Darum boomt der Hopfen-Anbau im Landkreis Forchheim

16.7.2019, 15:51 Uhr
Darum boomt der Hopfen-Anbau im Landkreis Forchheim

Ein Drittel des weltweit gehandelten Hopfens kommt aus Deutschland. Dessen Lieferanten sind auch Hopfenbauern aus dem Landkreis Forchheim. Ein Blick nach Igensdorf.

Matthias Friedrich ist zufrieden mit dem Wachstum seiner Pflanzen auf dem sechs Hektar großen Hopfenfeld, auf dem fünf verschiedene Hopfensorten wachsen. Er hat seinen Anbau vergrößert und bewirtschaftet nun insgesamt 21 Hektar Hopfen.


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Nicht nur er, auch die anderen beiden Hopfenbauern im Landkreis, die Familie Pingold aus Lilling und die Familie Friedrich aus Lilling, haben ihre Flächen vergrößert. "2014 gab es im Landkreis 39 Hektar Hopfenanbau, heuer sind es 73 Hektar", erklärt Werner Nützel, Geschäftsführer des Bauernverbands der Kreisstelle Forchheim.

Das sind die einzigen Hopfenbauern im Landkreis

Diese drei Landwirte sind die einzigen Hopfenbauern im Landkreis. Die Erweiterung ihrer Flächen hat zwei Gründe: "Der Hopfen braucht einen tiefgründigen Boden. Er wurzelt bis sieben Meter Tiefe", sagt Nützel. Boden und Klima passen in der Igensdorfer und Lillinger Gegend optimal. Im Landkreis wurde schon immer Hopfen angebaut. Es ist somit auch ein Stück weit Tradition. Wichtiger aber ist die Technik, die vorhanden sein muss, und dazu gehören ebenso die Hallen, in denen der Hopfen gelagert und verarbeitet wird.

 

Der Hopfen muss getrocknet, abgepackt und versiegelt werden. "Die Sonderkultur ist ein hochwertiges Handelsprodukt und muss in Behältnisse abgefüllt werden", erklärt Friedrich. "Hopfen erzeugt somit hohe Erzeugungskosten. Aber er gibt den Landwirten auch Sicherheit, denn die Sonderkultur wird immer begehrter."

Craft Beer sei Dank

Der Grund für die Verdoppelung der Anbaufläche sei die lukrative Marktlage, bedingt durch die Craft Beer Szene. Diesem kaltgepressten Bier wird die zehnfache Hopfenmenge zugeführt. "Die Sorten schmecken dann nach Zitrone, nach Schokolade oder Melone", erläutert Friedrich. "Das kommt vom Hopfen", sagt der 26-jährige Igensdorfer Vollerwerbslandwirt – und fügt an, dass die Biere normal gebraut werden, im Nachgärprozess aber der Hopfen zugeführt wird.

Das Craft Beer feiert weltweit Erfolg, der Riesenmarkt aber sei in den USA zu finden. "Ein Drittel des Welthandels wird in Deutschland produziert", so Friedrich. Der Hopfenanbau hat auch für ihn Vorteile: "Wir können den Hopfen langfristig unter Vertrag verkaufen." Das bringe ihm Sicherheit.

"Viele Landwirte überlegen, wie sie ihren Betrieb sichern können", bestätigt Nützel. Der Bauernverband freut sich über jeden, der die Landwirtschaft weiter betreibt und investiert. 1994 haben die Friedrichs den von den Großeltern angefangenen Hopfenanbau wiederbelebt. Von deren Erzählungen weiß der junge Igensdorfer Obstlandwirt, dass schon Ende des 18. Jahrhunderts viel Hopfen angebaut wurde. Auch in der Gosberger Gegend soll es einen Anbau gegeben haben. Nicht immer konnte der Hopfen vermarktet werden. Da immer mehr Pflanzenschutzmittel verboten werden, wird es auch heute nicht einfacher. "Für den Bioanbau ist nur ein kleiner Markt vorhanden", sagt Friedrich, der in Stöckach, Igensdorf und Dachstadt konventionell anbaut.


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So teuer ist der Hopfenanbau 

Landwirte, die ihren Beruf aus Altersgründen aufgegeben haben und keinen Nachfolger fanden, haben Matthias Friedrich gefragt, ob er ihre Felder pachten möchte. Auch das ist für den Igensdorfer ein großes Lob, denn die Bauern schauen sich ihre Berufskollegen genau an. Dass bei ihm angefragt wurde, spreche für seine Bewirtschaftung. Erst 2017 hat er den Betrieb von seinen Eltern Monika und Georg übernommen. Er hat die Marktlage studiert und in seinen Betrieb investiert.

Ganz billig ist der Hopfenanbau nicht, kostet doch alleine eine Gerüstanlage für einen Hektar gut 35 000 Euro. Und er braucht Saisonarbeiter, denn alleine kann er die Riesenfelder nicht bewirtschaften. Aus Rumänien kommen Friedrichs Helfer, seit 18 Jahren. Nun hofft er auf Regen im Juli und August. "Das meiste Wasser braucht der Hopfen in diesen Monaten, weil sich dann die Dolden ausbilden", erklärt der Landwirt.

Trockene Sommer verursachte hohe Ernteausfälle

Der trockene Sommer im vergangenen Jahr hat 40 Prozent Ernteausfall verursacht. "Das ist ein enormer finanzieller Schaden im Hopfenanbau", sagt Friedrich, der auch noch Kirschen und Zwetschgen anbaut. Während er das erzählt, ist ein Hase aus dem Augenwinkel zu sehen. Er huscht im Hopfenfeld herum. "Der Acker ist ein Rückzugsort für Feldhasen und Rebhühner", betont Friedrich. Im Hopfenfeld sind diese Tiere vor den Greifvögeln geschützt, weil sie nicht durch die Gerüstanlage fliegen können. So ist der Hopfen auch für die Tierwelt vorteilhaft und prägt das Landschaftsbild.

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