Dank "Glücksgekritzel" besser durch die Krise

16.6.2020, 14:00 Uhr
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© Foto: Iris Schmitt

Mitte März sieht es für Iris Schmitt nicht gut aus. Ihre beiden beruflichen Standbeine brechen infolge der Corona-Einschränkungen komplett weg. Weder kann sie in ihrer Teilzeit-Praxis am Eggerbach weiterhin Menschen behandeln. Noch darf sie als Zwei Tage-Bedienung im Brauerei-Gasthof Pfister die Gäste mit Speis und Trank versorgen. Auf einmal hat sie ganz viel Zeit, ja sogar Muße. Sie erinnert sich an eine ihrer Passionen, die durch die dauernden Termine verschüttet war.

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© Foto: Iris Schmitt

Eine Freundin, Manuela Denzler aus Eggolsheim, bringt die leidenschaftliche Zeichnerin auf eine "irre Idee". Warum nicht "ein paar Bildchen" malen und die Werke dann für einen guten Zweck verkaufen? Fifty-Fifty: Eine Hälfte für den eigenen klammen Geldbeutel. Die andere Hälfte für gemeinnützige Vereine.

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© Foto: Udo Güldner

"Iris Glücksgekritzel" ist geboren und schafft es in kürzester Zeit, 1800 Euro zu ermalen. Die kleinen Bilder wandern auf dem Postwege an mehr als 30 Menschen, viele davon in der Region. Immerhin kennt man Schmitt, die zwölf Jahre als Bedienung im Gasthaus "Schwane" in Forchheim gearbeitet hat, in der ganzen Region. Einige Bilder gehen aber auch nach Stuttgart, München, auf die Nordseeinsel Pellworm und sogar Richtung Bergamo.

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© Foto: Iris Schmitt

Die meisten möchten sich oder ihre/n Liebste/n einmal ganz anders sehen. Es gibt aber auch "Spezialaufträge". Eine Marathon-Läuferin auf der Strecke, ein Motorradfan mit Baby im Beiwagen, eine Medizinstudentin am Stethoskop und vieles mehr. Schmitt nimmt sich jedes Wunsches an. Mitunter braucht die gelernte Graveurin mehrere Anläufe, bis sie bei dem Bild das Gefühl hat, den Charakter des Menschen erfasst zu haben.

 

Mit kindlicher Freude

 

Schmitt gibt freimütig zu, "nicht super duper" zeichnen zu können. Weshalb es ja auch "Glücksgekritzel" heißt. Die kindliche Freude am Malen aber sieht man ihren Werken auf den ersten Blick an. Bei ihren Auftraggebern stellen sich ähnliche Glücksgefühle ein. Zwischen 20 und 150 Euro haben die Kunstfreunde auf den Tisch gelegt. Die Höhe hat Schmitt ihnen selbst überlassen.

Einen Teil des Erlöses, nämlich 400 Euro, hat die Künstlerin für das Projekt "Leave no one behind" vorgesehen. Damit sollen die Geflüchteten im Lager Moria unterstützt werden. Deren schlimme Situation auf der griechischen Insel Lesbos habe sie berührt. Diese Schicksale seien in der Corona-Krise fast völlig in Vergessenheit geraten. Dabei hätten die Menschen dort tatsächlich Probleme: Es gehe um Leben und Tod.

Den anderen Teil, immerhin 500 Euro, bleibt in der Region, bei der Lebenshilfe Forchheim. Da ihr Mann Markus Schmitt dort in den Werkstätten Menschen mit Handicap anleitet, kennt sie die finanziell dünne Decke aus erster Hand. Gerade in der Schulvorbereitende Einrichtung (SVE), genauer in der Gruppe von Svenja Fischer, könne man, auch und gerade in diesen schwierigen Zeiten, jeden Euro gut gebrauchen. Denn Teilhabe sei enorm wichtig. Die SVE will nun für die Spende drei sogenannte Krippenkuschelbetten anschaffen.

 

Foto schicken

 

Wer ein Glücksgekritzel haben möchte, der muss nur ein Foto von sich oder der zu zeichnenden Person an die Zeichnerin senden. Dann macht sich Schmitt an die Stifte. Mit dem Bleistift entsteht eine Skizze, mit dem Filzstift betont sie die Konturen, mit Buntstiften bringt sie Farbe aufs Papier. Allerdings sollte man sich beeilen, denn die Lockerungen bei den Corona-Beschränkungen machen sich inzwischen bemerkbar. Ihre Praxis hat wieder erste Patienten eingelassen, und die Gastronomie in Weigelshofen erwacht demnächst auch aus der Corona-Starre. Dann dürfte Schmitt weniger Zeit noch Muße haben, Menschen mit ihrem Gekritzel glücklich zu machen.

InfoWer von Iris Schmitt gezeichnet werden möchte, kann sich auf folgenden Wegen an sie wenden: Per E-Mail: iris_gluecksgekritzel@freenet.de, per Instagram: iris_gluecksgekritzel oder auf Facebook: Iris Glücksgekritzel

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