Datenleck bei neuen Wasserzählern befürchtet

10.1.2018, 20:00 Uhr
Datenleck bei neuen Wasserzählern befürchtet

© Foto: Rainer Sturm/pixelio.de

"Es spart den Gang in den Keller und die Verrenkung mit der Taschenlampe, um den Zähler abzulesen", schreibt NN-Leser Patrik Edelberg auf der Facebook-Seite der Nordbayerischen Nachrichten Forchheim. Er reagiert damit auf ein NN-Interview mit den Stadtwerken Forchheim über funkende Wasserzähler.

Diese seien in Forchheim derzeit nicht geplant, sagt Christian Sponsel, Leiter der Abteilung Service Anlagen/Netze für die Stadtwerke Forchheim. Konkreter sind die Planungen im Strombereich. "Gemäß dem Gesetz zur Digitalisierung der Energiewende sind wir verpflichtet, den Strom- und Gaszählerbereich umzurüsten und zu digitalisieren", erklärt Sponsel (wir berichteten).

NN-Leser Leon Schneider sieht bei dieser Technik Hackern, also digitalen Betrügern, Tür und Tor geöffnet. Sie könnten sich in das System einloggen, den Zählerstand möglicherweise manipulieren oder gar darüber entscheiden, ob Wasser aus dem Hahn kommt. Zwar brächten digitale Angebote im Hausbereich Erleichterungen mit sich, "aber man muss sich auch der Risiken bewusst sein", schreibt er. Ähnlich sieht es Leser Jürgen Weiskopf. Er bemängelt, dass es ohnehin schon genügend Möglichkeiten der Überwachung gebe.

Entwarnung gibt Reinhold Polster von der technischen Leitung der Stadtwerke. "Die zuständigen Behörden tun alles dafür, dass die Daten sicher sind." Das Wasser abschalten könnten Unbefugte per Fernsteuerung nicht, weil sich die digitale Vernetzung nach dem heutigen Stand der Technik rein auf das Ablesen des Zählerstandes beschränke.

Rohrbrüche fallen sofort auf

Bei der Redaktion hat sich auch eine Forchheimerin gemeldet, die jetzt schon nicht mehr zur Taschenlampe greift, um den Wasserstand abzulesen. Der Wasserzähler funkt den Zählerstand auf eine Station im Flur. Die Daten gehen von dort gesammelt an die Hausverwaltung, um die Nebenkosten abrechnen zu können.

"Wir haben damit nur gute Erfahrungen gemacht", sagt sie. "Es werden ja keine persönlichen Daten gespeichert." Und der Vermieter habe jeden Monat den aktuellen Wasserstand im Blick.

Unregelmäßigkeiten, sagen Befürworter, ließen sich somit sofort erkennen — im Ernstfall könnte das ein Rohrbruch oder ein Leck sein. Auffallen könnte dies, wenn der Wasserverbrauch plötzlich nach oben schnellt. Wasserversorger könnten täglich mit einer ferngesteuerten Abfrage nach den rechten Dingen sehen.

Angst vor Strahlung

Dennoch: In Bayern regt sich Widerstand, seitdem die bayerische Staatsregierung im Herbst einen Gesetzentwurf für den Einsatz digitaler Wasserzähler vorgelegt hat.

Durch eine Änderung der Gemeindeordnung wäre es demnach den Kommunen möglich, dass der Einsatz eines Funkmoduls im privaten Zuhause zur Pflicht wird — allerdings verbunden mit einem klaren Rechtsrahmen für den Datenschutz, wie die Regierung im Entwurf ausdrücklich betont.

Der Bund Naturschutz Bayern kritisiert eine "hochfrequente elektromagnetische Strahlung", die bei der Datenübertragung anfiele. Auch andere Vereine und Verbände, wie zum Beispiel die Kompetenzinitiative zum Schutz von Mensch, Umwelt und Demokratie, sehen den funkenden Einsatz deshalb kritisch.

Bürger fürchten auch um einen Eingriff in ihre Daten, weshalb der bayerische Landesbeauftragte für den Datenschutz, Thomas Petri, zu dem Schluss kommt, dass es für einen verpflichtenden Einbau von digitalen Wasserzählern eine gesetzliche Grundlage brauche.

Bis dahin bleibt der funkend-digitale Wasserstand eine freiwillige Angelegenheit.

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