Der 3D-Drucker aus Ebermannstadt

8.1.2020, 16:42 Uhr
Der 3D-Drucker aus Ebermannstadt

© Foto: Michael Endres

"Es war wie ein Virus", berichtet Christian Weiskopf – der 3D-Drucker aus Ebermannstadt. Ab seinem ersten Kontakt mit dreidimensionaler Drucktechnik war er Feuer und Flamme für das Thema.

Durch sein Modellbau-Hobby ist Weiskopf zum 3D-Druck gekommen. Er betrieb Heimatkunde und wollte in diesem Zug die Streitburg im Maßstab eins zu 72 nachbauen. Nachdem er feststellte, dass das Modell in etwa zwei Meter lang werden und wie groß der Aufwand sein würde, stieß er zufällig auf ein Video der Berliner Charité, das zeigte, wie ein dreidimensionaler menschlicher Schädel ausgedruckt wurde. "Das hat mich begeistert", sagt Weiskopf.

Mitte 2013 hat sich der damalige Versicherungsmakler nach Internetrecherchen für seinen ersten 3D-Drucker entschieden und lernte in einem Kurs, wie man das Gerät zusammenbaut. Zwar wusste Weiskopf, der ursprünglich Orthopädiemechaniker gelernt hatte, wie man technisch zeichnet, doch die Konstruktion musste er sich selbst beibringen. Das nahm ordentlich Zeit in Anspruch, doch es war für ihn eben wie ein Virus.

Weiskopf sah im 3D-Druck-Markt die Möglichkeit, sich eine Zukunft aufzubauen und investierte in die Technik. Damals war seine Firma noch in Weilersbach. "Ich habe auch dazulernen müssen", so der gebürtige Forchheimer. Seinen Firmensitz verlegte er bald nach Ebs und hatte das Glück, einen Auftrag über 6000 Teile zu bekommen. Dabei wurden spezielle Materialanforderungen gestellt – wie beispielsweise Temperaturbeständigkeit.

In der 3D-Druck-Branche spricht man bei dem verarbeiteten Material nicht von Plastik, sondern von Kunststoffen. "Wir verarbeiten nur biologisch abbaubare Kunststoffe", erklärt Weiskopf. Sie sind zertifiziert und haben bessere Eigenschaften, zum Beispiel eine höhere Abriebbeständigkeit.

Der 3D-Drucker aus Ebermannstadt

Bei seinem ersten Großauftrag stand der Selbstständige vor dem nächsten Problem: Die Drucker reichten nicht aus, wenn man die Druckqualität und Druckzeit berechnete. Die Informationen (darunter auch wie hoch die Materialkosten seien würden) über die Teile, die gedruckt werden sollen, bekommt der 3D-Drucker aus Ebermannstadt schon vor dem Druck über sein Konstruktionsprogramm. Mit dessen Hilfe wird auch der Code für die Maschine erstellt, der zum Drucken benötigt wird. Es mussten also mehr Drucker her.

Aktuell hat die 3D-Druck-Manufaktur 20 Drucker aus dem günstigeren Segment, weil die Ergebnisse damit stimmen. "Für das Jahr 2020 sind wir beinahe komplett ausgebucht", sagt Weiskopf, der speziell für Kunden neue Drucker kauft, die dann nur mit dessen Aufträgen beschäftigt sind. Im Schnitt laufen bei ihm drei bis vier Aufträge gleichzeitig.

"Wir wachsen und brauchen in der Form irgendwo eine Halle", so Weiskopf. Er möchte neben dem 3D-Druck und der Konstruktion noch das "Finish", sprich Schleifen und Lackieren der gedruckten Teile anbieten. Einen "Kreislauf, der sich für den Kunden schließt", wie er es nennt.

Im Gespräch mit dem 50-Jährigen bekommt man schnell einen Eindruck davon, was mit 3D-Druck alles möglich ist: "Es werden sogar schon Häuser gedruckt", berichtet Weiskopf. Auch Lebensmittel seien schon mit einem 3D-Drucker hergestellt worden – "es gibt keine Grenzen". Denn drucken kann man mit allem, was man verflüssigen oder verreiben kann. Da sei es egal, ob es Holz, Keramik oder Stein ist.

Weiskopf sieht die Technik vor allem als Zukunft für Bereiche, in denen die Infrastruktur schlecht ist, zum Beispiel in Katastrophengebieten. Man könne Wohnraum drucken und "reagieren, wo schnell eine Lösung her muss oder kein Mensch arbeiten kann", so Weiskopf.

In Ebermannstadt entstehen unterdessen kleinere Projekte. Die 3D Druck-Manufaktur hilft ihren Kunden, Ideen umzusetzen und Prototypen sowie Kleinserien herzustellen. Das verläuft nach dem einfachen Prinzip: Idee – Planung – Umsetzung.

Dabei sieht Christian Weiskopf sich und seine Firma als Einstiegsstufe und nicht als Konkurrenz für die Spritzguss-Industrie. Der 3D-Druck ist nämlich flexibler.

 

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