Der Landkreis Forchheim als kleine "Höhle der Löwen"?

10.11.2017, 06:00 Uhr
Der Landkreis Forchheim als kleine

© Caroline Seidel/dpa

"Es wurden jedenfalls sehr viele Visitenkarten ausgetauscht", sagt Katharina Dornisch vom Bereich Wirtschaftsförderung des Landratsamtes, die den Gründertreff veranstaltet hat. "Dafür, dass es unser erster Treff war, wurde das Ganze sehr gut angenommen".

Um die 15 junge Gründer aus dem Landkreis waren anwesend, "jeder kam mit jedem sofort ins Gespräch". Das Fazit: "Die Veranstaltung soll auf jeden Fall wiederholt werden", so Dornisch. Die "Gründer-Kultur" im Landkreis Forchheim bewertet sie als durchaus gut – "obwohl man hochwertige Technologie-Betriebe sicher eher in der Umgebung großer Universitäten findet als bei uns".

Der Landkreis Forchheim als kleine

© Foto: Ralf Rödel

Doch keine Regel ohne Ausnahme: In Neuses beispielsweise hat Andreas Schneider vor sechs Jahren seine Firma "SAM Coating" gegründet. Das mittelständische Unternehmen hat sich auf die Veredelung (sprich: die Beschichtung) von Werkzeugen und Bauteilen spezialisiert. Damit füllte der 44-Jährige eine bundesweit ziemlich einzigartige Nische – und das mit beachtlichem Erfolg: die Werkzeuge, die SAM veredelt, gehen von Neuses hinaus in die High-Tech-Welt, beispielsweise in die globale Automobil- oder Medizinindustrie. "Was wir machen, macht kein anderer in Deutschland in dieser Qualität. Das ist unser Alleinstellungsmerkmal." SAM verbucht hohe Zuwachsraten, im ersten Quartal 2017 hat die Firma ihr Produktionsvolumen verdoppelt, Schneider beschäftigt bisher neun Mitarbeiter.

Er ist ein Bammersdorfer und so war es für ihn wichtig, seinen Produktionsbetrieb "in der Nähe" aufzubauen. "Ich wollte höchstens fünf und maximal zehn Kilometer von Bammersdorf weg sein." Inzwischen wächst seine Firma weiter, der Standort in Neueses ist Schneider bereits zu klein, er schaut sich nach einer größeren Produktionsstätte um – "selbstverständlich aber hier in der Region".

Der ehemalige Siemensianer, der an der Uni Erlangen promoviert hat (Chemie- und Ingenieurswesen), hatte ein glückliches Händchen, was die Gründung seines Unternehmens anging: "Die Wirtschaftsförderungsstelle im Landratsamt hat mich von Anfang an unterstützt, es standen ja hohe Investitionssummen im Raum", erzählt Schneider. Über die Wirtschaftsförderung wurden Netzwerke geschaffen – mit der IHK und lokalen Investoren. "Ohne diese Netzwerke hat man es schwer, da geht eigentlich nichts."

Nach Angaben des Landesamtes für Statistik sind von Januar bis Ende Juli 2017 im Kreis Forchheim 525 Gewerbeanmeldungen beim Gewerbeamt eingegangen. 365 davon gelten als "Neuerrichtungen" – also wirklich neu gegründete Betriebe und keine Übernahmen bereits bestehender Firmen. Im Vorjahreszeitraum waren es 372 Neuerrichtungen.

Doch nicht jede einzelne davon hat den Anspruch, einmal ein "global player" zu werden: In den aktuell 365 neu angemeldeten Betrieben stecken "nur" 56, die aufgrund ihrer Rechtsnorm beziehungsweise ihrer Beschäftigtenzahl "auf eine größere wirtschaftliche Bedeutung schließen lassen", so das Statistikamt. Das sind deutlich weniger als vergangenes Jahr – denn bis Ende Juli 2016 gab es 77 wirtschaftlich bedeutsame Betriebsgründungen in und um Forchheim.

Der Landkreis folgt damit einem bayernweiten Trend, aktuell hat der Freistaat ein Minus 255 Betriebsgründungen verglichen mit dem Vorjahreszeitraum.

Die Gründe hierfür sind vielfältig, haben aber mit dem florierenden Arbeitsmarkt, in Bayern wie in ganz Deutschland, zu tun: Viele offene Stellen und eine niedrige Arbeitslosigkeit dämpfen schlichtweg die Lust auf Selbstständigkeit und Unternehmertum. Ebenso schrecken viele potenzielle Gründer oft auch das Steuersystem, bürokratischer Aufwand und Kapitalanforderung ab. Doch um nicht alles schwarz zu malen, ist zumindest der Blick auf die Gesamtzahlen erfreulich: In ganz Bayern wie auch im Landkreis war die Zahl der Gewerbeabmeldungen kleiner als die der Anmeldungen: Bis Ende Juli 2017 haben 58 Betriebe den Landkreis Forchheim verlassen, aber 91 sind zugezogen.

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