Blinder war auf DB angewiesen - und der Zug kam nicht

7.3.2020, 14:00 Uhr

Aber von vorne: Das Wochenende sollte ganz entspannt und besonders werden. Das Ziel des Forchheimer Ehepaars: Hamburg, Elbphilharmonie. Es lockten: der Windsbacher Knabenchor mit geistlicher A-cappella-Chormusik. Auch ein Freund aus München sagte für den Wochenendausflug zu. Der hatte sich an jenem Samstagmorgen in den ICE nach Nürnberg gesetzt und weil er stark sehbehindert ist, so Jürgen Feller, habe die Deutsche Bahn ihn auf der Strecke München-Nürnberg begleitet. Ab dem Nürnberger Bahnhof waren dann die Fellers für ihren sehbehinderten Freund zuständig.

Um 11.33 Uhr war der ICE von Nürnberg nach Hamburg bereits gebucht und gezahlt. Am Forchheimer Bahnsteig warteten die Fellers auf den Regional-Express, der um 10.53 Uhr losfahren und um 11.19 Uhr plangemäß in Nürnberg ankommen sollte. Genug Zeit, um dort Bahnsteig und Zug zu wechseln. Doch der RE kam in Forchheim nie an. „Er fiel einfach aus. Ohne Durchsage“, schildert Jürgen Feller und schüttelt noch heute den Kopf darüber. Am Wochenende waren auch keine Mitarbeiter der Deutschen Bahn in der Infostelle am Bahnhof, die weiterhelfen hätten können.

Spitz auf Knopf geschafft

„Wir sind am Bahnhof ins Taxi gestürzt, um den ICE in Nürnberg zu erreichen, was wir auch Spitz auf Knopf geschafft haben.“ Damit konnte auch der sehbehinderte Freund in die sichere Obhut der Fellers übernommen werden.

Das Wochenende in Hamburg verlief nach Plan. Der Ausflug war trotz aller Hektik zu Anfang ein schöner. Doch danach ging der Ärger für die Fellers weiter. Die 69 Euro für die Taxifahrt wollte Jürgen Feller von der Bahn ersetzt bekommen. Nach einem E-Mail-Wechsel seien ihm 16,80 Euro aufs Konto überwiesen worden. Das entspricht dem Fahrpreise für den RE von Forchheim nach Nürnberg und zurück. Die Bahn habe mitgeteilt, dass eine höhere Erstattung nicht möglich sei, man nach Vorschriften handele. „Wir verschmerzen die 69 Euro, aber wir sind verärgert, wie kaltschnäuzig die Deutsche Bahn reagiert hat“, sagt Feller, der seinen Fall der Redaktion schilderte, die wiederum bei der DB nachgehakt hat.

Ein DB-Sprecher sagt, dass der Leser auch eine Regionalbahn später nach Nürnberg hätte nehmen können. Dort hätte er „mit seiner Fahrkarte irgendeinen anderen Zug nach Hamburg nehmen können“. So hätten die Fellers mit „einer zumutbaren Verspätung“ ihr Ziel dennoch erreicht. „Für einen solchen Fall sehen die Fahrgastrechte keine Erstattung von Taxikosten vor“, teilt der Sprecher mit. Das gelte zunächst generell für alle, die in eine ähnliche Situation geraten.

Im Falle des sehbehinderten Freundes, um den sich die Fellers in Nürnberg haben kümmern müssen, spricht der DB-Sprecher von „besonderen Entschädigungsgründen“. Das Ehepaar solle sich deshalb nochmal an die DB wenden. „Man wird prüfen, ob aus Kulanzgründen eine Erstattung über die Fahrgastrechte hinaus möglich ist.“ Jürgen Feller freut sich, dass mit der Nachfrage der Redaktion scheinbar nochmal Bewegung in die Sache kommt und will mit der DB erneut Kontakt aufnehmen.

Warum die Fahrgäste am Forchheimer Bahnsteig nicht über den ausfallenden Zug informiert worden seien, kann der DB-Sprecher nicht mehr nachvollziehen. Normalerweise würden Fahrgäste über Lautsprecherdurchsagen oder Informationen in der digitalen Zuganzeige informiert, heißt es. Die DB verweist darauf, dass sich jeder Fahrgast „jederzeit ganz aktuell über die Apps DB-Navigator oder Bahnhof-Live über Zugverspätungen oder Zugausfälle informieren könne. Auch die DB-Automaten gäben darüber Auskunft und schlügen die nächstmögliche Reiseverbindung an.

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