Die Gastronomen hoffen auf 2021 und zugesagte Hilfsgelder

30.11.2020, 06:03 Uhr
Die Gastronomen hoffen auf 2021 und zugesagte Hilfsgelder

© Foto: Annika Falk-Claußen

Bis weit in die Nacht hat Marcus Müller mit Kollegen des Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) und Landespolitikern am Donnerstag in München diskutiert. Der Inhaber des Landgasthofs Lahner in Veilbronn hat sich zu einer Stimme der Gastwirte entwickelt. Im Frühjahr hat er sich seine Wut über die Anti-Corona-Maßnahmen im Landtag von der Seele reden dürfen.

"Ich möchte aktuell nicht mit den Politikern tauschen", sagt Müller jetzt, der Teil einer bayernweiten "Task Force" zwischen Gastwirten und Politikern geworden ist und der begrüßt, dass Leute aus dem Fach mit ins Boot geholt worden sind: "Ich halte die Schließungen der Gaststätten für sinnvoll, wenn sie für mich als selbstständigen Gastronom natürlich völlig falsch sind". Aber Gaststätten seien eben nicht lebensnotwendig und die Kontakte müssten beschränkt werden. Er rechnet mit einer Schließung bis mindestens 15. Januar 2021.

In diesem Jahr wird Müller seinen Gasthof gar nicht mehr aufmachen, selbst wenn das kurzfristig erlaubt werden sollte: "Ich müsste eine Woche vorher anfangen, alles vorzubereiten und vorzuproduzieren, das lohnt sich nicht." Müller musste sich seit dem ersten Lockdown im März auch von festen Mitarbeitern verabschieden, da sich ihnen anderweitige Jobchancen geboten hatten.

Eigentlich sollte 2020 das "Jahr der Jahre" für den Landgasthof Lahner werden: Gleich 40 Hochzeiten waren geplant, Müller wollte weiter in seine Gaststätte investieren. Immerhin 12 Hochzeiten konnten stattfinden und einige Investitionen aufs nächste Jahr verschoben werden. "Deshalb trifft es mich schon hart, aber es gibt zum Glück die staatlichen Hilfen", blickt der Gastwirt optimistisch in die Zukunft.

Kredite laufen weiter

Ungewissheit und eine fehlende Planungssicherheit seien das, was den meisten Gastwirten zu schaffen mache, so Müller. Die versprochene schnelle Hilfe lasse auf sich warten. Seit Mittwoch können die Staatshilfen in Höhe von 75 Prozent der Umsatzausfälle für November beantragt werden – vier Wochen nach Inkrafttreten des "Lockdown light". Wann die Auszahlung der Gelder erfolgt, ist unklar.

Seinen Hauskredit muss Marcus Müller trotzdem weiter bedienen. Um wenigstens ein wenig Gewinn zu erzielen, hat der Koch pfiffige Ideen "to go" umgesetzt: Neben einer "Weihnachtsfeier to go" für Firmen bietet er im Dezember eine Weihnachtsbox mit Drei- oder Vier-Gänge-Menü an. Die Speisen werden vorgegart, großteils vakuumiert und dadurch haltbar gemacht. Die Kunden können sich Ente, Gans oder eine vegetarische Alternative zuhause mit Hilfe einer Zubereitungsanleitung fertig kochen. Ähnliche Boxen bieten auch bekannte Spitzenköche wie Tim Mälzer an, mit dem Marcus Müller häufig telefoniert. Der TV-Koch hat in dieser Woche bekannt gegeben, sein Restaurant in Hamburg nicht vor März 2021 wieder zu öffnen.

Und auch Marcus Müller ist skeptisch: "Viele Kollegen verlassen sich auf das Impfen, aber es wird sehr lange dauern, bis alle Deutschen geimpft werden." Er ermutigt seine Kollegen, die Zeit dazu zu nutzen, die eigenen Abläufe zu überdenken und umzudenken, um nachhaltiger zu arbeiten und durch ein KfW-Darlehen etwa in einen neuen Herd zu investieren. Von einigen Familienbetrieben, die ohnehin keinen Nachfolger hätten, habe er aber auch gehört, dass sie Corona als Anlass zum Aufhören betrachten und nach dem Lockdown nicht mehr aufmachen werden.

Genau wie Müller hat auch die Familie Kugler mit den Staatshilfen für November gerechnet. Doch der Gasthof Seitz in Thuisbrunn schien aus dem Raster zu fallen. Nach vier Wochen Lockdown hat Bianca Kugler vor wenigen Tagen die Information bekommen, dass ihr "Mischbetrieb" keinen Anspruch auf Unterstützung habe. Anträge dürften nur gestellt werden, wenn der geschlossene Bereich, also die Gastwirtschaft, beim Umsatz 80 Prozent übersteigt.

Da liegen die Kuglers knapp drunter, denn 21 Prozent erwirtschaften sie über Brauerei und Brennerei. Ihrem Ärger machte Bianca Kugler in einem Beitrag auf der Facebook-Seite der Elch-Bräu Luft. Innerhalb der ersten 24 Stunden wurde er mehr als 500 Mal geteilt. Auch der Landtagsabgeordnete Michael Hofmann (CSU) las von dem Fall und sagte telefonisch seine Unterstützung zu. Nach der letzten Sitzung des Bayerischen Kabinetts am Donnerstag ist jetzt klar: Auch die Mischbetriebe, von denen es in der Fränkischen Schweiz sehr viele gibt, werden mit Überbrückungshilfen unterstützt.

"Wie hoch diese Hilfe aussieht, wissen wir aber noch nicht", sagt Bianca Kugler, die mit ihrem Mann Georg im Frühjahr einen Onlineshop aufgebaut hat, um Produkte wie Bier und Whisky bundesweit anzubieten. Und das werde "zum Glück gut angenommen."


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