Buchläden um Forchheim sind glücklich über die Wiedereröffnung:

8.3.2021, 20:00 Uhr
Marion Schmidt von der „Bücherstube an der Martinskirche“ wünscht sich, dass ihr Buchladen nach der langen Schließung jetzt wieder gut anläuft.

Marion Schmidt von der „Bücherstube an der Martinskirche“ wünscht sich, dass ihr Buchladen nach der langen Schließung jetzt wieder gut anläuft.

Wenig Zeit blieb den lokalen Buchhändlern, die Regale in ihren Läden wieder zu füllen. Überraschend kam Mittwochabend die Entscheidung der Regierung: Nach drei Monaten dürfen die Buchhandlungen Deutschlands unabhängig vom Inzidenzwert ihre Türen wieder öffnen. Schnell reagierten die Ladenbesitzer und stockten ihre Lagerbestände auf.

Am Montag war es dann soweit: der Tag der Wiedereröffnung. In allen Läden herrscht große Freude. Michael Holz, Besitzer der Buchhandlung "faust." in Ebermannstadt, ist sich bewusst, dass der Buchhandel durch die dauerhafte Öffnungserlaubnis gewissermaßen privilegiert ist. Er hofft, dass das dem Betrieb hilft, sich wieder richtig einzuspielen.

Treue entscheidet

Marion Schmidt von der "Bücherstube an der Martinskirche" in Forchheim ist ebenfalls sehr glücklich, dass Lesen jetzt als täglicher Bedarf eingestuft wurde. Sie wünscht sich, dass der Laden jetzt langsam anläuft, aber das hänge auch davon ab, wie sich der Betrieb in der restlichen Innenstadt entwickelt. Die Filialleiterin des "Osiander", Monika Held, setzt auf die Treue ihrer Stammkunden. Manfred Schade von der Buchhandlung "‘s blaue Stäffala" hofft: "Vielleicht lernen die Leute jetzt nach Corona, wieder mehr lokal einzukaufen und ihr Zuhause mehr zu erleben."

Jeder der vier Buchhändler verbindet Hoffnungen mit der Wiedereröffnung seiner Buchhandlung. Aber was ist es, was die vier so sehr am Lesen begeistert? Wie sind sie zu den Leseratten von heute geworden? Warum wollten sie eigene Buchläden führen? Und was ist ihr aktuelles Lieblingsbuch? Sie haben es uns verraten.

Monika Held, Ossiander.

Monika Held, Ossiander. © Foto: Edgar Pfrogner

Monika Held (Osiander): "Mir wurde schon als Kind viel vorgelesen. Irgendwann wusste ich meist schon auswendig, was als Nächstes kommt, und habe mich immer bei meinem Papa beschwert, wenn er was auslassen wollte. Meine ganze Familie hat viel gelesen. Das hat einfach auf mich abgefärbt. Heute bin ich ein riesiger Krimi- und Thriller-Fan. Es kann mir gar nicht spannend und blutig genug sein. Ich liebe es einfach, mich in andere Welten und Leben hineinzuversetzen. Auch wenn das bei einem Mörder vielleicht nicht so gut ist. Im Buchhandel gelandet bin ich, nachdem ich mein Germanistik-Studium abgebrochen habe. Das hat sich danach einfach angeboten, weil ich auf jeden Fall in dieser Richtung arbeiten wollte. Mein Lieblingsbuch ist im Moment "Stimme der Rache" von Ethan Cross. (Verlag: Bastei Lübbe; 12,90 Euro). Es fällt genau in mein bevorzugtes Genre ‚Thriller‘ mit einer spannenden Handlung und tollen Charakteren."

Manfred Schade.

Manfred Schade. © Foto: Edgar Pfrogner

Manfred Schade (,s blaue Stäffala): "Ich kann nicht genau sagen, wie ich zur Leseratte wurde. Als Jugendlicher habe ich eigentlich gar nicht gelesen. Das kam alles erst später. Ich habe Philosophie studiert, da musste ich lesen, und dann hat mich die Neugier gepackt und ich habe immer weitergelesen. Es waren einfach gute Geschichten, die mich gefesselt und nicht mehr losgelassen haben. Ich habe dann angefangen bei einem Verlag zu arbeiten. Aber weil es einfach schöner ist, zusammen mit seiner Familie in einer ruhigen, kleinen Stadt zu leben und zu arbeiten, als immer herumzureisen, habe ich dann mit meiner Frau hier unsere Buchhandlung eröffnet. Am Montag war ja der Internationale Frauentag, da würde ich auf jeden Fall das Buch "Kim Jiyoung geboren 1982" von Cho Nam-Joo (Verlag: Kiepenheuer & Witsch; 18 Euro) empfehlen. Es handelt von der Geschichte der Frauen in Korea."

Marion Schmidt.

Marion Schmidt. © Foto: Stefan Hippel

Marion Schmidt (Bücherstube an der Martinskirche): "Seit ich lesen kann, war ich schon eine Leseratte. Ich habe alles gelesen, was mir in die Hände kam. Ich erinnere mich noch ganz genau, wie ich Pippi Langstrumpf entdeckt habe. Nachdem ich dann bei meiner Buchhändler-Ausbildung meinen Mann kennengelernt habe, wurde uns angeboten, die Buchhandlung hier in Forchheim zu übernehmen. Wir haben sie neu aufgebaut und ich bereue es keine Minute. Meine Buchaffinität zusammen mit dem Kundenkontakt ist für mich optimal. Ich kann schließlich auch nicht alles lesen und freue mich immer sehr über die Tipps meiner Kunden. Dieser Austausch ist mir sehr wichtig. Das habe ich vermisst. Ein Buch, das mich vor kurzem sehr begeistert hat und auch gut zum Internationalen Frauentag passt, ist "Das Haus der Frauen" von Laetitia Colombani (Verlag: Fischer Verlag; elf Euro). Zusätzlich zu der tollen Geschichte haben mich bei dem Buch die historischen Querverweise über die Begründerin des Pariser Frauenhauses Blanche Peyron fasziniert."

Michael Holz, faust.

Michael Holz, faust. © Foto: Ralf Rödel

Michael Holz (faust.): "Für einen Buchhändler habe ich spät mit dem Lesen angefangen. Als Jugendlicher haben mich eigentlich nur Comics interessiert und die Bilder in Sachbüchern. In meinem Theologie-Studium bin ich dann aber nicht mehr an Büchern vorbeigekommen. Erst waren das nur religiöse Bücher, aber dann habe ich immer mehr entdeckt. Besonders die Krimis von Dashiell Hammett und Raymond Chandler haben es mir damals angetan. Was mich am Lesen auch begeistert, ist nicht nur in die Geschichten einzutauchen, sondern auch wieder aufzutauchen und durch das Schicksal der Figuren bereichert zu werden. Im Buchhandel habe ich angefangen, weil es keine freie Stelle bei einem Pfarramt für mich gab. Aber erst mit 50 habe ich meine eigene Buchhandlung aufgemacht. "Sarah" von Scott McClanahan (Verlag: ars Vivendi; 22 Euro) war 2020 eine richtige Entdeckung für mich. Es ist eine Liebesgeschichte mit autobiografischen Zügen und einem sehr interessanten Protagonisten."

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