Die Ölscheichs verdienen hier nichts mehr

18.10.2016, 17:00 Uhr
Die Ölscheichs verdienen hier nichts mehr

© Foto: Udo Güldner

Der Weg ins Innere führt über eine  Planke. Die Treppe wird der Hausherr, der eigentlich in Pautzfeld wohnt, später selbst noch mauern. Drinnen stapeln sich Zementsäcke, aus den Zimmerdecken ragen Stromkabel, überall liegen Werkzeuge herum. Seit Juni wird saniert. Johann Schneider erklärt gerade einer vierköpfigen Familie aus der Nähe von Waischenfeld, dass sie in der späteren Küche stehen. „Bis Weihnachten hoffen wir, fertig zu werden.“

Auch die neuen Türen entstehen nur in der Fantasie der Besucher. Sie fehlen ebenso wie die Fußbodenheizung, die effizienter als die Heizkörper sein soll. Beim Blick aus dem neuen doppelt-verglasten Aluminiumfenster ist der Schuttcontainer im Hof zu sehen. Das Baugerüst ist erst auf einer Seite errichtet, die anderen drei Fronten folgen. Denn auch an der Fassade ist viel zu tun. „Im Erdgeschoss sind es 30 Zentimeter Mauerwerk aus Bimsstein, oben nur noch 24.“

Das Einfamilienhaus mit seinen etwa 125 Quadratmetern Wohnfläche steht seit 1960 und hat bereits „einige kleinere Renovierungen“ hinter sich. Errichtet hat es Johann Schneiders Schwiegervater und bei den Kunststofffenstern vor 20 Jahren „wohl zu sehr auf den Preis geschaut“.

Einige Monate stand das zuletzt vermietete Gebäude leer. Es drohten Kosten wie eine Erneuerung der defekten Heizungsanlage. „Die hatte über 20 Jahre auf dem Buckel und sollte für mehr als 1000 Euro repariert werden.“ Da habe er, der die Energieberatung zum Hauptberuf gemacht habe, die Gelegenheit beim Schopf ergriffen. Weder Heizöl noch Erdgas kommt Johann Schneider mehr ins Haus. „Mit dem einen finanzieren wir die Saudis und damit den IS-Terror, mit dem anderen Putin und den Krieg in der Ostukraine.“ Es sind politische, ökonomische und ökologische Motive, die den selbstständigen Energieberater, Versicherungsgutachter und Schimmel-Sachverständigen zum großen Wurf inspiriert haben.

Die Zahlen, die Johann Schneider nennt, klingen beeindruckend. Die Vollsanierung habe rund 160 000 Euro verschlungen. Damit habe er den Energieverbrauch drastisch reduziert. „Der Altbau hatte nur für Heizzwecke einen Verbrauch von 320 Kilowatt-Stunden pro Quadratmeter, also rund 4000 Liter Heizöl im Jahr.“

Jetzt plant er mit 70 Kilowatt-Stunden inklusive der Warmwasser-Erzeugung, womit er die Kriterien der staatlichen Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) als Effizienzhaus spielend erfülle.

Beim Rundgang über die Baustelle plaudert Maurermeister Johann Schneider, seit 41 Jahren auf dem Bau zugange, auch über das Dach, das bislang mit einfachen Ziegeln und Heraklith-Platten nur unzureichend gedämmt und stellenweise nicht mehr dicht gewesen sei.

Mit einer Auf-Sparren-Dämmung im neuen Dachstuhl sollen alle Probleme der Vergangenheit angehören. „Das sind 180 Millimeter, die wie eine zweite Dachhaut isolieren.“ Die Halterungen für die Solarmodule hat Schneider auf den Betonziegeln auch schon angebracht. „Nur für den Fall, dass . . . Jetzt muss aber für die nächsten 30 Jahre Schluss sein.“

Keine Kommentare