Christian Wohlfahrt aus Obertrubach feierte Primiz in St. Martin

7.7.2020, 11:08 Uhr
"Anpacken, mitarbeiten, mittun das ist meine Sache", sagt Christian Wohlfahrt. Deswegen setzt Dekan Martin Emge dem Neu-Priester bei seiner Primiz sinnbildlich einen Baustellenhelm auf.

© Pfarrei St. Martin "Anpacken, mitarbeiten, mittun das ist meine Sache", sagt Christian Wohlfahrt. Deswegen setzt Dekan Martin Emge dem Neu-Priester bei seiner Primiz sinnbildlich einen Baustellenhelm auf.

Nur der engste Kreis, Familienmitglieder und Freunde durften wegen der Corona-Beschränkungen an der Feier im Bamberger Dom teilnehmen. Doch dass seine Heimatgemeinde ihn in Bamberg überraschen würde, damit, so erzählt er, "habe ich überhaupt nicht gerechnet".

 

Blaskapelle und Fahnenträger

 

Mit der Jugendblaskapelle reisten die Obertrubacher an, hatten gar ein Modell der Obertrubacher St. Laurentiuskirche im Gepäck, eine Abordnung der Ministranten mit Fahnen winkte zur Ehre, Vertreter der Pfarrgemeinde und Bürgermeister Markus Grüner waren in die Domstadt gekommen. "Ich bin fast ertrunken in Emotionen", gibt Wohlfahrt zu, "das war nicht zu beschreiben".

Zwei Jahre lang war Wohlfahrt Diakon in der Forchheimer Kirchengemeinde St. Martin, hier wurde am Sonntag auch seine Primiz zelebriert. Die Feier in der Stadtpfarrkirche sei "aufregend, lehrreich und ein unglaubliches Gefühl" gewesen. Ob er aufgeregt war? "Ich kam ehrlich gar nicht dazu, mir Gedanken zu machen", sagt er. Und wenn ja kleine Fehler passiert seien, dann "sitzen vor mir, hinter mir und an meiner Seite Menschen, die mich tragen".

Weltlich gefeiert wurde im Anschluss auf den Forchheimer Kellern, mit Sauerbraten, Schnitzel und Schäuferla und rund 100 Gästen. "Ich war und bin immer ein Gastgeber für andere". Wenn Christian Wohlfahrt das sagt, dann hat das durchaus eine doppelte Bedeutung.

 

Als Wirtssohn geboren

 

Denn Wohlfahrts Weg scheint vorgezeichnet: Er wird als Wirtssohn geboren, die Familie hat das weithin bekannte "Gasthaus Regina" in Obertrubach, zusätzlich hat der Vater einen Bau- und Getränkemarkt, betreibt eine Landwirtschaft.

In einem festlichen Gottesdienst in St. Martin feierte Christian Wohlfahrt seine Primiz.

In einem festlichen Gottesdienst in St. Martin feierte Christian Wohlfahrt seine Primiz. © Pfarrei St. Martin

Der Vater baut ins Gästehaus ein Kur- und Bäderhaus ein. Wer das betreiben soll, das steht für den Vater von vorneherein felsenfest: "Ich musste Masseur werden", erzählt Christian Wohlfahrt. Seine Berufung jedoch, das braucht er nicht auszuformulieren, ist eine andere: "In meinem Herzen rief eine andere Stimme", sagt er. Wohlfahrt macht einen Cut in seinem Leben, schlägt 2005 bei den Oblaten, einem Missionsorden am Niederrhein, den zweiten Bildungsweg ein und macht 2011 das Abitur am Abendgymnasium in Mönchengladbach. Doch Wohlfahrt zieht es zurück nach Oberfranken: 2011 tritt er ins Bamberger Priesterseminar ein, studiert in Würzburg Theologie. Im Priesterseminar trifft Wohlfahrt erstmals auf Martin Emge, der später Dekan in Forchheim wird. Die Wege der beiden Kirchenmänner kreuzen sich ein weiteres Mal: Denn sein "Praktikum" absolviert Wohlfahrt in St. Martin, wo er die vergangenen Jahre als Diakon tätig war und in die Sebastianibruderschaft aufgenommen wurde.

Christian Wohlfahrt aus Obertrubach feierte Primiz in St. Martin

© Foto: Screenshot

Seit zwei Jahren lebt er im Pfarrhaus St. Martin, blickt aufs Rathaus und seinen Arbeitsplatz, die Martinskiche. Doch diese Zeit wird bald zu Ende sein: Zum 1. September wird Wohlfahrt als Kaplan nach Burgwindheim gehen und dort auch Unterricht im Seelsorgebereich Steigerwald geben. Seine neue Bleibe findet er dann im alten Barockschloss der Ebracher Äbte. "Ich werde dann Turmherr", lacht er.

Hat ein Priester auch Zeit für Hobbys? "Wer selbst nicht genießen kann, wird irgendwann ungenießbar. Kein Priester kann nur für andere da sein", sagt Wohlfahrt. Ganz bewusst räumt er sich in seinem täglich Ablauf auch freie Zeiten ein, Zeit fürs Lesen oder Malen gehört dazu. Gebäude lässt der Priester auf der Leinwand entstehen, St. Martin, den Rathausplatz, in Acryl, Aquarell oder auch in Öl. "Zum Batterie aufladen" gehe er auch gerne Wandern an seinen freien Tagen, mit Freunden und Studienkollegen. "Kein Mensch kann ohne Beziehungen leben", sagt er. Er ist gut vernetzt in den sozialen Netzwerken, bei Facebook, Instagram, Whatsapp.

 

"Anpacken, das ist meine Sache"

 

Christian Wohlfahrt, der Wirtssohn, ist auch jemand, der sprichwörtlich zupackt. Als er erst ein paar Tage in Forchheim war, habe er gemeinsam mit anderen die Wohnung von Pfarrer Richter ausgeräumt, der ins Altersheim ging. "Do hammer gscheit geärbert", sagt er. Auch ein Grund, weswegen er zu seinem Primiz-Gottesdienst einen gelben Baustellen-Helm am Kopf trug: "Ich bin in die Baustelle Kirche hineingeweiht", sagt er. "Anpacken, mitarbeiten, mittun das ist meine Sache", sagt er.

Keine Kommentare