Chance in der Grube

27.8.2010, 00:00 Uhr
Chance in der Grube

© Irene Lenk

Das Jahr in der Umweltstation ist schnell vergangen. Am 31. August endet offiziell Anna Haders Zeit in der Lias-Grube. Ursprünglich wollte sie nach der Fachoberschule ein Freiwilliges Soziales Jahr machen, erzählt die 23-Jährige. "Auf meiner Suche nach einer Stelle habe ich dann aber von der Möglichkeit erfahren, ein Freiwilliges Ökologisches Jahr zu machen - und einen starken Bezug zur Natur hatte ich schon immer." Also bewarb sich die junge Frau aus der Nähe Bayreuths um ein FÖJ und landete im September 2009 zunächst in Lauenstein im Landkreis Kronach. "Dort stand aber jeden Montag eine Wanderung im Gebirge auf dem Programm, und das habe ich körperlich nicht geschafft", sagt Hader. Im Oktober wechselte die junge Frau deshalb in die Lias-Grube. "Hier hat es mir von Anfang an richtig gut gefallen, ich bin viel draußen und kann mit Kindern arbeiten", schwärmt Hader und bekommt ganz glänzende Augen. In den ersten Wochen ist sie hauptsächlich mitgelaufen, hat zugesehen, wie ihre Kollegen Kinder- und Jugendgruppen durch die Umweltstation führen. Dann durfte die FÖJlerin selbst ran und unter Aufsicht Veranstaltungen leiten. Seit Ende vergangenen Jahres erkundet Hader das Gelände mit den Gruppen allein. "Wir bieten hier verschiedene Führungen an, zum Beispiel eine Steinzeit-Führung, bei der wir Stockbrot backen, oder Rundgänge für Wiesen- und Wasserdetektive", erklärt Hader. "Da erforschen wir mit den Gruppen die unterschiedlichen Lebewesen, die im Wasser und in der Wiese leben. Die Kids sollen so die Natur und den richtigen Umgang mit ihr kennen lernen."

Kleinere Reparaturen

Wenn gerade keine Führungen über das 17 Hektar große Freigelände anstehen, ist Hader für kleinere Reparaturen im Haus zuständig oder hilft im Büro mit. "Ich habe mich zum Beispiel darum gekümmert, unsere Homepage zu aktualisieren oder Flyer für die Grube erstellt", erzählt sie. Eine Umstellung war es schon für die junge Frau, auf sich allein gestellt zu sein. Sie ist von Bayreuth in ein Zimmer im Bürohaus der Lias-Grube gezogen, Familie und Freunde kann sie nur am Wochenende sehen. Statt Unterricht nach Stundenplan standen plötzlich 40 Arbeitsstunden pro Woche auf dem Programm, dafür bekommt sie - wie alle FÖJler - ein Taschengeld von 180 Euro monatlich. Ihre Entscheidung für das FÖJ bereut Anna Hader nicht: "Das hat sich auf jeden Fall gelohnt. Man lernt den Alltag im Arbeitsleben kennen und kann sich in aller Ruhe überlegen, was man hinterher mit seinem Leben anfangen möchte." Als besonders interessant empfand sie die fünf jeweils einwöchigen Seminare, die alle FÖJler einer Region gemeinsam absolvieren. "Da ging es beispielsweise um Atomkraft, den Klimawandel, Recycling oder Bio-Produkte. Nach ihrem Freiwilligen Ökologischen Jahr wird sie in Eichstätt Soziale Arbeit studieren. Bei dieser Entscheidung hat ihre Zeit in der Lias-Grube eine große Rolle gespielt: "Zu Schulzeiten wusste ich nicht so recht, was ich danach machen wollte, ich wusste nur, dass ich studieren wollte", sagt die 23-Jährige. "Jetzt ist mir klar, dass ich mit Kindern oder in der Natur arbeiten möchte - am liebsten beides zusammen." Aus der Lias-Grube verabschiedet sich die junge Frau mit einem lachenden und einem weinenden Auge. "Ich habe die Zeit hier in vollen Zügen genossen. Auf der anderen Seite freue ich mich aber auch darauf, jetzt wieder etwas Neues anzufangen."

Wer sich für ein FÖJ in der Lias-Grube interessiert, kann sich bei Regina Derleth unter Telefon (09545) 950399 oder www.umweltstation-liasgrube.de informieren. Ab 1. September 2011 sind wieder Plätze frei.