Kriegsspuren

Blick in die Geschichte: Kriege hinterließen in Pinzberg schreckliche Spuren

14.5.2021, 13:27 Uhr
Wer Pinzberg erwandert, darf sich auf besondere Einblicke freuen. 

© Berny Meyer Wer Pinzberg erwandert, darf sich auf besondere Einblicke freuen. 

Das Dorf nahm eine untypische Entwicklung, nicht nur bei der Einwohnerzahl: Statt wie andere Orte sich von einem Zentrum aus, meist ist dies der Marktplatz, in die Fläche auszubreiten, erfolgte in Pinzberg die Bebauung über Jahrhunderte stets entlang der Hauptstraße. Von Ortsbeginn bis Ortsende sind es heute 1,6 Kilometer. "Das war schon ein strammer Fußmarsch, wenn du in unserer Jugendzeit zum Fußball Training auf den Sportplatz und zurück laufen musstest", erinnert sich der oberfränkische Bezirkspräsident des Bayerischen Bauernverbandes, Hermann Greif. Erst im 20. Jahrhundert entwickelte sich eine nennenswerte Siedlungsbebauung abseits der Hauptstraße im nordöstlichen und nordwestlichen Teil der Ortschaft.

Wer heute vom Sportplatz kommend als Fremder in den Ort einfährt (oder wandert), dem fallen unweigerlich die beiden Kapellen am Lohanger knapp 200 Meter nach dem Sportgelände auf. Mit diesen hat es eine spezielle Bewandtnis, wie Pfarrer Gehret erzählt. In Kurzform: Aufgrund einer Freveltat, er soll den Pfarrer tätlich angegriffen haben, musste im Jahre 1804 ein Pinzberger eine Sühnewallfahrt nach Maria Einsiedeln in der Schweiz antreten.

Als sichtbaren Beweis, dass er tatsächlich dort war, wurde ihm eine Kopie der dortigen Schwarzen Madonna mit dem Auftrag mitgegeben, für diese zu Hause eine kleine Kapelle zu errichten. Dies geschah auch: Die Kapelle aus Holz und Stein erfreute sich bei Pilgern bald großer Beliebtheit, war aber nach einigen Jahren baulich in schlechtem Zustand und wurde daher 1847 durch eine Steinkapelle, die heutige Annakapelle, ersetzt. Diese erwies sich bald als zu klein. Es entstand Dank der von den drei Geschwistern Eismann ins Leben gerufenen Stiftung die danebenstehende größere Kapelle, die 1869 eingeweihte Marienkapelle. Sie ist noch heute Endpunkt zahlreicher Wallfahrten und Prozessionen. Dort ist heute auch die schwarze Madonna zu sehen.

Neben den Kapellen steht das frühere Mesnerhaus, das auf Betreiben von Reinhard Seeber und zahlreicher Mitstreiter in den Jahren 2012/2013 zum Wallfahrtsmuseum umgebaut wurde. In ihm sind an den Öffnungstagen zahlreiche Relikte ausgestellt, "die zuvor im Keller des Pfarrhauses" schlummerten, so Seeber. Weithin sichtbar steht auf dem freien Feld neben den Kapellen ein Holzkreuz mit einem Trauerflor und einer Inschrift, die an die Opfer der Corona-Pandemie erinnert.

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