Coronavirus in Forchheim: "Nehmen das sehr ernst"

31.1.2020, 20:45 Uhr
Coronavirus in Forchheim:

© Foto: Du Zheyu/XinHua/dpa

Das Coronavirus beschäftigt die Menschen hinter den Kulissen in Stadt und Landkreis. "Wir nehmen das Ganze sehr ernst", sagt Pressesprecher Heiko Jahr. Er spricht für die deutschlandweit tausenden Beschäftigen bei Siemens Healthineers. Auch am Standort Forchheim reisen Mitarbeiter gelegentlich geschäftlich nach China. "Bisher haben wir keinen Reise-Bann, aber die Empfehlung ausgesprochen, zu prüfen, ob es derzeit notwendig ist, nach China auszureisen." Intern hat der Konzern ein Kommunikationsteam aufgestellt, um die Mitarbeiter über das Virus auf dem Laufenden zu halten. "Somit sind wir sofort handlungsfähig", sagt Jahr.

Mitarbeiter, die aus China zurückreisen, würden am Flughafen auf Krankheitssymptome überprüft. In der chinesischen Metropole Wuhan ist das Virus im Dezember ausgebrochen. Siemens beschäftigt in der Stadt rund 100 Mitarbeiter. "Wir haben ihnen empfohlen, im Home-Office zu arbeiten", sagt Jahr. Die Bundesregierung warnt davor, in die betroffene chinesische Provinz zu reisen, dennoch werde das Risiko für Reisende moderat eingeschätzt. Jahr sagt: "Wir dürfen nicht hysterisch werden." Siemens beobachte die Entwicklung.

Es ist nicht das erste Mal, dass das international tätige Unternehmen Vorkehrungen wegen grassierender Krankheiten treffen muss. Vor gut 17 Jahren ist in Asien das SARS-Virus ausgesprochen. NN-Mitarbeiter Franz Galster aus Seidmar war damals in Asien für Siemens unterwegs. Er spricht von "bangen Momenten", die er durchlebt habe.

BRK überprüft Bestände

Die Symptome des Coronavirus‘ gleichen denen einer Grippe. Wer unter Fieber oder trockenem Husten leidet, muss aber nicht gleich in Panik verfallen. "Wer keinen Kontakt mit infizierten Personen hatte, muss keine Angst haben", sagt Lungenfacharzt Dr. Björn Schmorell aus Forchheim. Die Coronaviren nisten sich in den Atemwege ein und können unter anderem eine Lungenentzündung auslösen. "Man muss mindestens eine Stunde mit einem Infizierten Kontakt gehabt haben, damit eine Infektion möglich ist", sagt Schmorell.

Die Virusfälle in Bayern – in Starnberg haben sich bisher vier Menschen mit dem Virus bei einer chinesischen Arbeitskollegin angesteckt – waren deshalb vorhersehbar, sagt Josef Kern, Rettungsdienstleiter beim Bayerischen Roten Kreuz (BRK) in Forchheim. Dort, wo der Kontakt zwischen Gesunden und Erkrankten eng ist, sei eine Ansteckung keine Überraschung. Wie auch Schmorell schätzt Kern die derzeitige Ansteckungsgefahr für die hiesige Bevölkerung als gering ein. Dennoch bereitet sich das BRK auf den Ernstfall vor.

"Wollen Mitarbeiter und Patienten schützen"

Zunächst werden hauptamtliche wie ehrenamtliche Mitarbeiter auf einer internen Plattform laufend auf dem aktuellen Stand gehalten, wie sich das Virus entwickelt. Vom Robert-Koch-Institut, einer Bundesbehörde für Infektionskrankheiten, erhalte das BRK Vorgaben, welche Vorbereitungen für Krankentransporte zu treffen sind. "Wir überprüfen, ob wir beispielsweise ausreichend spezielle Schutzanzüge für Viruserkrankungen oder Masken für unsere Mitarbeiter vorrätig haben und ordern gegebenenfalls nach." Auch Desinfektionsmittel gehören zum Vorrat, um das Fahrzeug nach einem Transport wieder zu reinigen. "Mit den Maßnahmen wollen wir Mitarbeiter wie Patienten schützen", sagt Kern. Dabei handele es sich um Standard-Vorkehrungen, die auch in Fällen von Tuberkulose oder Meningitis (Hirnhautentzündung) greifen.

"Unsere Mitarbeiter sind aktuell nicht nervös, ich schätze die Lage auch nicht als gravierend ein", sagt Kern. Schon eine normale Grippewelle fordere Tausende Tote jährlich. "Bei einem guten Immunsystem passiert nichts", sagt Kern, der vor einer Panikmache warnt. Auch Lungenfacharzt Schmorell sagt: "Im Moment kann Entwarnung gegeben werden."

Klinik isoliert bei Verdacht

Ruhig ist die Lage auch im Gesundheitsamt im Landratsamt. "Im Moment werden keine besonderen Vorkehrungen getroffen", teilt Pressesprecher Holger Strehl mit. Aus dem Klinikum Forchheim Fränkische Schweiz heißt es, dass bei einem Verdachtsfall der Patient in einem Einzelzimmer isoliert wird. Das sei auch bei einer Influenza das Vorgehen. "Der Patient wird getestet und wenn sich der Verdacht bestätigt, wird das Gesundheitsamt informiert, um das weitere Vorgehen abzustimmen", teilt Pressesprecherin Franka Struve-Waasner mit.

Im chinesischen Wuhan ist die Lage derzeit freilich dramatischer. Kurzfristig seien dort Versorgungszentren aufgebaut worden, um Erkrankte oder Menschen mit Krankheitssymptomen zu behandeln und zu untersuchen, sagt Siemens-Healthineer-Pressesprecher Jahr. Dafür habe Siemens kurzfristig CT- und Ultraschallgeräte bereitgestellt. Auf einer Webseite werden Mitarbeiter aufgeklärt, wie das Virus tickt und wie eine Ansteckung vermieden werden könne. Ein Tipp, der auch vor Erkältungen und der jährlichen Influenza schützen kann: "Regelmäßig Hände waschen."

Das Bayerische Landesamt für Gesundheit hat eine Coronavirus-Hotline eingerichtet. Sie ist zu erreichen unter der Telefonnummer (09131) 6808 5101.

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