Corona soll in der Fränkischen Schweiz erhalten bleiben

26.7.2020, 13:47 Uhr
Corona soll in der Fränkischen Schweiz erhalten bleiben

Museumsleiter Jens Kraus sitzt in seinem Büro und zieht einen Hygienehaken hervor. Solche Haken hat der Discounter im Mai zum Schutz vor den Coronaviren für 99 Cent angeboten. Mit diesen Haken lassen sich Türen öffnen, Halteknöpfe in Bussen und Lichtschalter drücken und die Pin im Kartenlesegerät an der Supermarkt-Kasse eintippen. Hand oder Finger kommen dabei mit all den Dingen nicht in Berührung.

Überrascht von der Vielfalt

Der Haken soll irgendwann einmal Teil einer Ausstellung werden, die an die Coronakrise erinnert. Vor Ostern hat Kraus deshalb einen Aufruf gestartet. Die Bevölkerung soll dem Fränkische-Schweiz-Museum Gegenstände überlassen, die mit Corona zusammenhängen.

Kraus denkt zum Beispiel an Passierscheine, die Firmen ihren Mitarbeitern zu Beginn des Lockdowns ausgestellt hatten, an selbst gemachte Hinweisschilder oder Zettel wie "Abstand halten", "Geschlossen wegen Corona", Hilfsangebote an die Nachbarschaft, Fotos, Abtrennscheiben aus Plexiglas, unterschiedliche Formen von genähten Masken oder Hygienekonzepte. Auch selbst gemalte Bilder von Kindern, wie sie Corona sehen, seien willkommen,

Es darf gerne mehr sein

Etwa 25 bis 30 Gegenstände habe man schon erhalten. "Es dürfen gerne noch mehr sein", sagt Kraus. Er selbst staunte über die Werbung eines Juwelierladens, in dem passende Accessoires für Masken angeboten wurden. Sichern für das Museum will er riesige mit Hygieneregeln bedruckte Lkw-Planen aus einem Bamberger Freibad.

Viele dieser Maßnahmen seien zu Beginn der Corona-Pandemie schnell umgesetzt worden. Die Menschen griffen zu Behelfslösungen. Um die Abstände im Kassenbereich der Supermärkte zu markieren, seien Klebebänder aus Krepp verwendet worden.

Kassiererinnen schützten sich mit Plastikplanen, um sich nicht mit dem Corona-Virus anzustecken. "Mittlerweile ist alles professioneller geworden. Es schaut richtig gut aus", findet Kraus.

Beeindruckt ist er von der Vielfalt der Masken. "Ich bin überrascht, wie viele individuelle Masken es gibt." Es gebe sogar welche mit Firmenlogos. Gerne hätte der Museumsleiter eine Maske von Bayerns Ministerpräsident Markus Söder. Dieser habe viele Masken zugeschickt bekommen. "Wir haben angefragt, ob wir eine für unser Museum haben könnten." Doch leider sei diese Bitte ohne Resonanz geblieben.

Erhalten hat das Museum aber Dinge, "an die wir gar nicht gedacht haben". Etwa Merchandising-Produkte oder ein Buch ("Das kleine Blau und die Regenbogen"), das eine Mutter für ihre Kinder gemacht hat, damit sie Corona verstehen.

Jens Kraus kann sich auch vorstellen, dass Menschen dem Fränkische-Schweiz-Museum eine Sprachnachricht zukommen lassen und dabei erzählen, wie sie Corona erlebt haben.

"Das Ganze geht anonym. Keiner muss Angst haben, dass sein Name in der Sonderausstellung auftauchen wird", versichert Jens Kraus.

Für den Museumschef ist klar, dass die Corona-Pandemie gesellschaftliche Umwälzungen verursacht. "Sie greift in die Lebensbereiche der Menschen direkt ein. Jeder kann die Veränderungen spüren." Als das Tragen von Masken angeordnet wurde, war dies für die meisten Menschen etwas Ungewöhnliches – inzwischen gehört das jedoch zum Alltag dazu.

Ausgewirkt hat sich Corona auch direkt auf das Fränkische-Schweiz-Museum. Nachdem es wieder geöffnet ist, "kommen mehr Besucher als erwartet". "Wir sind gut besucht, das ist angenehm", sagt Kraus. Schulklassen und Reisegruppen würden zwar fehlen, aber dafür würden Großeltern mit ihren Enkelkindern das Museum in Tüchersfeld besuchen.

In der Vorreiterrolle

Es war übrigens das erste Museum, das einen Corona-Aufruf startete. Ein Woche danach sei ein Museum in Erding nachgezogen. Darüber hätten überregionale Medien groß berichtet. "Zu uns ist keiner gekommen."

Kraus geht davon aus, dass die Corona-Pandemie für das menschliche Verhalten Folgen haben wird. Er kann sich vorstellen, dass es Menschen gibt, die künftig in der Grippezeit einen Mund-Nasen-Schutz tragen werden. Abstandsregeln und Wegführungen würden wieder verschwinden, glaubt er. Er hat festgestellt, dass Menschen, die sich begegnen, intuitiv nach einer Ausweichmöglichkeit Ausschau halten. "Es ist die Frage, wie lange diese Verhaltensweisen erhalten bleiben." Solange die Besucher keinen Bogen um das Fränkische-Schweiz-Museum machen, kann es ihm jedoch egal sein.

InfoWer Gegenstände abgeben möchte, kann sich unter Telefon (09242)7417090 oder via E-Mail an info@fsmt.de beim Fränkische-Schweiz-Museum melden. Das Museum ist bis Oktober von Montag bis Sonntag täglich in der Zeit von 10 bis 17 Uhr geöffnet.

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