Coronavirus: Forchheim verkündet Maßnahmen-Paket

18.3.2020, 10:37 Uhr
Vor jedem Eingang zur Stadtverwaltung stehen inzwischen Absperrschranken.

© Udo Güldner Vor jedem Eingang zur Stadtverwaltung stehen inzwischen Absperrschranken.

Vor jedem Eingang zur Stadtverwaltung stehen Absperrschranken. Auch die Eingangstüren sind verschlossen. Hinein kommen nur noch Mitarbeiter – und auch nicht alle. Denn jeder hat nun sein eigenes Büro. Für Publikums- und Besuchsverkehr sind die Gebäude unzugänglich. Vorerst bis Ende März, wohl aber noch länger, sollte es im Sinne der Sicherheit notwendig werden.

Alle übrigen Beamten und Angestellten hat OB Kirschstein nicht in Zwangsurlaub oder Überstundenausgleich geschickt. Sie arbeiten bei vollen Bezügen von zu Hause aus weiter. "Home-Government" hat das Ministerpräsident Markus Söder (CSU) genannt. Freilich wird erst einmal das unbedingt Notwendige, etwa Geburts- und Todesanzeigen am Standesamt, erledigt. Anderes werde vielleicht einige Zeit liegenbleiben. Bürger können ihre Anliegen auch weiterhin telefonisch, besser aber noch an eine Sammel-Email unter buergeranfrage@forchheim.de vorbringen. Danach landet die Angelegenheit dann beim zuständigen Sachbearbeiter.

Wobei im Moment viele Kräfte gebraucht werden, um die Stichwahl um das Amt des Oberbürgermeisters zu organisieren. Die soll im Briefwahl-Verfahren durchgeführt werden, um die Ansteckungsgefahr in den Wahllokalen zu vermeiden. Das bedeutet, dass mehr als 24.000 Postsendungen mit dem Stimmzettel und Umschlägen bestückt werden müssen. Da werden auch Erzieherinnen, Musikschullehrer und Kassenkräfte mit anpacken müssen. Im Hintergrund laufen Gespräche, ob und wie in absehbarer Zeit der Stadtrat zusammenkommt, um Beschlüsse zu fassen.

Denn wenn man sich, wie OB Kirschstein, an der Regelung der Staatsregierung für die Gastronomie orientiert, nach der maximal 30 Personen in einem Raum sein sollten, noch dazu weit voneinander entfernt, dann müssten Ratssitzungen mit allen 40 Stadträten ausgesetzt werden. Eine Idee könnte sein, die Fachausschüsse die Entscheidungen fällen zu lassen, denn dort sind weniger Stadträte beisammen. Oder man könne es machen wie der Landtag, der mit einem Fünftel der Abgeordneten einen Notbetrieb aufrecht erhalte.

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Nach der gestrigen Schließung der Grundschulen und der Kindertageseinrichtungen ist man derzeit dabei, die Anzahl der Kinder zu ermitteln, die in der Notbetreuung unterkommen sollen. Es geht um deren Eltern, die in systemrelevanten Berufen, etwa im medizinischen Bereich oder bei Polizei und Justiz arbeiten. Man habe bisher mit voller Personalstärke die Kitas vorgehalten und schaue nun, was man schließen könne. Dieses Schicksal hat das Jugendhaus in der Kasernstraße bereits ereilt.

In den Krankenhäusern, Pflege- und Behinderteneinrichtungen gelten eingeschränkte Besuchsrechte. Jeder Patient oder Betreute darf jetzt nur noch einen Besucher pro Tag für je eine Stunde empfangen. Ausnahmen sind möglich, etwa beim Besuch von Kindern, im Notfall oder in der Versorgung von Sterbenden. Bei Beerdigungen gelte, dass Urnenbeisetzungen verschoben würden. Erdbestattungen sind weiter möglich, allerdings nur im engsten Familienkreis (1. und 2. Verwandtschaftsgrad). Auch wird alles unter freiem Himmel und nicht in der Aussegnungshalle ablaufen.

Städtische Einrichtungen wie die Sing- und Musikschule sind geschlossen. Es gibt keinen Unterricht und kein Konzert. Auch das Bigband-Konzert am 28. März in der Annaschule entfällt. Ob das Frühlingskonzert und der Tag der Offenen Tür im Mai in der Martinschule stattfindet, kann noch niemand sagen. Was die freiberuflichen Musiklehrer und andere Honorarkräfte in städtischen Einrichtungen angehe, werde man diese nicht im Regen stehenlassen, sicherte OB Kirschstein zu.

Auch im Außenbereich greift das Ordnungsamt durch. Die Sportanlage und der Wohnmobil-Stellplatz auf der Sportinsel sind ebenso gesperrt, wie der Jugend-Zeltplatz auf der Schleuseninsel. An allen Spielplätzen würden Hinweisschilder angebracht.

Einen schweren Schlag muss der städtische Fremdenverkehr hinnehmen. Sämtliche Stadtführungen sind abgesagt. Das gelte auch für die Osterbrunnen-Fahrten. Noch härter dürfte es das Pfalzmuseum  treffen. Dort stehen Publikumsrenner wie der Ostereier-Markt zur Disposition, die womöglich abgesagt werden. Für den Kunsthandwerkermarkt laufen die Vorbereitungen weiter, Termin ist weiter der 16./17. Mai.

Wer sich ein Buch bei der Stadtbücherei ausgeliehen hat, braucht sich keine Sorgen um die Rückgabe zu machen. Zum einen kann man das am Terminal. Zum anderen werden die Leihfristen bis auf weiteres verlängert, so dass keine Strafgebühren anfallen. Auch das Stadtarchiv schließt seine Türen. Auch wenn dort nicht hunderte Heimatforscher gleichzeitig stöberten.

In den nächsten Wochen wird auch das Königsbad menschenleer sein. Wenn man von den Mitarbeitern absieht, die weiter die Anlagen in Schuss halten. Schließlich soll das Ganzjahresbad sobald als möglich wieder öffnen, um das alljährliche Defizit nicht noch weiter zu vergrößern. Von der Einstellung des Badebetriebes sind auch die Schwimm- und Fitness-Kurse, sowie die Saunalandschaft betroffen.

Generell gilt ein Verbot von Veranstaltungen. Das betreffe auch private Feiern, etwa Hochzeiten in Sälen oder Gasthäusern. Darauf wies Klaus Backer hin. Der Leiter des Ordnungsamtes machte auch klar, dass Zuwiderhandlungen nicht als Ordnungswidrigkeiten behandelt würden, sondern einen Verstoß gegen das Infektionsschutzgesetz darstellten und somit Straftaten seien.

Es wird also bis Mitte April weder einen Verkaufsoffenen Sonntag, noch einen Jahrmarkt, noch Flohmärkte im Stadtgebiet geben. Derzeit laufen noch die Planungen für die Eröffnung der Bierkeller-Saison Ende April, das Stadtfest Mitte Mai, das Festival der Genüsse Ende Juni und das Annafest. Wenn es bis dahin nicht gelingt, das Corona-Virus in Schach zu halten, wird es auch diese Feiern in diesem Jahr nicht geben.

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