"Dass sich Grenzen im Alter so verschieben lassen"

10.5.2019, 10:43 Uhr

© AC Bavaria Forchheim

Herr Freund, warum tun Sie sich derartige Anstrengungen an?
Klaus Freund: Weil ich gemerkt habe, dass ich nach fast 30 Jahren ohne sportliche Betätigung körperlich nicht gut beieinander war. Mir fiel schon das Treppensteigen schwer. Also habe ich nach der Eröffnung des neuen Bavaria-Studios in meiner Nachbarschaft vorbeigeschaut, die flexiblen Trainingszeiten lassen sich mit meiner beruflichen Schichtarbeit vereinen. Seit ich im Dezember 2017 vom reinen Bankdrücken zum vielseitigeren Kraftdreikampf gewechselt bin, sind meine Rückenprobleme abgeklungen.

Die Gesundheitsprävention war also der Einstieg. Wie groß ist der Aufwand heute?
Klaus Freund: Die Gewichte wurden mit der Zeit immer schwerer. Ich hätte nicht gedacht, dass sich die Grenzen auch im Alter derart verschieben lassen. Und das ohne Präparate. Ich folge mittlerweile einem professionellem Übungsplan mit drei Einheiten pro Woche. Da gibt es auch keine Ausreden, die mühsam aufgebaute Kraft geht schnell verloren, wenn man nachlässig wird. Ich mag die Routine, ziehe gerne mein Ding durch. Das war schon so, als ich vor zehn Jahren dem Rauchen und dem Alkohol abgeschworen habe.

In Ihrer Altersklasse gibt es kaum Konkurrenz. Was macht den Reiz des Wettbewerbs aus?
Klaus Freund: Viele machen das in meiner Generation nicht mehr, ich profitiere sicher davon, dass ich als Späteinsteiger unbelastet bin. Meine Motivation ist ohnehin weniger eine bestimmte Platzierung, ich möchte mich in jedem Versuch verbessern und Erfahrung sammeln. Wenn ein 73-Jähriger noch 180 kg auf die Hantel bringt, spornt einen das an. Die eine oder andere Medaille dazu ist natürlich auch eine schöne Bestätigung und die Geselligkeit im Mannschaftskreis macht Spaß. Vor Publikum und Kampfrichtern auf der Bühne zu stehen, bereitet einen besonderen Adrenalin-Schub, den du sonst nicht hast.

Nun sind Sie bayerischer Vizemeister im Kreuzheben. Reicht Ihnen das?
Klaus Freund: Mein Ziel vor einem Jahr waren die 200 kg. Nach einer mehrwöchigen Erkrankung im Januar hatte ich nicht erwartet, die Marke jetzt schon in meinem erst vierten Wettkampf zu knacken. Mein persönlicher Höhepunkt sind im Oktober nun die Bayerischen Meisterschaften im Kraftdreikampf. Da habe ich vor allem in den anderen beiden Disziplinen Bankdrücken und Kniebeuge Luft nach oben und möchte die 500 kg angreifen.

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