Tourismus

Die Ruine Neideck in der Fränkischen Schweiz soll künftig Eintritt kosten

29.7.2021, 13:13 Uhr
Diese Aussicht soll es künftig nicht mehr kostenlos geben. 

© Berny Meyer, NN Diese Aussicht soll es künftig nicht mehr kostenlos geben. 

Die touristischen Attraktionen „Lochgefängnis“ auf der Streitburg und die Burgruine Neideck waren ein Diskussionspunkt in der jüngsten Sitzung des Tourismusausschusses des Gemeinderates Wiesenttal. Beim Lochgefängnis dürfe man aktuell wegen der Bindungsfrist für geflossenes Fördergeld noch keinen Eintritt verlangen, man könnte aber eine Spendenbox aufstellen.

Wiesenttals Bürgermeister Marco Trautner (FWG) am Lochgefängnis in Streitberg.

Wiesenttals Bürgermeister Marco Trautner (FWG) am Lochgefängnis in Streitberg. © Foto: Pauline Lindner

Anders soll dies nun bei der Ruine Neideck werden, wenn ein Besucher auf den Turm will. Hier sei die Bindungsfrist abgelaufen, weshalb man für die Turmbesteigung nun Eintritt verlangen könne, so Wiesenttals Bürgermeister Marco Trautner (FWG).

Künftig durch das Drehkreuz

Schon nach der Brücke soll ein Drehkreuz errichtet werden. Es lässt nur diejenigen durch, die Geld eingeschmissen oder über das Handy bezahlt haben. Vorstellen kann man sich das ähnlich wie auf Toiletten von Autobahnraststätten. Allerdings braucht ein Drehkreuz Strom, der auf der Neideck noch nicht liegt. Für Julian Windisch (BGS) ist es kein Problem, ein Stromanschluss könnte auch für Feste auf der Burg genutzt werden. Bisher brauchte man dafür ein Stromaggregat.

Leiterin des Kulturamtes des Landratsamtes hält von der Eintritt-Idee nichts

Christin Kellner (FWG) riet, schon jetzt eine Spendenbox auf der Neideck aufzustellen. „Wir sind uns einig, dass wir da finanzielle Mittel akquirieren können“, so Trautner.

Zur Idee des Marktes Wiesenttal, die Ruine Neideck teils eintrittspflichtig zu machen, befragten wir die Leiterin des Kulturamtes des Landratsamtes, Marion Rossa-Schuster: „Als die bedeutendste und schönste Burgruine der Fränkischen Schweiz in ihrer Substanz gefährdet war, veranlasste der Landkreis unter Kulturreferent und LEADER-Manager Anton Eckert, an der Neideck umfangreiche Sanierungsarbeiten mit umfassenden archäologische Grabungen, die mit der Errichtung des LEADER-geförderten Archäologischen Parks Neideck 2008 erfolgreich abgeschlossen werden konnten. Finanziert wurde das LEADER-Plus Projekt „Archäologischer Park Neideck“ weitgehend mit EU-Fördermitteln, die durch Mittel der Oberfrankenstiftung und durch Landkreismittel ergänzt wurden. Seither entwickelte sich die Burgruine Neideck zu einem Besuchermagneten in der Fränkischen Schweiz. Ziel von LEADER war und ist die Weiterentwicklung der Region und damit auch die Erschließung bedeutender Kulturgüter für die Öffentlichkeit. Diese sollen der Öffentlichkeit kostenlos zugänglich gemacht werden. Tatsächlich lief die Zweckbindung jetzt nach zwölf Jahren aus.

Der Landkreis ist in die Überlegungen des Marktes bisher nicht eingebunden worden. Allerdings halte ich von der Idee, für die Hauptburg Eintritt zu verlangen, nichts. Der Zugang zur gesamten Anlage sollte wie bisher für Wanderer, Ausflügler - vor allem Familien mit Kindern - frei zugänglich sein. Von der Umsetzungspraktikabilität und Haftungsfragen einmal abgesehen, halte ich es außerdem für fraglich, ob dort so bedeutende Summen zusammen kommen, die den Aufwand der Installation einer Zugangsbeschränkung rechtfertigen.“

Binghöhle soll teurer werden

Von fünf auf sechs Euro wurde der Eintritt für Erwachsene in diesem Jahr für die Binghöhle erhöht. Damit sei man noch immer weit unter dem Eintrittspreis anderer Schauhöhlen. Wegen Corona wurden heuer keine Führungen in der Binghöhle angeboten. Kleinstgruppen und Familien können aber im Fünfminutentakt mit Taschenlampe und ohne Führer selbst durch die Höhlengänge laufen. Dies kommt laut Katja Schönhöfer-Huhn von der Tourist-Info bei den Besuchern sehr gut an. Auch 2022 will man an bestimmten Tagen dieses Modell beibehalten, aber auch wieder Führungen anbieten. "Weil der Aufwand dann steigt, können wir den Eintrittspreis dann auf sieben Euro erhöhen", schlug die Höhlenleiterin vor.

Für Bernhard Distler (Zukunft Jura) sind die vielen unterschiedlichen Eintrittspreise verwirrend. Kinder- und Schülereintrittspreise sollen nun angepasst werden, die Familienkarte wird es aber weiterhin geben. Genau wie Pakete für Kindergeburtstage, die vor Corona ein Renner waren. Gebastelt wird auch an einem „Tag der offenen Höhle“. Günter Schürer (CSU) kritisierte, dass die Teufelshöhle in Pottenstein von einem deutschlandweiten Internet-Reiseportal jüngst zur schönsten Schauhöhle Deutschlands gekürt wurde. Viel schöner sei aber die Binghöhle, ärgerte sich Schürer. „Bei uns war keiner von denen und uns hat auch keiner gefragt“, so Schönhöfer-Huhn dazu.

Hier Brot backen, dort Schnaps trinken in Wiesenttal

Hauptpunkt der Sitzung war das Jubiläumsjahr „50 Jahre Markt Wiesenttal“. Es soll 2022 stattfinden und an die Gründung der Marktgemeinde im Gebietsreformjahr 1972 erinnern. „Es ist ein historisches Datum, auf das wir stolz sein können“, betonte Bürgermeister Trautner. Ihm schwebt ein ganzes Feierjahr mit verschiedenen kleineren und punktuellen Veranstaltungen in allen Ortsteilen der ehemaligen acht Gemarkungen vor. Dadurch soll der Markt noch enger zusammenwachsen. In einem Ort Brot backen, im anderen Schnaps trinken, im weiteren ein Theaterstück oder ein Konzert, oder eine Schlachtschüssel und vieles mehr.

Um das Festjahr zu koordinieren und vorzubereiten, soll ein Arbeitskreis mit acht Mitgliedern aus allen früheren Gemeinden, Katja Schönhöfer-Huhn und Anke Messingschlager von der Tourist-Info und ihm selbst gegründet werden. In der Septembersitzung des Gesamtgremiums soll dieser Arbeitskreis starten. „Die Idee an sich halte ich für nicht schlecht, aber es sollte auch eine große politische Veranstaltung mit einem bekannten Politiker geben“, meinte Schürer. Am bestem im Rahmen des Kürbisfestes, wenn es denn nächstes Jahr wieder stattfinden kann. Außerdem soll eine 50-Jahrchronik herausgebracht werden, zu deren Erstellung Hans Heißenstein (WU) seine Mitarbeit schon zugesichert hat.

Neuer Wanderführer

Bis dahin soll dann auch ein neuer Wiesenttaler Wanderführer erscheinen. Dieser neue Flyer wird vom Tourismusbüro selbst erstellt, wodurch die Werbeanzeigen um ein Drittel billiger angeboten werden können. Der Wanderführer soll nicht nur aktualisiert, sondern um barrierefreie Rundwege oder den Promenadenweg ergänzt werden, so Anke Messingschlager. Martin Polster (BMW) riet, sich Anregungen aus dem Wanderführer der Fränkischen Toskana zu holen. Dieser sei werbefrei und die Leute seien auch bereit, zwei bis drei Euro dafür zu bezahlen, so Polster.

Wiesenttaler Erlebniscard

Thema war auch der Minigolfplatz in Muggendorf. Dieser werde wenig frequentiert. Schon seit vielen Jahren kostet der Eintritt für Erwachsene zwei Euro (Kinder 1,50 Euro). Messingschlager schlug vor, den Eintritt um 50 Cent zu erhöhen. Schürer war für drei Euro und die Einführung einer Familienkarte. Dem stimmten die Räte dann als Beschlussempfehlung auch zu, überlegten aber auch, wie man mehr Besucher in den historischen Minigolfpark locken könnte.

Außerdem sollen neue Minigolfschläger angeschafft werden. Dies war die Geburtsstunde des „Wiesenttaler Erlebnispass“ für Familien. 30 Euro soll der kosten. Im Paketpreis sollen die Eintrittskosten für den Minigolfplatz, das Familienbad Streitberg und die Binghöhle enthalten sein.

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