Die Musikreise beginnt im Studio 73 in der Fränkischen Schweiz

8.6.2021, 14:14 Uhr
Die Musikreise beginnt im Studio 73 in der Fränkischen Schweiz

© Foto: Ift

In den nächsten Tagen soll ihre erste Single namens "Reise" auf verschiedenen Streaming-Plattformen zu hören sein. Wir haben mit der Sängerin Franziska Ift aus Erlangen und dem Komponisten Sébastien Angrand aus Forchheim gesprochen, wie man zueinander gefunden hat, warum das Projekt "Mistral" heißt und welche Art der Musik einen erwartet. Es wurde ein Nachmittag voller Inspiration.

Der erste Song

Einen ganzen Tag haben sich "Franzi" und "Séb" im "Studio 73" verschanzt. In dem kleinen Flachbau mitten in Weigelshofen basteln die beiden Musiker an ihrem ersten gemeinsamen Song. Er am Mischpult, sie am Mikrofon. In der kleinen, schalldichten Kabine singt sie gerade von einer "Reise". Die führt nicht zu fremden, exotischen Orten, sondern durch das Leben selbst. Beim Hörer tauchen Assoziationen auf, die an den Rhythm-and-Blues-Klassiker "Dancing in the Street" erinnern. Ein Klassiker der 60er Jahre, mit dem Martha & The Vandellas der Durchbruch gelang. Der Einsatz der Streichinstrumente lässt an das "Boogie Wonderland" der Band Earth, Wind and Fire denken. Und doch sind es keine plumpen Cover-Versionen, keine einfachen Zitate, nichts Geborgtes. Angrand und Ift machen da seit Anfang des Jahres ihr eigenes, ganz persönliches Ding. "Wir halten mal den Fuß ins Wasser und schauen, wie die Temperatur ist". 

Das Projekt "Mistral"

Dabei wäre das ambitionierte Projekt beinahe gescheitert. Vier Jahre lang hat Angrand sich in seiner knappen Freizeit ganz der Musik verschrieben. Doch dann gab die bisherige Sängerin aus Zeitmangel auf. "Ich wollte das Ganze schon einstampfen." Dann aber lernen Ift und Angrand sich kennen. Er schickt ihr eine Auswahl an Melodien. Sie beginnt, die Gefühle, die durch die Töne bei ihr ausgelöst werden, in Worte zu verwandeln. Sie beginnt mit einer Zeile, die ihr beim Spazieren oder beim Leute beobachten einfällt. Dann spielt sie mit den Worten, setzt daraus wie in einem Puzzle weitere Sätze an, bis daraus ein Song geworden ist.

"Es hat mich sofort völlig begeistert", schwärmt Angrand. "Sie erzählt von Sachen, die irgendwo und irgendwann einfach jeden betreffen." Dass dies in deutscher Sprache passiert, das war Angrands Wunsch. "Bei manchen Feinheiten im Deutschen bekomme ich sogar Gänsehaut." Wenn man in der Muttersprache singt, kann man sich auch nicht hinter englischen Worten verstecken. Dadurch wird man aber auch verletzbar.

Franziska Ift

Ift ist eine Sängerin, der es trotz ihres jungen Alters nicht an musikalischer Erfahrung mangelt. Sie hat mit Freunden in der Kirchenband "Raindrops" in und um Stöckach mit deutschsprachiger Pop-Musik die Zuhörer begeistert. Schon dort hatte Ift einige Lieder selbst geschrieben. Zwei Spielzeiten lang stand Ift, die aus Eckental-Brand stammt, am Mikrofon der in Kirchehrenbach entstandenen Party Brass-Formation "Big Discussion". Die war auch schon Vorband der "Chicolores", bei denen Angrand am Schlagzeug sitzt. Mit "Karan & Friends" ist sie seit Jahren nicht mehr von der Erlanger Bergkirchweih wegzudenken. Und dann ist da noch die Coverband "L´Akustik", in der Ift mit Tobias Konrad und Michael Birkel in der Region allerlei Feste bereichert – bis die Pandemie kam. "Das Virus hat unser Projekt sogar befördert", so Ift. Sonst hätte man vor lauter Auftritten die Zeit gar nicht gefunden.

Sébastien Angrand

Die Musikreise beginnt im Studio 73 in der Fränkischen Schweiz

© Foto: Angrand

Es ist nicht überraschend, dass der Musiker aus Montpellier eine längere Bühnenkarriere aufweist. Bereits in seinem Heimatland Frankreich war er Drummer bei zahlreichen Bands, die sich mit Rock Progressive und Jazz-Rock beschäftigten. Für die zwei große Plattenfirmen Warner und BMG spielte er zudem im Studio mit Größen des Business. Seitdem er vor 24 Jahren nach Deutschland gekommen ist, hat er auch hier in zahlreichen Bands "geklopft". Dass der Taktgeber auch komponiert, ist für Angrand nichts Ungewöhnliches: "Schlagzeuger besitzen auch einen Sinn für Harmonie. Das bleibt oft unentdeckt." Was aber offensichtlich ist: Angrands Sehnsucht nach dem Mittelmeer, seinen Farben, Geräuschen und Gerüchen. Obwohl der Mistral im Süden Frankreichs kalt und trocken weht, sind es warme und weiche Klänge, die Angrand da in Erinnerung kommen. 

Die Wellenlänge stimmt

Den Altersunterschied empfinden sie nicht als problematisch. Eher als bereichernd. Zumal beider Musikgeschmack auf den Classic Rock abzielt. "Gute alte, handgemachte Musik, etwa von Pink Floyd." Anders als viele Kollegen auf der Bühne oder im Tonstudio sind Ift und Angrand nicht auf den finanziellen Erfolg des Projektes angewiesen. "Für uns ist das Luxus. Wir machen das aus Freude." Beide haben Berufe jenseits der Musik. Sie ist Projektmanagerin bei einer Marketing-Agentur in Nürnberg. Er kümmert sich für ein mittelständisches Unternehmen aus Kirchehrenbach um den Vertrieb der Produkte nach Frankreich. So kann man experimentieren und muss nicht dem Massengeschmack nachgeben. Dass dabei ein wunderbar poetischer, mitreißender, intimer, magischer Song herausgekommen ist, davon kann man sich nun selbst überzeugen. Wenn alles gut geht, wird in absehbarer Zeit ein Album fertig geworden sein. Das soll dann "Forchheim" heißen. Eine Verbeugung vor Angrands neuem Lebensmittelpunkt.

Ab dem 11. Juni kann man auf den Streaming-Plattformen Spotify, Deezer oder Apple Music den Song unter "Mistral – Reise" finden.

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