Buckenhofens letzter Bürgermeister erinnert sich

30.8.2019, 08:00 Uhr
Buckenhofens letzter Bürgermeister erinnert sich

© Foto: Udo Güldner

Buckenhofen scheint ein gefährliches Pflaster zu sein. Zumindest für seine Bürgermeister. Zuerst starb Michael Knauer (1898-1960) im Amt, dann traf es seinen Nachfolger Johann "Hans" Sebald (1907-1967).

Kein gutes Vorzeichen für Georg Knauer, als er 1967 als Zweiter Bürgermeister kommissarisch einsprang und 1968 dann gewählt wurde. Da saß der Weberei-Arbeiter schon sieben Jahre im Gemeinderat. Er hatte aber zuvor schon bei seinem Vater, nach dem eine Ringstraße benannt ist, das Rüstzeug gelernt.

"Als Junge habe ich die Gemeindeschreiberei zu Hause erlebt." Auch Wahlkampf hatte er schon betrieben. "Bei Hans Sebald habe ich den Lautsprecherwagen gefahren." 1972 und 1976 wurde er mit teilweise erdrutschartigen Ergebnissen wiedergewählt, obwohl ein CSU-Kandidat gegen ihn angetreten war.

Buckenhofens letzter Bürgermeister erinnert sich

© Foto: privat

In seiner Amtszeit wuchs die Gemeinde unaufhörlich. Fünf große Baugebiete mit fast 400 Bauplätzen boten den Raum für eine Verdoppelung der Einwohnerzahl. Es begann in "Süd", das durch Hans Sebald erschlossen worden war. Georg Knauer brachte das Vorhaben zwischen Raiffeisen- und Austraße inklusive Föhrenweg zu Ende.

Das Gebiet "Mitte", also östlich der Friedensstraße, folgte. Aus sandigen Äckern und einem Föhrenwäldchen wurden Bauplätze, aus einfachen Bauern wohlhabende Leute. Hinzu kam "Nord", dem man heute noch ansieht, dass es in den Wald hineingesetzt wurde. "Das haben wir gemacht, weil das Gelände der Gemeinde gehörte und wir dadurch finanzielle Spielräume für Straßenbau und Kanalisation bekamen." Georg Knauers Zwillingsbruder Andreas, der "Berg-Res", war der Mann an der Säge. Zuletzt folgte die Flurabteilung "Spieläcker", kurz bevor Buckenhofen Stadtteil wurde.

"Es war viel Arbeit. Wir waren bestrebt, dass unsere jungen Leute nicht abwandern." Galt es doch, die Infrastruktur zu erhalten. Das erst 1955 errichtete Schulhaus hatte er 1970/71 um einige Klassenräume, eine Aula und eine Turnhalle erweitern lassen. Das war angesichts der vielen Schüler aus Forchheim-West und Pautzfeld, die nicht nur eine Grund-, sondern auch eine Teilhauptschule besuchten, dringend nötig.

Der Friedhof wurde zu klein

Ein Blick in den 1975 erstmals genutzten Kindergarten St. Josef mit über 100 Kindern zeigt, dass Buckenhofen damals eine aufstrebende Gemeinde war. Spielplätze an der Friedensstraße und an der Sandstraße wurden angelegt. Auch am anderen Ende des Lebens zeigte sich ein Engpass. Der alte Friedhof, der jenseits der Siechhauskapelle lag, dort wo sich heute ein Möbelhaus und ein Fitness-Studio befinden, war zu klein geworden. "Außerdem musste man bei jeder Beerdigung über die Bundesstraße ziehen." 1976 griff Georg Knauer selbst zur Schaufel, um einen Teil der Leichname umzubetten.

Hatten seine Vorgänger die Amtsgeschäfte in ihren Wohnzimmern oder in einem Zimmerchen im Lehrerwohnhaus neben der Schule erledigt, so erforderten die ständig mehr werdenden Aufgaben bald größere Räume und weitaus fachkundigeres Personal. Bürgermeister Hans Sebald hatte die Idee, inmitten des Ortes, neben einem inzwischen zugeschütteten Löschweiher ein Rathaus zu errichten. "Das Grundstück gehörte der Gemeinde." Georg Knauer führte die Aufgabe schließlich zu Ende.

"Bis 1975 hatte ich nicht einmal eine Schreibkraft. Dann erst kam Anita Silbermann. Nur der Kassier und ich kümmerten sich um die Geschäfte. Bisweilen schon um 5 Uhr früh."

Die Wasser- und Abwasserfrage wurde umso drängender, je mehr Einwohner Buckenhofen bekam. Mit den beiden altgedienten Quellen auf dem Anwesen Schlötzer (Am Berg) und in Buckenhofen-Nord (Hallerndorfer Brünnlein), sowie einer Tiefbohrung am alten Sportplatz (heute zwischen Josef Schneider- und Weichselgarten-Straße) konnte man die Trinkwasserversorgung längst nicht mehr sicherstellen.

Also entschied sich 1975 der zwölfköpfige Gemeinderat, in dem seit Kriegsende stets die Freien Wähler die CSU überstimmten, für den Anschluss ans Leitungsnetz. Am Berg, nahe dem Elternhaus von Georg Knauer, entstand ein Hochbehälter. Hier hatten die Knauers nicht nur Pferde, sondern auch zwei gemeindliche Zuchtbullen, zu denen man gegen eine Gebühr die Kühe bringen konnte.

"So ein Bürgermeister war damals ständig auf Achse." Es galt, sich um die örtlichen Vereine zu kümmern. Kam es in Georg Knauers Amtszeit (1967-1978) doch zu zahlreichen Neugründungen: Der Bootsclub Möwe (1968), geführt von Georg Kredel, war der erste Verein mit eigenem Heim, wenn auch auf dem Gelände der verfüllten Mülldeponie der Gemeinde.

Es folgten der Mütterverein mit Reta Knauer (1969), der Musikverein unter Erich Neubauer und die Reservistenkameradschaft unter Führung von Dietmar Wußmann (1973), sowie der Seniorenclub (1977), den Gunda Kalb aus der Taufe hob.

Knauers ehrenamtliches Engagement würdigten der St. Josefs-Verein, der Verein Zufriedenheit und der Musikverein mit der Ehrenmitgliedschaft. Bei letzterem war er Gründungsmitglied. Seine Bürger kamen zu jeder Tages- und Nachtzeit, auch wenn es jeden Donnerstagabend Sprechstunden im Rathaus gab. "Manch einer tauchte um drei Uhr auf, weil er um sechs Uhr in Urlaub fuhr und noch eine Ausweisverlängerung brauchte." Nur selten kamen seine Bürgermeister-Vertreter Johann Schriefer und Rudolf Fick zum Einsatz.

Nach der Eingemeindung arbeitete Georg Knauer, der als Jugendlicher die Handelsschule in Bamberg besucht und dann jahrzehntelang in der Weberei geackert hatte, bis zu seiner Pensionierung 1993 im städtischen Bauamt und war für den Grunderwerb beim Straßenbau zuständig.

Auch sein Gemeindearbeiter Gerhard Lauger wurde nach Forchheim übernommen. Dabei war die Eingemeindung alles andere als ausgemacht. "Wir haben uns quer gestellt bis zuletzt. Die Mehrheit der Buckenhofener war bei einer Abstimmung für die Selbstständigkeit." Das nutzte aber nichts. Auch weil Burk nicht für einen Zusammenschluss zu gewinnen war. So verloren beide Gemeinden ihre Unabhängigkeit.

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