Corona: Osterbrunnen in der Fränkischen bleiben ungeschmückt

24.3.2020, 08:00 Uhr
Corona: Osterbrunnen in der Fränkischen bleiben ungeschmückt

© Barbara Pickelmann

Im Rahmen des schönen Brauchs zu Ostern hat sich über all die Jahre der Osterbrunnen von Bieberbach zu einem echten Prunkstück entwickelt. 1981 gründete sich im damaligen Gasthaus Dennerlein der Club 22. Diese Vereinigung kümmert sich um die traditionelle Pflege von Bräuchen wie Osterbrunnen, Erntekrone und Johannisfeuer. Die Rituale wurden teilweise schon vorher von den Einwohnern wahrgenommen, jetzt ist es die Aufgabe des Clubs 22.

Vorsitzende Barbara Pickelmann ist von der jetzigen Situation überrascht worden. Mindestens 10 000 Eier sind für den Schmuck der großen Brunnenanlage von Bieberbach notwendig, wie sie erläutert. Etwa sechs Familien sorgen für 300 bis 400 neue Eier, die sie ausblasen und bis zum Jahresende sammeln. Damit ersetzen sie so den jährlichen Verlust. Grundsätzlich verwenden die ehrenamtlichen Helfer nur Natureier, Plastik- oder Kunsteier sind tabu. Seit Anfang des Jahres sind die Eier dann noch bemalt worden.

"Sie werden alle bei mir daheim gelagert", erzählt Barbara Pickelmann. Über 100 Meter Girlanden sind gebunden. Alle Teile zur Dekoration des Osterbrunnens stehen in drei Lagerhallen im praktischen Baukastensystem bereit, um den Schmuck vor dem Palmsonntag anzubringen.

Etwa sechs Familien sorgen für 300 bis 400 neue Eier, die sie ausblasen und bis zum Jahresende sammeln. Ab Januar dann wird Tag und Nacht gemalt, um die fragilen Kunstwerke für die Brunnen zu versehen.

Etwa sechs Familien sorgen für 300 bis 400 neue Eier, die sie ausblasen und bis zum Jahresende sammeln. Ab Januar dann wird Tag und Nacht gemalt, um die fragilen Kunstwerke für die Brunnen zu versehen. © Foto: Barbara Pickelmann

Die Vorgehensweise hat sich längst zur Routine entwickelt. Als Thema hat man sich Schmetterlinge, Insekten, die Tier- und Pflanzenwelt gewählt, den Schutz des Lebensraums. Viele haben in ihrer Freizeit mitgeholfen. Dann erreichten sie diese Woche zwei Anordnungen.

Zunächst untersagte die zuständige Gemeinde Egloffstein generell das Osterbrunnenschmücken in diesem Jahr. Bürgermeister Stefan Förtsch verwies auf die Allgemeinverfügung des Gesundheitsamtes, die größere Menschenansammlungen untersagt.

Bieberbach, wie viele andere Osterbrunnen in anderen Gemeinden auch, sei ein Publikumsmagnet, sagt Bürgermeister Stefan Förtsch gegenüber den Nordbayerischen Nachrichten. Da könne bereits die Bereitstellung der betreffenden Infrastruktur strafbar sein.

Die Anordnungen sind, so der Bürgermeister, von Staats wegen aus Sicherheitsgründen erfolgt. Schon das Treffen der Vereinsmitglieder sei ein Verstoß. Stefan Förtsch sieht aber positiv nach vorn: "Wie Ministerpräsident Markus Söder schon gesagt hat, gibt es ein Bayern nach Corona und eine Fränkische Schweiz nach Corona. Das heißt für 2021 hoffentlich noch schönere Osterbrunnen."

Rundbrief für 30 Personen

Auch Barbara Pickelmann zeigt sich ohne alle Bitterkeit realistisch: "Wir werden das Ganze jetzt wieder rückgängig machen und hoffen, die Pandemie wird in den Griff gebracht. Wir schauen nach vorn und hoffen auf ein schönes Fest nächstes Jahr." Ein Rundschreiben informiert die Vereinsmitglieder, etwa 30 Personen, vom Stand der Dinge.

Die Gesundheit aller gehe vor, keiner jammert, gemeinsam soll es weitergehen, fasst sie zusammen. Es gibt viele weitere namhafte Brunnen in der Fränkischen Schweiz: In Heiligenstadt und Kleingesee, die vor allem die Ortsgruppen des Fränkische Schweiz Vereins pflegen. In Heiligenstadt handelt es sich um den Brunnen am Marktplatz, den Forellen- und den Schneckenbrunnen.

Der dortige FSV-Vorsitzende Roland Hohe berichtet, dass frühzeitig alle Aktivitäten zum Schmücken eingestellt wurden. Das Personal des Bauhofes steht nicht mehr zur Verfügung, ein großer Teil des FSV-Teams zählt zur gefährdeten Risikogruppe, dazu kommt das generelle Verbot.

Es wird auch auf den Ostermarkt verzichtet sowie auf das Unterhaltungsprogramm für Einheimische und Touristen. 35 Omnibusse waren angemeldet und sind storniert worden. Zudem haben die Wirtschaften geschlossen.

Nicht vergessen werden sollen die kleineren, aber nicht weniger liebevoll gepflegten Osterbrunnen, so wie in Leutenbach, wo Agnes Häcklein federführend seitens der FSV-Ortsgruppe aktiv ist und das Schmücken koordiniert.

Die Leutenbacher zeigen an ihrem Brunnen normalerweise an großen Eiern den gemalten Kreuzweg als Besonderheit. 80 neue Eier hat man als Ersatz seit etwa drei Monaten bemalt. Sechs Frauen würden jetzt noch die Girlanden binden für rund 1000 Eier und zwei Männer hatten ihre Hilfe beim Aufstellen vor Ostern schon zugesagt.

"Natürlich sind wir alle enttäuscht, aber Gesundheit und Sicherheit gehen vor", sagt Häcklein. Zwei geschmückte Bäumchen werden symbolhaft am Brunnen stehen, kein Schmuck, der zu Menschenansammlungen führt.

Meistens wird rein symbolisch geschmückt, wie beispielsweise in Pinzberg mit einer Krone. Die Betrachtung lässt sich durch die ganze Fränkische Schweiz fortsetzen. Aktiv wurde auch der Vorsitzende des FSV Hauptvereins, Reinhardt Glauber: "Wir haben allen FSV- Ortsverbänden empfohlen, auf Schmuck zu verzichten. Mehr lässt schon der Ablauf des Schmückens nicht zu", sagt er.

Die Osterbrunnenfahrten sind ein wichtiger touristischer Faktor in der Fränkischen Schweiz und für ihre Gastronomie. Im Jahr 2020 sind sie untersagt.

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