Die CSU sieht sich im Forchheimer Kreistag gestärkt

18.3.2014, 18:34 Uhr
Hermann Ulm stand am Wahlabend mit seiner Frau im Mittelpunkt. Links davon Mathilde Hartmann und Gisela Steinlein. Rechts der Kreisvorsitzende Graf Bentzel und der Abgeordnete Michael Hofmann.

© ROLAND G HUBER Hermann Ulm stand am Wahlabend mit seiner Frau im Mittelpunkt. Links davon Mathilde Hartmann und Gisela Steinlein. Rechts der Kreisvorsitzende Graf Bentzel und der Abgeordnete Michael Hofmann.

Zu den Verlierern zählen die Freien Wähler: Zwei Mandate minus stehen zu Buche oder anders ausgedrückt: 80.000 Stimmen weniger. Kreisvorsitzender Manfred Hümmer zur Ursache: "Uns fehlen die über 70.000 Stimmen, die der bisherige Landrat Reinhardt Glauber das letzte Mal eingebracht hat." Der Landrats-Kandidat Klaus Schulenburg war bewusst nicht auf die FW-Liste gegangen und konnte so auch nicht für die Freien Wähler punkten. Außerdem, so Hümmer, stecken die "neuen Freien Wähler" in einer "Übergangsphase", einem Generationenwechsel.

Genau anders herum funktionierte die CSU: Der populäre Landratskandidat Hermann Ulm bescherte der Partei, der er erst nach Amtsantritt beitreten will, einen Höhenflug: 64.000 Stimmen gehen allein auf sein Konto und damit mindestens ein Mandat, denn Ulm zieht ja als direkt gewählter Landrat nun gar nicht über die Liste in den Kreistag ein.

Franz Stumpf vor Rosi Kraus

Die zweitmeisten Stimmen der CSU zog der Forchheimer Oberbürgermeister auf sich. Franz Stumpf erhielt 41.000 Stimmen, gefolgt von Rosi Kraus mit knapp 35.000 Stimmen. Kraus ist eine von lediglich zwei CSU-Frauen, die es in den Kreistag geschafft haben. Die Kreisvorsitzende der Frauen-Union, Gisela Steinlein, ist ratlos: "Ich finde das sehr schade. Warum wählen auch die Frauen nicht Frauen?" Der CSU-Kreisvorsitzende Benedikt Graf Bentzel meint dazu: "Es liegt letztendlich am Wähler, wen er wählt." Zweite CSU-Frau ist Kerstin Nestrojil aus Kirchehrenbach.

Die CSU sieht sich im Forchheimer Kreistag gestärkt

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Drei von sechs Mandaten sind bei den Grünen weiblich besetzt, bei der SPD stellen die drei Frauen ein Drittel der Fraktion. Außerdem wurde für die Freien Wähler eine Frau gewählt (Elisabeth Simmerlein, 22.600 Stimmen) und eine für die WLF (Bürgermeisterin Rose Stark). Zehn von 60 Mandaten sind weiblich, das sind 16,6 Prozent. In der Gesamtbevölkerung des Landkreises überwiegen dagegen die Frauen. Es klingt komisch, aber: Ab sofort sitzt trotzdem eine Frau mehr im 60-köpfigen Kreistag als zuletzt.

Für Graf Bentzel hat "der Wähler" der CSU eine "gesunde Basis für die Arbeit in den nächsten sechs Jahren" gelegt. Zusammen mit ihrer Junior-Liste Junge Bürger verfügt die CSU nun über 28 Mandate. Hermann Ulm wird also auf andere Fraktionen angewiesen sein, wenn er seine Politik durchsetzen will. Er selbst nimmt das betont gelassen: "Das entspricht ja genau meiner Grundeinstellung, alle mit ins Boot zu nehmen."

Auch der grüne Fraktionsvorsitzende Karl Waldmann hofft auf diesen Effekt der wechselnden Mehrheiten, der schon die Politik Reinhardt Glaubers bestimmt hatte: "Ich erhoffe mir aber einen anderen Politikstil, denn bei Landrat Glauber gab es keine persönlichen Gespräche mit uns."

Grüne gestärkt - SPD mit Rückschlägen

Die Grünen gehen mit einem zusätzlichen Mandat gestärkt aus der Wahl. Zusätzlich eroberten sie in Gräfenberg, Neunkirchen, Weißenohe und Igensdorf erstmals Gemeinderatssitze. In Igensdorf sprangen die Grünen bei der Kreistagswahl sogar auf Rang zwei der Parteien nach der CSU. Kein Wunder, dass Waldmann Zuversicht ausstrahlt: "Wir haben einen Wählerauftrag für eine weiterhin ehrliche und offene Politik und dafür, für Menschen mit wenig Lobby da zu sein."

Einbußen musste die SPD hinnehmen. Erstmals wurde der Kreisvorsitzende Reiner Büttner in den Kreistag gewählt: "Wir hatten unser Ergebnis eigentlich halten oder sogar ausbauen wollen." Stattdessen wurde ein Sitz weggewählt. Seine Partei müsse jetzt an den "strukturellen Problemen" arbeiten, so Büttner. Sprich: mehr Ortsverbände auf dem Land gründen.

Um ein Mandat zugelegt hat die FDP. Neben Sebastian Wiegärtner sitzt nun auch Sebastian Körber im Kreistag. Die WLF will mit der FDP über eine Fraktionsgemeinschaft sprechen, so Rose Stark, um in den Ausschüssen mitarbeiten zu können.

Nicht mehr vertreten sind die SPD-Urgesteine Rainer Herrnleben und Jürgen Kränzlein. Dieser stand zwar nochmal auf der Liste (letzter Platz), ließ aber schon lange verlauten, nun müssten die Jungen ran. Diesmal wurde sein Ruf erhört. Stimmenkönigin der SPD ist die Kirchehrenbacher Bürgermeisterin Anja Gebhardt (19.000) vor Edgar Büttner aus Heroldsbach (15.500).

Wahlerfolg hängt von Persönlichkeiten ab

Nach Hermann Ulm die meisten Stimmen auf sich vereinen konnte der Freie-Wähler-Landtagsabgeordnete und Landrats-Sohn Thorsten Glauber (45.000). Der Blick in die Wahlergebnisse zeigt einmal mehr, wie sehr der Wahlerfolg im kommunalen Bereich von den Persönlichkeiten abhängt: "Der persönliche Kontakt zum Wähler entscheidet“, findet auch Graf Bentzel. Überall dort, wo eine Partei einen überzeugenden Kandidaten, eine überzeugende Kandidatin aufstellte, konnte sie ihr Gesamtergebnis nach oben ziehen.

Der neue Landrat will sich in den nächsten Wochen von seinem Vorgänger Reinhardt Glauber beraten lassen: "Ich verstehe mich gut mit ihm und er hat mir die Einarbeitung angeboten", sagt Hermann Ulm.

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