Der neue Forchheimer Kreistag: Grüne Welle im Landkreis

18.3.2020, 06:00 Uhr
Der neue Forchheimer Kreistag: Grüne Welle im Landkreis

© Foto: Norbert Haselbauer

  "Wir werden sicherlich noch mehr in die Breite und in die Ortschaften mit eigenen Ortsgruppen gehen", sagt Grünen-Fraktionssprecher Karl Waldmann.  Auch in der Stadt Forchheim haben die Grünen mehr Stimmen geholt als noch vor sechs Jahren.  Den Erfolg seiner Partei sieht er in der Arbeit der vergangenen sechs Jahre begründet, aber auch in der Aufstellung der Kandidaten: "Wir haben es geschafft, auch junge Leute mit in die Politik zu nehmen." Waldmann spricht von einem Trend, dass die junge Generation zu den Grünen tendiere. "Das haben die anderen Parteien befürchtet. Und dieser Trend wird sich fortsetzen." Im neuen Kreistag (siehe Seite 27) will Waldmann mit seiner grünen Mannschaft Themen wie Klimaverträglichkeit oder Mobilität "noch viel stärker" voranbringen.

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Bei den anderen Parteien ist viel vom Erfolg der Grünen die Rede. So auch bei Edwin Dippacher, Fraktionsvorsitzender der CSU. Die Partei muss einen Sitz abgeben und kommt auf 21. Trotz Verlusten ist die CSU "sehr zufrieden" angesichts des "generellen und landesweiten Hypes der Grünen", so Dippacher. Grüne Themen werden im künftigen Kreisrat wohl noch eine stärkere Rolle spielen sagt Dippacher und meint damit auch seine eigene Partei. "Die CSU ist seit Monaten in einem Gedankenwechsel", sagt er. Unbestritten ist die CSU mit 21 Köpfen in dem Gremium nach wie vor stärkste Kraft und stellt den Landrat. Herrmann Ulm gewann die Wahlen mit 76,5 Prozent.

Mit deutlichem Abstand und zwölf Mandaten folgen die Freien Wähler, die ihre Sitze damit halten konnten und zweitstärkste Fraktion bleiben. Für den Fraktionsvorsitzenden Manfred Hümmer ist das ein gutes Ergebnis, denn: "Dass es in Anbetracht der grünen Welle nicht einfach ist, war uns klar." Nur ein Prozent trennen die Grünen von den Freien Wähler. Hümmer sieht das entspannt. "Die grüne Welle wird abnehmen, wenn sie in Verantwortung sind." Zumal der Klimaschutz zum Programm der FW gehöre. "Wenn das Thema noch stärker in den Mittelpunkt rückt, finde ich das gut", sagt Hümmer. "Wir gehen dabei aber einen realistischen Weg und das unterscheidet uns von manchen Luftgespenstern der Grünen."

Die meisten Federn lassen musste die SPD. Sie stellte bisher neun Kreisräte, jetzt sieben. Offenbar hatte die Landratskandidatur von Reiner Büttner keinen positiven Effekt auf das Gesamtergebnis. Fraktionsvorsitzender Wolfgang Fees ist "ein Stück enttäuscht". Die SPD habe viele Themen mitgetragen und sich gleichzeitig in einzelnen Punkten als SPD klar positioniert, so Fees. Dazu zählt für ihn die Einführung der Gelben Tonne, die auf eine Initiative der SPD zurück gehe. Auch habe man sich für eine gleiche Bezahlung der Klinikbeschäftigen in Ebermannstadt stark gemacht. Als weiteres SPD-Thema sieht Fees den Einsatz für eine Mensa am Schulzentrum in Forchheim-Nord. "Wir unterscheiden uns schon deutlich von der CSU und den FW." Für das Abschneiden seiner Partei macht er auch die "allgemeine Parteienentwicklung" und das "Erstarken kleiner Gruppierungen wie der Grünen" verantwortlich. Klar ist, dass die SPD den Negativtrend bei den Kreistagswahlen seit dem Jahr 2002 nicht stoppen kann. Entschieden sich damals noch 17,9 Prozent der Wähler für die Partei, waren es 2008 15,6 Prozent. 2014 erzielte die SPD 14,8 Prozent und 2020 schließlich 11,7 Prozent. Was bedeutet das für die SPD? "Wir müssen wieder stärker in den Ortsverbänden werden und neue gründen, junge Leute dafür in den Orten finden." Es fehle an Köpfen in den Gemeinden. "Das ist das Defizit, das wir haben."

Die Jungen Bürger haben sich von der Wahl mehr versprochen, halten aber ihre fünf Mandate. Fraktionsvorsitzender Jürgen Schleicher spricht ebenfalls von einer grünen Welle. "Das Themenpaket Ökologie war entscheidend, obwohl auch wir diese Themen im Angebot haben. Wir sind damit anscheinend nicht durchgedrungen." Das solle künftig anders werden.

Stillstand herrscht auch bei der FDP. Es bleibt bei zwei Sitzen. Kreisvorsitzender Sebastian Körber freut sich über 3,3 Prozent. "Das ist das stärkste Ergebnis in der jüngsten Geschichte der FDP." Gepunktet hat die Partei in Ebermannstadt und holte sich dort mit neun Prozent das mit Abstand stärkste Gemeindeergebnis. Das liegt an der gemeinsamen Kandidatenliste mit dem Bürgerforum.

Neu im Kreisrat ist die AfD mit zwei Sitzen. Für Kreisvorsitzenden Dominik Pflaum wäre mehr zu holen gewesen, wenn sich genügend Kandidaten gefunden hätten, um mit einer vollständigen Liste anzutreten. Die Republikaner haben mit 0,7 Prozent der Stimmen ihren bisher einzigen Sitz verloren und gehören dem Kreistag nicht mehr an.

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