Das Schönste ist das Gemeinsame

20.5.2011, 19:01 Uhr
Das Schönste ist das Gemeinsame

© Scott Johnston

Ursprünglich stammt Willem-Jan Fens aus Den Haag in den Niederlanden. Die Liebe führte ihn nach Schweden.

In Jerusalem arbeitete er bei einem Projekt, das sich für eine bessere Verständigung zwischen Christen, Juden und Moslems einsetzte, lernte dort sein jetzige Frau Maria kennen und zog mit ihr 1982 nach Schweden. Seine Frau ist Biologin und engagiert sich sehr für den Naturschutz.

Predigt auf Deutsch

Während seines Aufenthalts in Thuisbrunn arbeitet Fens intensiv in der evangelischen Gemeinde mit, ist bei Beerdigungen und Taufen dabei, trifft sich mit den Konfirmanden oder dem Chor und wird auch einen eigenen Gottesdienst halten: „Deutsch verstehe ich ganz gut, doch das Sprechen ist noch einmal eine ganz andere Dimension. Eine Predigt soll schließlich Gehalt haben und von den Gläubigen positiv aufgenommen werden. Zum Glück hilft mir da Pfarrerin Zeitner, wenn mir nicht gleich das passende Wort einfällt.“ Die Thuisbrunner Geistliche hatte es freilich in Mariestad noch schwerer, musste sich meist auf Englisch verständigen, Auch „ein paar Brocken“ Schwedisch hat sie inzwischen gelernt.

Welche Erfahrung war für den Pfarrer aus Mariestad die wichtigste während seines Besuchs? Er lächelt und muss nicht lange überlegen: „Das Schönste ist, dass wir sehr viel gemeinsam haben. Wir Lutheraner sind eben eine Kirche und da finde ich es prima, wenn in den verschiedenen Ländern ähnlich gearbeitet wird.“

Klarer Unterschied

Ein bedeutender Unterschied existiert freilich dennoch, sind sich Willem-Jan Fens und Gerhild Zeitner einig: In Schweden verfügen die Pfarreien über wesentlich mehr hauptamtliche Mitarbeiter. So sind in Mariestad fünf Pädagogen und vier Kirchenmusiker angestellt. Fens: „In Deutschland ruht die Hauptverantwortung dagegen zu einem viel größeren Teil auf den Schultern des Pfarrers beziehungsweise der Pfarrerin.“

Auf der anderen Seite hat ihn auch das ehrenamtliche Engagement in Thuisbrunn beeindruckt: „Viele helfen mit, übernehmen das Schmücken der Kirche, machen bei der Musik oder Jugendarbeit mit. Für die Identifikation mit der Gemeinde ist das eine prima Basis.“

Die Posaunenchöre, die es in vielen Kirchengemeinden gibt, haben den 53-Jährigen ebenfalls beeindruckt: „Dies ist eine schöne Einrichtung und bei Feierlichkeiten ein besonderer Akzent.“

Und einen Tipp will er dem Bischof auf jeden Fall geben, wenn er wieder zu Hause ist: „Das Gesangbuch der bayerischen Landeskirche finde ich vorbildlich, es beinhaltet wunderbare Lieder und ist mit viel Feingefühl zusammengestellt.“

Zu seiner Pfarrei in Mariestad gehört auch die Insel Torsö im See Vänern, an dem die Stadt liegt. Dass immer mehr Menschen aus der Kirche austreten, ist in Schweden nicht anders als in Deutschland. Um die damit verbundenen Finanzprobleme zu lösen, soll das Gemeindehaus auf Torsö verkauft werden. Fens hofft, dass es von einem Verein übernommen werden kann, damit das Angebot für die Gläubigen erhalten bleibt.

In den Niederlanden könnte er wahrscheinlich nicht Pfarrer sein, erläutert er: „Hier hat die Askese sowie die Betonung des wirtschaftlichen Erfolgs durch den Calvinismus großen Einfluss gehabt. Die Kirchen sind vielfach karg und schmucklos. Das finde ich sehr schade.“

In der Landschaft der Fränkischen Schweiz fühlt er sich dagegen richtig wohl. Wenn es denn die zahlreichen kirchlichen Termine zulassen, holt er daher gern festes Schuhwerk hervor und macht sich auf zu einer Wanderung wie jüngst nach Egloffstein: „Das ist die ideale Gelegenheit, um sich einmal in Ruhe über ein Thema Gedanken zu machen.“