Corona-Hilfen für Brauereigaststätten: Ist die Lösung in Sicht?

13.1.2021, 09:30 Uhr
Mike Schmitt, Betreiber des Pretzfelder Nikl-Bräu, will im Frühjahr als neuer Pächter des Pretzfelder Kellers (Bild) durchstarten. Er hofft dringend auf die baldige Auszahlung der Staatshilfen. 

© Stefan Braun Mike Schmitt, Betreiber des Pretzfelder Nikl-Bräu, will im Frühjahr als neuer Pächter des Pretzfelder Kellers (Bild) durchstarten. Er hofft dringend auf die baldige Auszahlung der Staatshilfen. 

Für die Brauereigaststätten gab es bislang besonders hohe Hürden: Antragsberechtigt für die Unterstützung der Überbrückungshilfen war bislang nur, wer mindestens 80 Prozent des Umsatzes als „direkt, indirekt oder mittelbar vom Lockdown Betroffener“ erzielt.

Damit waren die Gaststätten, die Brauereien angeschlossen sind, schlechter gestellt als Restaurants ohne Brauerei. Aiwanger hatte bei Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) auf das Problem aufmerksam gemacht, der jetzt die Hürden für die Hilfen senkt, wie Aiwanger mitteilte.

"Der Anteil ist marginal"

Doch der Forchheimer Landtagsabgeordnete Michael Hofmann ist enttäuscht. Der verkündete Durchbruch stellt sich für den CSU-Mann anders dar: „Das Bundeswirtschaftsministerium hat lediglich die Antworten in den FAQ angepasst. Das ist im Grunde nur eine Klarstellung. Der Anteil der Brauereigaststätten, die dadurch mehr erwarten können, ist marginal.“

Er sieht die Existenz der Brauereigaststätten nach wie vor massiv gefährdet. „Mit dem Herausrechnen des Fassbierverkaufes ist es nicht getan. Im November und Dezember ist das nicht der große Anteil des Umsatzes. Die Lage ist leider für die allermeisten Brauereigaststätten daher heute noch die gleiche, die Ungerechtigkeiten sind nicht aus der Welt geschafft. Ein Durchbruch sieht für mich anders aus.“ Hofmann will weiter Gespräche mit Entscheidungsträgern in Berlin führen.

Anders sieht das der SPD-Bundestagsabgeordnete Andreas Schwarz, der nun eine Unterstützung für die meisten, vor allem kleineren Brauereien sieht. „Ich gehe davon aus, dass die Anträge jetzt durchgehen“, so Schwarz, dessen Wahlkreis die höchste Brauereidichte der Welt hat. Er richtet sein Augenmerk darauf, dass das Wirtschaftsministerium in die Gänge komme, da bislang von den 17 Milliarden Novemberhilfen lediglich 1,4 Milliarden ausgezahlt worden seien. 

„Wenn Politik das Geld schon genehmigt hat, erwarten die Unternehmen auch, dass die Hilfen schnell ankommen“, so der Haushaltspolitiker, der in den nächsten Tagen mehrere Telefonschalten zu dem Thema hat und fordert, dass das Geld jetzt fließen müsse. Im Haushaltsausschuss werde man heute mit dem Wirtschaftsministerium darüber sprechen. Aus seinem Wahlkreis erhofft er sich Hinweise, bei welchen Unternehmen – egal welcher Branche – es noch hakt. Denn andernfalls drohe eine Pleitewelle. 

Von Anfang an hat Lisa Badum sich für die Brauereigaststätten eingesetzt. Heute rechnet die Grünen-Bundestagsabgeordnete mit einer Antwort der Bundesregierung, denn schwarz auf weiß habe sie keine Info vorliegen. 

„Wir müssen weiter dranbleiben; es ist gut, wenn Druck von vielen Seiten kommt“, so Badum, die sich ungern auf mündliche Zusagen verlässt. Sie hat vor Weihnachten mehrere Abgeordnete und Brauer ins Gespräch gebracht, gemeinsam haben sie einen Brief an Peter Altmaier geschrieben – bislang ohne Rückmeldung. 

Badum hat sich in den vergangenen Tagen beim „Essen to go“ unter anderem beim Lindenbräu in Gräfenberg umgehört. Hier hofft Chefin Irene Brehmer-Stockum weiter, dass sie die Hilfen für ihren Mischbetrieb auch beantragen kann. „Man muss Gaststätte und Brauerei getrennt betrachten, sonst wäre es ungerecht gegenüber anderen Betrieben“, sagt sie. Sobald ein Antrag möglich ist, setzt sie sich mit ihrem Steuerberater hin. Zwar habe die Brauerei einen Anteil des Umsatzes durch Flaschenbier gemacht, aber die Kosten für die Gaststätte laufen weiter.

„Die Rettung war die einfache Beantragung des Kurzarbeitergelds“, so Brehmer-Stockum. Zwei Drittel ihrer Angestellten seien aktuell in Kurzarbeit, eine Dauerlösung sei das nicht. Ob die Aushilfen weiter dabei sind, wenn die Gaststätte wieder öffnen kann oder ob sie sich eine Alternative gesucht haben, ist nicht absehbar. 

Aktuell brennt Irene Brehmer-Stockum Bierschnaps aus dem Fassbier, das bereits an die Gaststätten ausgeliefert war und das sie wegen des Lockdowns wieder zurückgeholt hat: „Das ist meine Winterarbeit.“ 

Bei Nikl-Bräu in Pretzfeld besteht die Winterarbeit aus der Vorbereitung für den Pretzfelder Keller, den Mike Schmitt mit seinem Sohn André ab dem Frühjahr – zusätzlich zu Brauerei und Gaststätte – betreiben wird. Trotz fehlender Einnahmen müsse dort einiges gerichtet werden. „Wir sind guter Dinge, dass wir ab der Keller-Saison im Mai wieder draußen sitzen dürfen – mit Abstandsregeln zwar, aber Platz haben wir genug“, so Schmitt. Über den direkten Kontakt zu einigen heimischen Politikern hat er sich gefreut und hofft, dass er von den Überbrückungshilfen profitieren kann. 

Diese müssten nun zügig fließen, fordert Sebastian Körber (FDP), der enttäuscht ist von den Regierungsfraktionen in Bund und Land. „Ich bin sehr verwundert, wie die Regierungsfraktionen, teilweise auch mit Oberfranken an den Kabinettstischen, sich verhalten und finde es befremdlich, wie die oberfränkischen Brauereigaststätten im Regen stehen gelassen werden.“ Brauereien seien ein wichtiger Wirtschaftsfaktor und ein Kulturgut in der Fränkischen Schweiz. „Ich werde das weiter kritisch beäugen, bis das Geld auf den Konten der Brauereigaststätten ist“, so Körber. 

ANNIKA FALK-CLAUßEN

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