbstoff ab dem 20. Jahrhundert wurde die Lohe aus den Kopfeichen nicht mehr verwendet und die Bäume fortan nicht mehr zurückgeschnitten. Das Wissen um die Pflege der Kopfeichen ging verloren, und da der alte Stamm dem Gewicht der wachsenden Triebe nicht standhält, drohten die Bäume zu zerbrechen.

Deshalb müssen die Eichen alle 10 bis 15 Jahre geschnitten werden. Die Pflege wird auch in Zukunft der Landschaftspflegeverband übernehmen, der von dem wieder erworbenen Wissen durch das Projekt profitiert.

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