Corona: Wie funktioniert die künstliche Beatmung am Klinikum Forchheim?

14.5.2020, 09:00 Uhr
Immer wenn ein Lungenversagen auftritt, müssen Patienten maschinell beatmet werden.

© Jens Büttner Immer wenn ein Lungenversagen auftritt, müssen Patienten maschinell beatmet werden.

Wann müssen Patienten auf einer Intensivstation beatmet werden?

mmer wenn ein Lungenversagen auftritt. Ausgangspunkt ist eine Einschränkung der Sauerstoffanreicherung des Blutes und/oder Minderung der Kohlendioxidausscheidung, wie sie zum Beispiel bei einer Lungenentzündung vorkommen kann.

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Was sind die Ziele der maschinellen Beatmung?

Wir haben drei Hauptziele: Prinzipiell geht es um die kontrollierte Zufuhr von Sauerstoff und den Abtransport von Kohlendioxid, um die entsprechenden Werte, die man mit einer Blutgasanalyse messen kann, zu normalisieren. Da eine Lunge durch Beatmung auch geschädigt werden kann, versuchen wir dies durch entsprechende Vorsichtsmaßnahmen zu verhindern. Und ab der ersten Sekunde einer Beatmung haben wir die schnellstmögliche Entwöhnung vom Beatmungsgerät, das heißt, die eigenständige Übernahme von Atemarbeit und Atemsteuerung durch den Patienten, im Auge. Ansonsten „schmilzt“ die Atemmuskulatur sozusagen in allerkürzester Zeit.

Welche Arten von Beatmungsformen gibt es?

Unterschieden wird zwischen kontrollierter Beatmung, unterstützender Beatmung und Spontanatmung. Zwischen diesen Beatmungsformen gibt es auch verschiedene Zwischenformen, so zum Beispiel kontrollierte Beatmung mit Spontanatmungsmöglichkeit oder Spontanatmung mit Unterstützung.

Wie funktioniert eine kontrollierte Beatmung?

Bei einer künstlichen Beatmung wird die Arbeit der Atemmuskulatur durch eine Maschine übernommen. Dazu wird dem Patienten ein Schlauch, ein sogenannter Tubus, in die Luftröhre eingeführt. Zur Einatmung wird über den Tubus Luft in die Lunge gepumpt und die Lunge dehnt sich auf. Nach einer voreingestellten Zeitdauer öffnet sich das Ausatemventil des Beatmungsgerätes und die Luft strömt wieder passiv aus der Lunge.

Welche Besonderheiten gibt es bei der Beatmung von Patienten mit Covid-19?

Bei der Beatmung von Covid-19-Patienten werden wir mit allen Problemen der Therapie des akuten Lungenversagens konfrontiert. Die große Herausforderung ist es dabei, die Lunge durch die erforderliche aggressive Beatmung nicht weiter zu schädigen. Mittlerweile existiert ein wissenschaftlich anerkanntes Schema, bei dem durch viele aufeinander abgestimmte Maßnahmen die Beatmung von Covid-19-Patienten mit einer schweren Lungenentzündung festgelegt ist. Eine Maßnahme, die sich sehr bewährt hat, ist die Bauchlagerung des beatmeten Patienten, durch die unter anderem der Gasaustausch der Lunge eindeutig verbessert wird. Wenn sich durch den konzentrierten Einsatz aller intensivmedizinischen Maßnahmen keine Stabilisierung des Gasaustausches beim schweren akuten Lungenversagen erzielen lässt, kann als allerletzte Rettungsmaßnahme die Anlage einer sogenannten extrakorporalen Lungenunterstützung (ECMO) erwogen werden. Dieses Therapieverfahren, bei dem lebensbedrohliche Komplikationen auftreten können, wird nur in spezialisierten Zentren durchgeführt. Voraussetzung ist eine kritische Abwägung bezüglich der Prognose der Grunderkrankung, das Ausmaß der Begleiterkrankungen sowie der Wille des Patienten.

Was ist an dem Vorwurf dran, dass Corona-Patienten besonders häufig sterben, wenn sie beatmet werden?

Schwerstkranke Covid-19-Patienten müssen oft aufgrund eines akuten Lungenversagen beatmet werden, andernfalls würden sie kurze Zeit später sterben. Zusätzlich haben die meisten dieser Patienten noch massive lebensbedrohliche Probleme mit anderen Organen, beispielsweise mit dem Herzen oder der Niere. Es liegt auf der Hand, dass solche Patienten, die sich in einem absolut kritischen Zustand befinden, häufiger sterben, als gesündere. Was ganz klar betont werden muss: Kein Mensch wird „einfach so“ beatmet, sondern immer nur, wenn es keine sinnvolle Alternative gibt. Hintergrund: Bei rund 80 Prozent der nachgewiesenen Infektionen verläuft die Corona-Krankheit nur mit Fieber oder einer leichten Lungenentzündung, teilt das Klinikum Forchheim-Fränkische Schweiz mit. Bei etwa 15 Prozent der Fälle verläuft die Erkrankung schwerer und in etwa fünf Prozent der Fälle so kritisch, dass die Patienten intensivmedizinisch behandelt werden müssen.

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