Basketball

Das verrückte Lehrjahr des Forchheimer Basketballprofis Leo Saffer

28.5.2021, 16:24 Uhr
Verbissene Arbeit unter dem Korb: Hier versucht sich 2,12-Meter-Mann Leo Saffer (links) gegen Nat-Sidi Diallo von der Orange Academy Ulm durchzusetzen.  

© Sebastian Dühring, NN Verbissene Arbeit unter dem Korb: Hier versucht sich 2,12-Meter-Mann Leo Saffer (links) gegen Nat-Sidi Diallo von der Orange Academy Ulm durchzusetzen.  

Nur gut, dass es wegen der Pandemie heuer keine Absteiger gab in der Pro B. Dann nämlich wären die Basketball Löwen Erfurt als Schlusslicht mit nur vier Siegen in 22 Spielen abgestiegen in die 1. Regionalliga. Dabei hatten die Thüringer als Saisonziel die Playoffs ausgegeben.

Als „Turm in der Schlacht“ war der 20-jährige Leo Saffer mit seinen 2,12 Metern Gardemaß vorgesehen. Dass die Mannschaft ins Wanken geriet, lag aber nicht an dem Neuzugang. Nach den Gründen befragt, sagt der Center: „Verletzungen und Corona.“ Der anfängliche Zwölf-Mann-Kader musste aus dem erstgenannten Grund immer wieder aufgestockt werden. Als dann auch noch das Virus zuschlug, hatten die Löwen, die bis zur Saisonmitte durchaus noch ihr Saisonziel vor Augen hatten, endgültig keine Energie mehr.

„Drei oder vier Mal, genau weiß ich es gar nicht mehr“ habe das Team in die Quarantäne gemusst, zwölf Spieler habe es erwischt, unglücklicherweise immer versetzt. Ihn selbst Mitte Dezember. „Mir ging es nicht gut, aber andere hatte es schlimmer getroffen“, erinnert sich Saffer an das unschöne Weihnachten 2020.

Nachholspiele im ständigen Takt

Heftig wurde es, als es ihm etwas besser ging. Dann warteten Nachholspiele dicht getaktet auf die angeschlagene Truppe von Coach Uvis Helmanis. Oft hielt man drei Viertel lang mit, dann ging Erfurt der Saft aus. In Hanau standen sogar nur sieben Spieler zur Verfügung, einer fiel noch während der Partie verletzt aus.

Denkbar ungünstige Bedingungen für einen „Rookie“ (Neuling) wie Leo Saffer. Hinzu kam, dass die Erfurter Spielweise den langen Kerls unter den Körben nicht entgegen kam. Viele Korbaktionen gingen von den kleinen Positionen aus, ungewohnt für einen, der die „Bamberger Schule“ mit Kombinationsspiel und immer dem Extrapass durchlaufen hat.

Mit sich selbst war er angesichts der Umstände zufrieden. „Besser geht natürlich immer.“ Er stand meistens in der ersten Fünf, mit 122 Rebounds und 121 Punkten sowie durchschnittlich 20 Minuten Einsatzzeit ist die Bilanz solide. Neben Highlightspielen, in denen er zweistellig punktete und reboundete, habe es aber auch schwächere Partien von ihm gegeben. Gemerkt habe er, dass er vor allem in der Defensive noch handlungsschneller werden müsse: „Da habe ich oft noch nachgedacht, ob ich das Foul machen soll und dann war die Situation schon vorbei.“

Wieder auf Vereinssuche

Doch vermutlich ist das Kapitel Erfurt für Leo Saffer, der einst bei der DJK Eggolsheim das Basketballspielen erlernt hat, schon wieder geschlossen. Nach dem Vertragsende ist er seit einigen Wochen wieder in Forchheim. Die Verantwortlichen der Löwen verabschiedeten ihn mit den Worten: „Vielleicht treffen wir uns im Sommer noch einmal, um über eine Verlängerung des Vertrags zu sprechen.“

Der 20-Jährige klärt auf: „Die Erfurter wollen mit Biegen und Brechen oben mitspielen, da will man Geld in die Hand nehmen und eine erfahrene erste Fünf verpflichten.“ Da bliebe für ihn eventuell nur eine Rolle im zweiten Glied. Saffer schaut sich daher bereits nach einem neuen Arbeitgeber um und prüft diverse Optionen, die sich auch mit seinem BWL-Studium vereinbaren lassen sollen. „In drei, vier Wochen weiß ich vielleicht schon mehr“, sagt Saffer. Wichtig sei ihm - unabhängig von der Liga - die Einsatzzeit, um auf diesem Niveau noch mehr Erfahrung zu sammeln.

Wobei er in dieser Saison wirklich mehr Erfahrungen sammeln konnte als ein Neuling in einem normalen Jahr: Nach dem Abitur der Auszug von daheim, Studienbeginn, das Leben in einer neuen Stadt („Erfurt ist viel schöner als ich gedacht hätte“), ein neuer Verein, eine Pandemie mit allen Begleitumständen und ein Team, das aus vielerlei Gründen nicht funktionierte. Bereuen muss er aber nichts. „Ich habe sehr viel gelernt - auf dem Feld und abseits davon.“

Video mit allen wichtigen Szenen

Er selbst hat sich die Mühe gemacht, alle Spiele noch einmal anzuschauen und die wichtigsten Szenen zusammenzuschneiden. „Das war für mich nochmal ein Höhepunkt“, erzählt er. Ob der Film den Titel „Mein verrücktes Lehrjahr“ erhält, kann man nur spekulieren.

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