Click & Collect: Hoffnungsschimmer für Forchheims Einzelhändler?

8.1.2021, 15:37 Uhr
Für viele Einzeländler ist "Click & Collect" in Bayern längst überfällig.

© Adrien Nowak via www.imago-images.de, NNZ Für viele Einzeländler ist "Click & Collect" in Bayern längst überfällig.

Denn dann soll nach Ankündigung der Staatsregierung wieder das Abholen vorbestellter Ware am Laden möglich sein. „Click & Collect“ nennt sich das schon aus dem ersten Lockdown im Frühjahr 2020 bekannte System: Kunden bestellen sich Kleidung, Bücher und Co. telefonisch oder im Internet bei dem jeweiligen Geschäft und können sie dann vor Ort abholen.

Ist das ein Lichtblick für die schwer gebeutelte Branche? „An sich ist es für uns schon eine Erleichterung“, sagt Heike Ammon, Inhaberin des Modegeschäfts „Laden Drei“ in der Forchheimer Hauptstraße, „weil wir dann nicht mehr so viel verschicken und liefern müssen“. Trotzdem findet es Ammon „schlimm“, dass im Freistaat die Möglichkeit für Click & Collect „nicht schon bisher, eben wie beim ersten Lockdown, erlaubt war“ – im Gegensatz zu etlichen anderen Bundesländern. Vor allem das Weihnachtsgeschäft habe darunter sehr gelitten, so Ammon.

Ihr Laden Drei ist, neben Telefon und eigener Webseite, auch auf Instagram und Facebook erreichbar, zudem sind über WhatsApp Bestellungen möglich, „die Telefonnummer findet man ihm Internet oder an unserer Ladentür“. 

+++ "Click & Collect kommt für viele zu spät": Lesen Sie dazu einen Kommentar von NN-Redakteur Philipp Rothenbacher +++

Damit Bestellungen ab Montag telefonisch oder online eingehen können, haben Ammon und ihr Team noch viel zu tun, um ihre Textilien, Taschen und Schuhe im Netz zu präsentieren: „Es ist ein enormer Aufwand, ich weiß nicht, wie viele Fotos wir schon von jedem Kleidungsstück gemacht haben und die Abholtüten reihen sich aneinander“, sagt die Inhaberin. „Und da die Leute die Sachen ja nicht vor Ort anprobieren können, muss man damit rechnen, dass viel zurückkommt.“

Das heißt wiederum viel Organisation. Außerdem soll die Übergabe kontaktlos und mit FFP2-Maske erfolgen. „Wenn es draußen trocken ist, ist das kein Problem, die Kunden können anklopfen und wir können die Tüten draußen abstellen.“ Bei Regen oder Schnee wird das dann schon schwieriger. Werktags ist der Laden Drei jeweils bis 12 Uhr mittags besetzt, „es können aber auch individuelle Abholtermine ausgemacht werden“, so Ammon.

Vorfinanzierte Verfallsware

Nichtsdestotrotz: Die Situation für Einzelhändler bleibe weiter schwierig, sagt sie, und das Click & Collect nur eine kurzfristige Notlösung – „der uns allenfalls einen Bruchteil unserer normalen Umsätze bringen wird“. Vor allem für Textilhändler sei die Lage prekär. Ammon: „Wir verkaufen ja vorfinanzierte, saisonale Verfallsware. Es stehen also Berge von Kleidung herum, die wir mitunter noch im letzten Frühjahr eingekauft haben.“ Man sei froh über jede Textilie, die noch rausgehe. 

Der Laden Drei ist, wie knapp über 50 andere Einzelhändler und Dienstleister, Teil der Forchheimer Händlervereinigung HeimFOrteil. Deren Vorstandsmitglied Petra Dietzel – Inhaberin des Designermoden-Geschäfts „la boutique“ in der Wiesentstraße – sagt: „Click & Collect erleichtert uns allen Händlern das Leben, seien es Modeläden, Bettenhäuser, Buchhandlungen.“ 

Digital fit gemacht

Das Corona-Jahr 2020 habe man laut Dietzel gut genutzt, um die Mitglieder von HeimFOrteil auch in Sachen Digitalisierung auf Stand zu bringen. „Es hat sich einiges getan, vor allem im Bereich der sozialen Medien sind die Forchheimer Einzelhändler sehr viel präsenter“, erklärt sie.

Und ja, sagt Dietzel, der organisatorische Aufwand werde ab Montag für viele kleine, inhabergeführte Geschäfte, die nicht in der Lebensmittelbranche sind, sicher größer als für die großen Handelsketten“ – aber: „Es ist eben gerade die einzige Möglichkeit für uns, ein wenig Umsatz zu generieren, um zumindest die Fixkosten zu decken.“

Weil man momentan keine Signale aus München und Berlin für ein Hilfspaket für den stationären Einzelhandel höre, sagt Dietzel, gebe es Initiativen seitens des Handelsverband. 

Das ist auch die Hoffnung bei der Werbegemeinschaft Ebermannstadt: Dass die Abholung von Bestellungen beim Einzelhändler nun wieder erlaubt wird, „halte ich für einen richtigen und wichtigen Schritt“, sagt der Vorsitzende Christian Schlee. Warum man dies aber nicht gleich zu Beginn des zweiten Lockdowns in Bayern nicht wieder zugelassen hat, kann der Inhaber des Textiliengeschäfts „Geschwister Detzel“ auch nicht nachvollziehen. „Mir ist nicht klar, wieso man eine Pizza abholen darf, aber, wenn ich auf meine Branche blicke, ein Knäuel Wolle nicht.“

Schlee erzählt, dass er in der zweiten Jahreshälfte 2020 „enorm viel Geld in die Werbung gesteckt“ habe, „damit nicht noch mehr Kunden ins Internet abwandern“. Man sei in dieser Zeit „fleißig“ gewesen, verzeichnete keinen 80-prozentigen Umsatzrückgang, durch den man an eventuelle Hilfsgelder gekommen wäre. „Nun aber schauen wir halt in die Röhe“, so Schlee – der auf die Investitionen blickt, aus denen mit dem Lockdown seit Dezember keine Erträge mehr generiert werden konnten.

Überall haben die Einzelhändler mit derlei Problemen zu kämpfen. Aus diesem Grund soll am Montag, ab 11 Uhr, eine bundesweite Internet-Kampagne unter dem Hashtag #wirmachenAUFmerksam laufen. Darin wird die Gleichbehandlung mit der Gastronomie und die Wiederöffnung des lokalen Einzelhandels gefordert – oder zumindest: angemessene Entschädigungen.

PHILIPP ROTHENBACHER

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