Die Aisch-Brücke bei Willersdorf wird saniert

17.12.2020, 12:04 Uhr
Die Kreisstraßen-Brücke über die Aisch bei Willersdorf: Eine Mehrheit der Mitglieder des Kreis-Bauausschusses stimmte nun für die Instandsetzung des bald 45 Jahre alten Bauwerks. 

© Edgar Pfrogner Die Kreisstraßen-Brücke über die Aisch bei Willersdorf: Eine Mehrheit der Mitglieder des Kreis-Bauausschusses stimmte nun für die Instandsetzung des bald 45 Jahre alten Bauwerks. 

So fasste Ulm, auf seine typische Art augenzwinkernd, das zusammen, was den Mitgliedern des Kreis-Bauausschusses zuvor von Gutachter Christian Hofmann (Ingenieurbüro Hofmann, Lichtenfels) erläutert wurde.

Laut Hofmann könne eine „insgesamt gute Bauwerkssubstanz“ der Brücke festgestellt werden – in einer Schulnote ausgedrückt: 2,4. Allerdings haben die Zeit und der Verkehr trotzdem daran genagt, insbesondere an der „Bauwerksausstattung“.

Sprich: Kappen und exponierte Bauteile müssen erneuert werden, es gibt etliche schadhafte, undichte Fugen, durch die Wasser eindringt und den Beton stellenweise zum Platzen bringt – auch an den Widerlagern. Verankerungen rosten und auf der Fahrbahndecke selbst zeigen sich „Verdrückungen“, also Absenkungen. Drei Varianten stünden nun im Raum, wie die Brücke saniert werden könne, so Hofmann: erstens eine Instandsetzung, zweitens ein kompletter Ersatzneubau oder drittens der Teilneubau des Überbaus. 

Der Gutachter wie auch Tiefbauamts-Chef Dieter Els plädierten für Variante 1, die Instandsetzung als „wirtschaftlich und technisch sinnvollste Maßnahme“. Knapp 267.000 Euro an Netto-Kosten kämen so auf den Landkreis zu. Laut Hofmann sei dann für 25 bis 30 Jahre gewährleistet, dass an der Brücke keine größeren Arbeiten vonnöten seien. 

Die Variante 2, der Ersatzneubau, wäre der teuerste Weg: Über 1,1 Millionen Euro müssten ausgegeben werden – dafür hätte man eine Brücke nach neuestem Stand der Technik, die für Schwerlastverkehr über 30 Tonnen ausgelegt wäre und für die nächsten 35 Jahren „Ruhe“ in Sachen Instandhaltung. Ein Teilneubau des Überbaus (Variante 3) würde mit mindestens 740.000 Euro zu Buche schlagen, so Hofmann – und hier wäre mit Folgekosten für den Unterbau zu rechnen. 

Belastbarkeit und Zuschüsse

Zunächst schien die Sache klar, die Zustimmung für den Vorschlag des Gutachters und der Verwaltung nur Formsache. Aber schnell zeigten sich einige Kreisräte skeptisch. Die Diskussion drehte sich vor allem um zwei Punkte: Für wie viele Tonnen die Brücke künftig ausgelegt sein soll und ob bei Neubau-Maßnahmen eine Förderung winke. 

Zulässig ist die Brücke bisher eigentlich für einen Schwerlastverkehr von maximal 30 Tonnen. Und das soll sich nach einer Instandsetzung auch nicht ändern. Doch wie Hallerndorfs Ex-Bürgermeister Torsten Gunselmann (JB) erklärte, werde sie auch regelmäßig von schwereren Fahrzeugen überquert. Wie viele davon die 30-Tonnen-Marke überschreiten, konnte Dieter Els nicht sagen, aber die letzte Verkehrszählung habe ergeben, das täglich etwa 1666 Fahrzeuge die Brücke passieren – davon 75, die über 3,5 Tonnen wiegen.

Auf Nachfrage des Landrats meinte Hermann Greif, CSU-Kreisrat und Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbands, dass landwirtschaftliche Fahrzeuge über 30 Tonnen hier nur einen geringen Teil des Verkehrs ausmachten. Gleichwohl brachte Gunselmann die Idee ins Spiel, die Brücke „vielleicht an anderer Stelle neu zu bauen, damit Willersdorf ganz umfahren werden kann“. Auch Konrad Rosenzweig (CSU) war der Neubau-Variante nicht abgeneigt, gebe es doch dafür – im Gegensatz zur bloßen Instandsetzung – beachtliche Zuschüsse.

Els bestätigte zwar eine bis zu 60-prozentige Förderung eines Neubaus, aber: Das würde enorm viel Vorplanung und eine Baugrunduntersuchung bedeuten. „Für mindestens die nächsten zwei Jahre würde gar nichts geschehen“, so der Tiefbauamtsleiter mit Blick auf die dann wiederum steigenden Kosten. 

Greif forderte von der Kreisverwaltung, künftig besser aufzubereiten, welche Fördermittel man auch für einen Teilneubau und damit einer Erhöhung der zulässigen Belastbarkeit über 30 Tonnen abschöpfen könne. Gegenwind kam etwa von Helmut Taut (FW): „Wir sollten uns jetzt besser bremsen, denn was alle vergessen: Diese Brücke hat die Gutachten-Note 2,4 und ist noch ordentlich in Schuss.“

Auch Landrat Ulm stimmte zu: „Wollen wir wirklich eine gut gebaute Brücke abreißen? Was hätten die Leute in Willersdorf davon, die Brücke für Lkw über 30 Tonnen aufzumotzen?“ Am deutlichsten wurde Gerhard Schmitt (CSU): „Es gilt der Grundsatz der Wirtschaftlichkeit. Für einen Abriss und teuren Neubau hätte doch kein Bürger Verständnis.“ Damit, so Schmitt, wäre man eher „ein Fall fürs Schwarzbuch vom Bund der Steuerzahler.“ 

Einseitig befahrbar

Gunselmann appellierte schließlich eindringlich, dass – sollte man sich für Variante 1 entscheiden – die Brücke auch während der Arbeiten einseitig befahrbar bleibe, weil sie „gerade für den landwirtschaftlichen Verkehr unbedingt notwendig ist“. Laut Hofmann wäre das wohl machbar.

Und so sprach sich am Ende eine Mehrheit von elf Kreisräten (die zwei Gegenstimmen kamen von Greif und Gunselmann) für die Variante 1 aus. Für die Instandsetzungsarbeiten rechnete Hofmann mit einer Dauer von rund 16 Wochen, die Ausschreibung soll im nächsten Frühjahr erfolgen.

PHILIPP ROTHENBACHER

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