Der Biber is(s)t in Egloffstein sichtbar

16.3.2021, 08:00 Uhr
Der Biber fühlt sich in Egloffstein augenscheinlich sehr wohl – und hinterlässt seine Spuren. Das gefällt nicht allen. 

© Roland Fengler Der Biber fühlt sich in Egloffstein augenscheinlich sehr wohl – und hinterlässt seine Spuren. Das gefällt nicht allen. 

Denn seine Spuren sind nun nicht mehr übersehbar. Dass er in verstärkter Population da ist, erkenne man an der Landschaft. „Der Biber ist sichtbar, da er alle möglichen Weiden abgenagt hat“, sagt Förtsch. Gesehen hat den Nager aber noch niemand. „Der Biber ist dämmerungs- und nachtaktiv“, sagt Christian Baier, einer der beiden Biberbeauftragten am Landratsamt.

Die Nachtaktivität erklärt, warum ein Grundstücksbesitzer in Egloffstein eines Morgens in den vergangenen Tagen nicht schlecht staunte – hatte doch der Biber über Nacht dessen gesamte Hecke abgeräumt. „Er hat es mit Humor getragen“, weiß der Egloffsteiner Bürgermeister. Dass der Biber solche Kunststückchen vollbringt, bestätigt Baier. „Im Winter frisst der Biber Bäume, im Sommer Mais.“ Bevorzugt jedoch Weichholz – und zu den Bäumen gehören auch Gartenkoniferen beispielsweise. „Der Biber nagt Eichen an, die 60 Zentimeter dick sind und Koniferen schleppt er weg“, weiß Baier. Doch eigentlich frisst der Biber nur die Rinde. „Er ist das einzige Tier, das Rinde verwerten kann.“ 

Der Biber jedenfalls ist Vegetarier. Dass er nun auch in Egloffstein sehr aktiv ist, darüber freuen sich nicht alle, weiß der Bürgermeister. Die einen finden es schön, denn das Tier ist ein Zeichen für intakte Natur. „Hätte der Bach keine gute Wasserqualität oder wären Pestizide auf den Grundstücken, wäre der Biber nicht da“, so Förtsch. 

Andererseits können Schäden entstehen, wenn zu viele Biber unterwegs sind. Auch Baier weiß von den Empfindungen, die der Biber bei den Bürgern im ganzen Landkreis auslöst. „Der Biber ist ein Tier, das vor langer Zeit hier lebte und nun wieder da ist. Aber nicht zur Freude aller“, sagt Baier, wenn des Bibers Aktivität zu wirtschaftlichen Schäden führt.

Unterhöhlte Wiesen

Das ist durchaus der Fall, wie der Experte mit vielen Beispielen belegen kann: Das sind Löcher in den Weihern, was den Fischen das Leben schwer bis unmöglich macht, da sind unterhöhlte Äcker, weshalb bereits Traktoren bei der Bewirtschaftung ihrer Uferfelder einsackten oder unterhöhlte Wiesen, die dann bewirkten, dass ein Pferd einsackte und der Reiter gestürzt ist. Zum Glück ist nichts passiert. Diese Vorfälle geschehen im gesamten Landkreis, egal, an und in welchem Gewässer sich der Biber niedergelassen hat. 

„Er lebt im Wasser, da hat er keine Feinde“, sagt Baier. Außerhalb sind das Auto und somit der Mensch des Bibers Feind. Damit der Eingang seines Baus sicher ist, ist dieser unter Wasser und dazu wird es schon einmal gestaut. Auch in einem nebenliegenden Bach der Trubach hat der Biber Wasser gestaut. Dort befindet sich ein System, um bei extremen Regen das Wasser in ein unterirdisches Becken zu leiten und es stückchenweise dem Bach zuzuführen, um so Überschwemmungen zu verhindern. Nach dem Wirken des Bibers funktionierte das System rückwärts.

„Sie befinden sich derzeit im Häuslebau“, bezeichnet Förtsch die fleißige Aktivität des Bibers. Dessen Bauten sind wie das Tier selbst geschützt. In Egloffstein ist er nun parallel vom Freibad unterwegs, wie seine Spuren zeigen. Auswirkungen auf das Bad hat das jedoch nicht, betont Förtsch.
Kann sich nun Egloffstein mit Maßnahmen vor Biberschäden schützen? Eher nicht. Die Trubach ist ein Gewässer zweiter Ordnung und fällt damit unter die Zuständigkeit des Freistaat Bayerns. 

Die schöne Lage des Kurorts gefällt dem Biber gut, wie die viele Bauaktivität zeigt. Denn nach einem Jahr muss der Bibernachwuchs aus dem Haus und sich selbst ein Revier suchen. Das wird natürlich wieder am Wasser sein. 

PETRA MALBRICH

 

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