Coronavirus: Wie bewältigen Forchheimer Eltern den Alltag zwischen Kinderbetreuung und Homeoffice?

18.3.2020, 08:00 Uhr
Coronavirus: Wie bewältigen Forchheimer Eltern den Alltag zwischen Kinderbetreuung und Homeoffice?

© Foto: Jana Schneeberg

Wenigstens musste sich Anna S. nicht mit ihrem Arbeitgeber darüber auseinander setzen, dass sie künftig aus dem Homeoffice heraus arbeitet. Im Gegenteil: "Bei uns gab es die Ansage, dass diejenigen, die von zu Hause arbeiten können, das auch tun sollen", erklärt sie und fügt an: "Natürlich ist so ein Arbeitstag nicht vergleichbar mit einem im Büro. "Mit Kind zu Hause ist keine konzentrierte Produktivität über einen längeren Zeitraum möglich", sagt sie. Zwar ist ihr Sohn Felix als Zweitklässler in der Lage, sich über einen längeren Zeitraum allein zu beschäftigen, aber eben nicht über mehrere Stunden. Das heißt: "Der Rechner ist eigentlich die ganze Zeit an, die Arbeit immer im Hinterkopf", erklärt die Mama. Den Sohnemann dazu noch zu überzeugen, dass er keine Ferien hat, sondern etwas für die Schule tun soll, sei eine zusätzliche Herausforderung. Trotzdem nimmt sie es gelassen. "Wir machen das Beste draus."

Die Frage nach der Schule stellt sich für Tina H. nicht. Ihre Tochter Lena ist gerade einmal drei Jahre. Sie zu Hause zu betreuen, ist ebenfalls kein Problem, denn Tina ist nach der Geburt ihres Sohnes Felix noch in Elternzeit. Trotzdem: Der neue Alltag mit Säugling und Kleinkind zu Hause ist nicht ohne. Sie hat sich vorbereitet, ist nochmal im Spielzeugladen gewesen und hat eingekauft. "Für Lena gab es ein paar neue Spielsachen als eine Art vorgezogenes Ostergeschenk", erzählt sie. Außerdem versucht sie, die Tagesstruktur beizubehalten: Nach dem Frühstück geht es erst einmal eine Runde nach draußen. "Bis jetzt klappt es erstaunlich gut", meint sie. Schwierig wird es nur, wenn ihr Mann, der derzeit im Homeoffice arbeitet, wichtige Telefonate führen muss. "Wir haben nur eine kleine Wohnung, wenn mein Mann Ruhe braucht, gehen wir in den Hof zum Spielen."

Auch Laura N. ist in Elternzeit, verbringt mit ihren zwei Kindern viel Zeit im (leeren) Stadtpark und versucht Kontakte zu vermeiden. Zwar habe sie erst gedacht, sie könnte sich jetzt öfter mit anderen treffen, aber das vermeiden sie angesichts der neuen Entwicklungen nun doch. "In unserer Siedlung läuft man sich trotzdem immer wieder über den Weg, aber ich merke, wie ich mich nicht mehr wohl fühle, wenn wir beisammen stehen und die Kinder das Spielen anfangen", erzählt sie.

Die zwei Kinder von Heike S. waren in den vergangenen Tagen ebenfalls noch mit Freunden zum Spielen verabredet. "Die Tendenz ist aber da, dass jeder lieber zu Hause bleibt", sagt sie. Ihr Mann und sie arbeiten beide im Erlanger Waldkrankenhaus und haben damit einen Anspruch auf einen Betreuungsplatz. "Der Kindergarten hat sogar angefragt", aber sie wollen versuchen, das selbst hinzubekommen. "Ich arbeite Teilzeit, dazu noch die Schichten, wir schaffen das schon irgendwie." Schwieriger ist es auch für sie, ihrem achtjährigen Sohn zu erklären, dass er sich trotzdem mit dem Unterrichtsstoff beschäftigen muss. "Am Montag hat das ganz gut geklappt, gestern war es schon schwieriger", sagt sie.

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Auch Nicole B. hat zwei Kinder. Ihre Tochter geht in den Kindergarten, ihr Sohn in die zweite Klasse. Sie hat sich einen Ablaufplan geschrieben, um jeden Tag ein bisschen Struktur zu verleihen: 8 Uhr aufstehen steht da ebenso drauf wie eine Stunde Unterricht am Vormittag und eineinhalb Stunden am Nachmittag. Dazwischen ist Zeit für Spielen, Mittag machen, Ausruhen und Garten.

"Ich finde die Situation schon schwierig, aber ich verstehe, dass es wichtig ist. Und ich hoffe, das reicht", sagt Petra L.. Aufgrund einer anderen Erkrankung ist sie momentan längerfristig krank geschrieben und kann sich um ihre beiden Söhne Victor und Nico kümmern.  Mit Nico, der in die zweite Klasse geht, "arbeiten wir ganz langsam seine lange Hausaufgabenliste ab", erzählt sie. Sein jüngerer Bruder Victor - er kommt im September in die Schule - habe Bücher mit Schreibübungen für Zahlen und Buchstaben, in denen er in dieser Zeit arbeitet. "Gott sei Dank haben wir auch einen Hof, in dem sie Toben und Spielen können." Bis eventuell alle doch in Hausquarantäne müssten.

Andrea N. hat zwei Mädchen im Kindergartenalter und arbeitet - wie auch ihr Mann - derzeit im Homeoffice. "Immer dann, wenn es passt", sagt sie. Zum Zeitvertreib für die Kinder mistet sie gerade Spielzeugkisten und Schränke aus. "Da finden sie Sachen, an die sie schon nicht mehr gedacht haben", erzählt sie. Mit den Kindern raus gehen, möchte sie momentan nicht. "Das findet mein Mann nicht so gut. Er denkt, die Kinder oder wir treffen da Freunde und halten dann nicht wirklich Abstand", erklärt sie und fügt an: "Vielleicht hat er Recht." Immerhin bleibt noch der eigene Garten. "Und wenn ich mal ganz ehrlich bin: wir genießen auch ein bisschen die Tatsache, dass wir mehr Zeit als Familie haben."

Kristin N. arbeitet in der Finanzverwaltung und hat eine Vier-Tage-Woche. "Am Montag konnte ich Homeoffice machen." Den Dienstag hat sie mit einem künftigen Freitag getauscht, an dem sie normalerweise frei hat. Ab Mittwoch arbeitet auch ihr Mann im Homeoffice, dann wollen sie sich abwechseln mit der Betreuung ihrer zwei Kinder, die beide den Kindergarten besuchen. Da zumindest Schulaufgaben in ihrem Fall wegfallen, versucht sie den Tag anderweitig zu strukturieren. Zweimal am Tag will sie sie mindestens in den Garten schicken und solange es noch erlaubt ist, Ausflüge in den Wald machen oder gemeinsam Fahrrad fahren. "Tatsächlich mache ich mir aber schon Sorgen, wie lange wir das alles durchhalten", meint sie. Besonders wenn die Bewegungsfreiheit weiter eingeschränkt werde. "Wer kann schon sagen, dass es nicht noch länger als die fünf Wochen dauert."