Der ATSV Forchheim feiert sein neues Schmuckstück

7.8.2020, 17:03 Uhr
Der ATSV Forchheim feiert sein neues Schmuckstück

© Edgar Pfrogner

Johannes Grün ist 2014 zum Vorsitzenden des ATSV Forchheim gewählt worden – nicht zuletzt, weil man ihm wohl zutraute, das Großprojekt „Umzug“ zu stemmen. Erst als AH-Fußballer stieß er zum Verein, einst kickte er für den SV Gloria Weilersbach. Im Vorstandsgremium „Verkauf“ fiel er positiv auf – jetzt geht die Umsiedlung auf die Zielgerade. 

Der ATSV Forchheim feiert sein neues Schmuckstück

© Foto: Holger Peter

Herr Grün, wie groß ist die Erleichterung, jetzt vor dem fertigen Rohbau des Vereinsheims zu stehen?

Grün: Das ist schon ein sehr gutes Gefühl. Es hat zwar ein paar Jahre gedauert, bis der Standort fest stand, aber seit Beginn der konkreten Planung läuft alles rund. Das liegt auch daran, dass wir mit einer lokalen Baufirma arbeiten, deren Bauleiter Rifat Dervovic auch noch Mitglied unserer neuen Kegelabteilung ist. Er war jeden Tag auf der Baustelle, auch die gesamte Truppe ist spitze. Sie hat trotz Corona schneller gearbeitet als gedacht. Ursprünglich war der Umzug für April 2021 vorgesehen, der könnte jetzt durchaus früher über die Bühne gehen.

Beim großen Nachbarn, der Sportvereinigung Jahn, läuft der parallel vorgesehene Umzug in den Stadtnorden nicht so rund...

Grün: Das ist nicht meine Baustelle. Fakt ist, dass unser Umzug durch den Jahn erst möglich wurde. Weil er aus dem Stadtzentrum raus wollte, entstanden ja die Pläne für das Wohngebiet "Philosophenviertel". Und das war natürlich besser zu vermarkten, wenn wir gleich auch das Feld räumen. Anfangs gab es ein paar lächerliche Angebote von anderen Interessenten für unser Grundstück, aber das Gesamtpaket des jetzigen Investors ist hervorragend. Das Gute ist: Wir hatten Eigentum und wir haben die neue Anlage auch wieder in eigenem Besitz. Und die bietet uns Riesenchancen.

Was wird denn alles besser in der Bayreuther Straße?

Grün: Es ist alles neu, wir haben künftig eine eigene Kegelbahn für die Sportler von Blau Weiß Forchheim, die zuletzt in Erlangen und Hausen ihre Spielstätten hatten und jetzt uns beigetreten sind. Bisher hatten wir nur einen Fußballplatz, künftig sind es zwei. Dadurch können wir endlich mal wieder darüber nachdenken, eigene Nachwuchsmannschaften aufzubauen. Mit nur einem Platz ist man da von den Trainingszeiten schon sehr limitiert. Beide Plätze haben auch eine moderne Flutlichtanlage, dazu haben wir noch einen Soccer-Court geplant, das kommt bei den jungen Fußballern immer gut an. Und im neuen Sportheim haben wir einen festen Pächter, dann müssen meine Frau und ich uns bei den Spielen nicht auch noch in die Ausschankbude stellen.

 

Wie kann ein so kleiner Verein sein neues Gelände so luxuriös ausstatten?

Grün: (lacht) Ich glaube, wir haben ganz gut verhandelt. Die Finanzen sind in der Tat nicht unser Problem. Wir sind komplett schuldenfrei. Beim Neubau haben wir auf Basis einer Baubeschreibung gearbeitet. Das heißt: Gehen die Kosten über die ursprüngliche Planung hinaus, muss dafür der Investor einstehen und nicht wir als Verein. Aber wir schauen fairerweise auch darauf, dass die Kosten nicht explodieren. Die oben geschilderte Situation mit dem Bauleiter gehört auch zu dieser günstigen Konstellation.

Bautechnisch und finanziell ist also alles im grünen Bereich, wie sieht es in den Herzen der Mitglieder aus?

Grün: Natürlich gibt es da auch Wehmut, gerade die Älteren mussten wir schon überzeugen, dass dies der richtige Weg ist. Ich bin ja noch recht neu im Verein, aber ich kann nachvollziehen, dass ein Urgestein wie Oskar Baumann schon ein wenig schluckt, wenn er das Gelände verlassen muss, auf dem er jahrzehntelang nicht nur gespielt und trainiert hat, sondern auch gearbeitet und gefeiert hat. Und auch die Spieler werden den Abgang in den alten Kabinentrakt vermissen, die Enge dort, in der man zu einer verschworenen Einheit werden konnte. Andererseits war allen verständlich zu machen, dass an dem alten Sportheim von 1966 nach und nach immer wieder Reparaturen und Kosten auf uns zukommen würden.

Sind Sie denn im neuen Quartier willkommen?

Grün: Ich war am Wochenende dort unterwegs, um Einladungen für das Richtfest zu verteilen und auch mit den Nachbarn zu reden. Da hatte ich schon den Eindruck, dass wir als Nachbarn erwünscht sind. Zumindest wurde ich sehr freundlich begrüßt. Und das Grundstück war ja viele Jahrzehnte ein Sportplatz, das ist ja nichts Neues für die Menschen dort.

Und für den Verein ist ja eine bewohnte Umgebung auch besser als das Umfeld in der Käsröthe...

Grün: Stimmt, in der Bayreuther Straße leben viele jungen Familien mit Kindern. Vielleicht bilden sie ja künftig unsere Schülermannschaften – einige Spieler unser Männerteams haben schon angedeutet, dass sie bereit wären, die Trainerposten zu übernehmen. Aber das Thema gehen wir erst an, wenn die neuen Plätze wirklich bespielbar sind. Ich will erst die eine Baustelle fertig haben, bevor ich die nächste beginne – und die jetzige war schon echt eine Herausforderung, die unendlich viel Zeit in Anspruch genommen hat.

Die familiäre Atmosphäre gilt als der große Trumpf des ATSV – wird der Verein nun "neureich" in der schicken neuen Umgebung?

Grün: Um Gottes Willen nein! Wir bleiben der gleiche Verein. Bodenständig und familiär. Wir nehmen gerne auch neue Spieler auf, aber die müssen sich bewusst sein, dass es bei uns fürs Fußballspielen kein Geld gibt. Donnerstags sind zwei Freigetränke drin, ab und zu mal eine Brotzeit – das war‘s.

Reicht das heutzutage noch als Lockmittel für Fußballer?

Grün: Bei uns anscheinend schon. Als wir vor einigen Jahren unglücklich in die B-Klasse abgestiegen sind, haben uns 80 Prozent der Spieler die Treue gehalten, obwohl einige durchaus Angebote hatten, für Geld zu spielen. Die betreffenden WhatsApp-Nachrichten haben sie sogar dem Oskar gezeigt – und sind geblieben. Mit dem Erfolg, dass die Mannschaft die Scharte ausgewetzt hat und gemeinsam in die Kreisklasse aufgestiegen ist. Jetzt sind wir zwar wieder in der A-Klasse, haben aber nach Platz drei vor einem Jahr heuer noch bessere Chancen auf den Wiederaufstieg. Wir liegen aktuell auf Platz zwei und unser Trainer Philipp Heublein leistet sehr gute Arbeit. Aber ein Muss ist der Aufstieg nicht.

Es wäre ja die Krönung, wenn man den Aufstieg gleich im neuen Sportheim feiern könnte. Das wäre ja die perfekte Abrundung des Umzugs. Haben Sie eigentlich gar keine Bedenken wegen dieses großen Schritts?

Grün: Sorry, da bin ich der falsche Ansprechpartner, ich bin von Haus aus Optimist.

 

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