Training für den Ernstfall

Deckname Funkenflug: Feuerwehr Kirchehrenbach inszeniert große Waldbrandübung

20.9.2021, 06:00 Uhr
Bei der Übung sollen die erlernten Einsatztechniken und das Vorgehen mit der neuen Ausrüstung - vom Handwerkszeug über Löschrucksäcke bis hin zu den sogenannten D-Schläuchen, der kleinsten Schlauchgröße – umgesetzt werden.

© e-arc-tmp-20210919_134637-1.jpg, NN Bei der Übung sollen die erlernten Einsatztechniken und das Vorgehen mit der neuen Ausrüstung - vom Handwerkszeug über Löschrucksäcke bis hin zu den sogenannten D-Schläuchen, der kleinsten Schlauchgröße – umgesetzt werden.

„Ursprünglich wollten wir nur eine Waldbrandübung für die Feuerwehr Kirchehrenbach inszenieren. Der Rest hat es dann perfekt gemacht“, erzählt der Kommandant der Kirchehrenbacher Feuerwehr, Sebastian Müller. Mit dem „Rest“ meint er vor allem die Luftrettungsstaffel Bayern, die Flughelfergruppe aus Bayreuth, die Polizeihubschrauberstaffel aus Roth und die Mitglieder der privaten Hilfsorganisation @fire, die unter dem Decknamen „Funkenflug“ den Ernstfall trainierten.

Die Idee einer solchen Übung kommt nicht von ungefähr: Die Freiwillige Feuerwehr Kirchehrenbach beschäftigt sich seit längerem mit dem Thema "Vegetationsbrandbekämpfung". Denn nicht nur in Griechenland, Süditalien und der Türkei gibt es Waldbrände, sondern auch hier in Deutschland. Eher seltener und in kleinerem Ausmaß, doch durch die immer trockener werdenden Sommer werden sie auch bei uns immer wahrscheinlicher.

Seit 2019 besuchen die Feuerwehrler von Kirchehrenbach Schulungen wie bei @fire zum Thema. Bei der Übung sollen die erlernten Einsatztechniken und das Vorgehen mit der neuen Ausrüstung - vom Handwerkszeug über Löschrucksäcke bis hin zu den sogenannten D-Schläuchen, der kleinsten Schlauchgröße – umgesetzt werden. „Der Höhepunkt ist natürlich die Brandbekämpfung aus der Luft“, fährt der Kommandant fort.

Auch der bayerische Innenminister Joachim Herrmann findet solche Übungen essenziell: „Es ist äußerst wichtig, so etwas zu üben, wenn ein solcher Brand mal stattfindet.“ Er sei der Einladung nach Kirchehrenbach gern gefolgt, meint der Minister bei der Lagebesprechung am Feuerwehrhaus.

Auf der Wiese gegenüber stehen bereits die zwei Hubschrauber, einer der Polizei und einer der Luftrettungsstaffel Bayern und warten auf ihren Einsatz. Die Alarmierung erfolgt um kurz nach 14 Uhr: Die Rettungswagen von Feuerwehr, THW, Bergwacht und Katastrophenschutz füllen sich mit den Einsatzkräften und fahren mit Blaulicht zum Übungs-Einsatzort bei Leutenbach. Auch die Hubschrauber starten, um das Gebiet baldmöglichst zu erreichen.

Unterdessen zünden die Mitglieder von @fire kontrolliert die vorher vorbereiteten Reisighaufen in dem Waldstück an, um einen tatsächlichen Brand zu simulieren. Das Gefährliche daran ist die Unkontrollierbarkeit. Denn durch das „falsche“ Wetter, also einen Mix aus Wind und Trockenheit breiten sich die Brände äußerst dynamisch aus. Das kann vor allem bei falschem Eingriff sehr gefährlich für die Einsatzkräfte sein. Daher ist es umso wichtiger, einen solchen Einsatz zu trainieren. Insgesamt spielt das Thema Wald- und Flächenbrände in den deutschen Feuerwehren nämlich eine eher untergeordnete Rolle.

Doch die Kirchehrenbacher zeigen auch in der Praxis ihr Können. Mit den Fahrzeugen angekommen, verlegen die Feuerwehrmänner und -frauen postwendend die D-Schläuche und fangen an, den Brand zu umzingeln, um eine in der Realität mögliche Ausbreitung zu stoppen. Unterdessen haben die Mitglieder von @fire alles im Blick, um die Feuer kontrolliert zu halten und zu überprüfen, ob die Einsatzkräfte aus Kirchehrenbach das theoretisch Gelernte richtig umsetzen.

Unermüdlich kreist der rote Hubschrauber der Luftrettungsstaffel mit Pilot Jörg Hermannsdörfer über dem Gebiet. Sein Auftrag ist es, das Feuer zu finden und die Rettungskräfte dorthin zu schicken. In ausschließlich ehrenamtlicher Tätigkeit übernimmt die Luftrettungsstaffel unter anderem die Waldbrandüberwachungsflüge bei erhöhter Waldbrandgefahr.

Auch der Polizeihubschrauber überfliegt das Gebiet und plant, zwei Rettungskräfte abzuseilen. Danach soll er zu dem durch die Flughelfergruppe Bayreuth aufgebauten Landeplatz zurückfliegen und einen der Löschwasseraußenlastbehälter aufnehmen, um aus der Luft bei der Brandbekämpfung zu helfen. Doch es kommt anders: Der Pilot Michael Waldmüller und sein Kollege werden mit dem Hubschrauber zu einem schweren Verkehrsunfall bei Pinzberg gerufen. Dieser Einsatz geht selbstverständlich vor.

Währenddessen erklärt der Leiter der Flughelfergruppe Bayreuth, Lucas Lauterbach, deren Vorgehen. „In der ersten Phase bauen wir den Landeplatz auf und fliegen Personal an den Berg hoch. In der zweiten Phase wird Material wie Schläuche durch die Luft an den Einsatzort gebracht. In der dritten Phase werden die Wasserbehälter per Schlauchbefüllung durch die Einsatzfahrzeuge der Feuerwehr Forchheim befüllt.“

Im Wald kümmern sich derweilen die Helfer von @fire und die Feuerwehr Kirchehrenbach um Nachlöscharbeiten der Brände.

Als der Polizeihubschrauber von seinem Einsatz zurückkehrt, befestigt die Flughelfergruppe einen der Wasserbehälter und der Hubschrauber hebt ab, um das Löschen aus der Luft zu demonstrieren.

Resümee nach dem anstrengenden Tag: alles geklappt.

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